Neuss Neuss vor der Entscheidung

Neuss · 110 142 stimmberechtigte Neusser sind am Sonntag aufgerufen, über die Zusammensetzung des neuen Landtages abzustimmen. In Neuss bewerben sich sechs Kandidaten um das Direktmandat. Bis 12 Uhr lag die Wahlbeteiligung im Rhein-Kreis bei 18,36 Prozent. Bei der Landtagswahl 2010 hatte sie zur selben Zeit bei 16,48 Prozent gelegen.

 Zwei Stimmen können die Neusser auf dem Wahlzettel abgeben. scan: ngz

Zwei Stimmen können die Neusser auf dem Wahlzettel abgeben. scan: ngz

Foto: scan

Nur sechs Wochen nach Auflösung des Landtages und einem echten Turbo-Wahlkampf mit viel Wahlkampfhilfe von bundes- und landespoltischer Prominenz für die Neusser Kandidaten haben jetzt die Bürger das Wort. 110 142 Neusser sind morgen aufgerufen, darüber abzustimmen, welcher Neusser Politiker als Direktkandidat im Landtag Politik für NRW und für seine Stadt gestalten darf und wie dieses Abgeordnetenhaus zusammengesetzt sein soll.

Gut 18 000 Stimmberechtigte hatten bis gestern Abend, als im Rathaus das Wahlbüro schloss, schon per Briefwahl von ihrem Stimmrecht Gebrauch gemacht. Damit ist die Zahl der Briefwähler in etwa so groß wie bei den Landtagswahlen vor zwei Jahren. Aber: Bei der Wahlbeteiligung insgesamt ist noch "Luft nach oben", denn beim Urnengang 2010 gaben nur 57,3 Prozent der Berechtigten ihre Stimme ab — Negativrekord im Rhein-Kreis.

Spannend machten die Wahl vor zwei Jahren vor allem zwei Fragen: Wie wird Jörg Geerlings für die CDU abschneiden, der zuvor in einem parteiinternen Ringen um die Direktkandidatur den langjährigen Landtagsabgeordneten Heinz Sahnen ausgestochen hatte? Und: Würde am Ende Platz zwölf auf der Landesliste für den SPD-Kandidaten Fritz Behrens zum Wiedereinzug in den Landtag reichen? Es reichte — ganz knapp. Im direkten Vergleich der Bewerber lag Behrens mit 31,5 Prozent weit hinter Geerlings, der mit 45,6 Prozent ein, wie er meinte, "echt gutes Ergebnis" erreichte.

Zu einem neuen Schlagabtausch beider wird es diesmal nicht kommen. Geerlings (39), heute unangefochten die Nummer eins der Neusser CDU, tritt zwar wieder an und will mit den Themen Wirtschafts- und Finanzpolitik punkten. Seiner Kernkompetenz, wie er sagt. Doch die SPD schickt Reiner Breuer (43) ins Rennen, den Vorsitzenden der Neusser Ratsfraktion, der sich im Falle der Wahl unter anderem für eine "verlässliche Betreuungs- und Bildungskette" einsetzen wird.

Der muss — mit Platz 20 auf der Landesliste seiner Partei kaum abgesichert — ganz auf Sieg setzen und tritt entsprechend forsch auf. Seine Herausforderung zu einem Wahlkampf- Duell mit Geerlings vor großem Publikum lehnte dieser mit Hinweis auf Terminprobleme ab — und handelte sich von Breuer den Vorwurf der "Drückebergerei" ein.

Wer von beiden am Ende das Direktmandat erringt und wie groß der Abstand zwischen ihnen ist, könnten am Ende ganz andere Faktoren ausmachen. Die FDP zum Beispiel, die mit dem erst vor kurzem geworbenen Neumitglied Hermann-Josef Verfürth (63) eine stadtbekannte Persönlichkeit ins Rennen schickt. Der setzt auf Themen der Umwelt- und Gesundheitspolitik, und strebt ein Ergebnis von "acht Prozent plus x" an — und schielt dabei natürlich vor allem auf das bürgerliche Lager. Spannend aus Sicht vor allem der Grünen wird die Frage sein, wie die Piratenpartei in Stadt und Land abschneidet. Denn die bietet als Direktkandidaten Joachim Paul (54) auf, der — gemeinsam dem Neusser Lukas Lamla (28) — die Landesliste seiner Partei anführt und Neuss zur Piratenhochburg machen will. Eine Ansage, die den Grünen-Diretkandidaten Hans-Christian Markert (43) aber nicht um den Schlaf bringe muss. Listenplatz 18 sind für ihn eine fast sichere Fahrkarte für den — dann zweiten — Einzug in den Düsseldorfer Landtag.

(NGZ/rl/jco)
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