Vögel beobachten ist auch in Neuss beliebt „Birding“ — die Natur bewusst erleben

Neuss · Das Beobachten von Vögeln in ihrer natürlichen Umgebung bietet Abwechslung zum Alltagsstress. Dazu benötigt man kein Fernrohr – einfach die Tiere im Baum vor der eigenen Wohnung anschauen, rät Experte Rainer Nahrendorf.

Zu jedem Baum kann Rainer Nahrendorf eine Vogelgeschichte erzählen oder seine Bewohner nennen, denn der Neusser Vogelfreund und Buchautor ist ein Experte auf dem Gebiet.

 „Geier Georg auf der Flucht“ lautet der Titel eines Buches von Rainer Nahrendorf.

„Geier Georg auf der Flucht“ lautet der Titel eines Buches von Rainer Nahrendorf.

Foto: Manfred Delpho

„Birding“ beschreibt das Beobachten und Fotografieren von verschiedenen Vogelarten in ihrer natürlichen Umgebung. Nahrendorf beobachtet am liebsten von seiner Dachterrasse das bunte Geschehen. „Bei den Vogelstreitigkeiten im Baum nebenan entsteht die schönste und modernste Musik“, erzählt er. „So gegen 4 Uhr morgens, wenn auf dem Parkplatz um die Ecke die Lampe brennt, kommt das Käuzchen und fängt an zu singen“, sagt er und gerät ins Schwärmen.

In Deutschland kann man viele verschiedene Vogelarten beobachten: Singvögel, Greifvögel, verschiedene Eulen, Falken und Wasservögel. Deswegen zieht der neue Trend Interessierte aus anderen Ländern, unter anderem Japan, Neuseeland, Afrika, Russland, Island, USA, Australien und China nach Deutschland. „Birding“ kann man das ganze Jahr betreiben, denn für Vogelfreunde bietet jede Jahreszeit etwas Besonderes.

Im Frühjahr kommen viele Zugvögel aus anderen Ländern, zum Beispiel aus Afrika, Spanien, Portugal und Frankreich nach Deutschland, um zu brüten und ihre Jungtiere aufzuziehen. Im Herbst hingegen sind es Vögel aus Nordeuropa, aus Norwegen, Schweden, Finnland, Dänemark und Island. Sie wollen in Deutschland überwintern. „Die Artenvielfalt ist besonders in Norddeutschland enorm“, so Nahrendorf.

Eine Gefahr für das „Birding“ sieht er in der zunehmenden Vernichtung von Grünflächen in den Innenstädten. Dort ist es wichtig, mögliche Brutgebiete der Vögel zu erhalten, damit sie auch in Großstädten weiterhin leben können. Auf das Artensterben und die zunehmende Vernichtung von Gebieten, die für Vögel jedoch wichtig sind, will Nahrendorf auch aufmerksam machen. Mit Büchern, wie zum Beispiel „Der Gauner der Lüfte“ oder „Geier Georg auf der Flucht“ erzählt Nahrendorf Geschichten, die „das Image der Vögel korrigieren sollen“, denn zum Beispiel die Geier sind „die Gesundheitspolizei der Lüfte und für den Menschen wertvolle und nützliche Tiere“, erklärt er. Auch in Neuss und der Umgebung hat „Birding“ seine Anhänger. Wer aber denkt, man muss mit dem Fernrohr auf Vogelsuche gehen, irrt sich. Jeder kann mit bloßem Auge beobachten, wie die krächzenden Halsbandsittiche in der Kastanie vor dem Haus sitzen oder die Krähen und Dohlen die Dächer als Start- und Landebahn nutzen. Ein Blick hinauf in den Baum genügt für erste Eindrücke. Wer die Vogelwelt intensiver erleben möchte, für den sind dann allerdings Exkursionen mit Experten genau das Richtige. Denn die kennen sich bestens aus

Für diejenigen, deren Interesse jetzt geweckt wurde, findet jeden letzten Donnerstag im Monat ein Ornithologen-Stammtisch statt, bei dem sich viele Vogelfreunde aus der Umgebung treffen und über Erlebtes austauschen. Weitere Informationen dazu finden Sie unter 02137 77601.

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