Auf der Raketenstation Eine Vernissage für vier Ausstellungen in Neuss

Neuss · Ab Sonntag sind auf der Raketenstation vier neue Ausstellungen zu sehen, die das ganze Spektrum der Kunst widerspiegeln.

 „Flintstones“  hat Richard Long zu einem Kreis formiert. Die Arbeit des Bildhauers ist neu und wird in der Skulpturenhalle Thomas Schütte gezeigt. Ebenfalls neu:  „Love Minors no Limit“ (l.) und „One Two many Mornings“ (r.)  in Carborundum-Technik.

„Flintstones“  hat Richard Long zu einem Kreis formiert. Die Arbeit des Bildhauers ist neu und wird in der Skulpturenhalle Thomas Schütte gezeigt. Ebenfalls neu:  „Love Minors no Limit“ (l.) und „One Two many Mornings“ (r.)  in Carborundum-Technik.

Foto: Helga Bittner

Als er die Arbeiten in einer Londoner Galerie sah, wusste er sofort: Die will ich auch zeigen. Farbe bei Richard Long – das ist für jeden ungewöhnlich, der die Arbeiten des britischen Bildhauers kennt. Und weil sein Kollege aus Düsseldorf, der Bildhauer Thomas Schütte, auch eine Art von Galerist ist, seit er mit seiner Stiftung die Skulpturenhalle auf der Raketenstation betreibt, setzte er alles daran, die Arbeiten aus London nach Neuss zu holen.

Das Besondere an den neun großen Wandarbeiten, mit denen die neue Ausstellung auf der „Rakete“ geradezu auftrumpft, ist dabei die Art der Produktion. Steinpulver und Harz sind die Mittel, mit denen der 1945 geborene Künstler seine Grapiken gestaltet hat. Carborundum nennt sich die Tiefdrucktechnik, mit der Richard Long geradezu malerische Graphiken geschaffen hat. „Ich habe keine Ahnung, wo solch große Kupferplatten gedruckt werden konnten“, sagt Schütte, der zudem mit ein bisschen Stolz in der Stimme darauf verweist, dass kaum jemand wusste, dass Long solcherlei Arbeiten gemacht hat. Natürlich zeigt die Schau mit dem schlichten Titel „Richard Long“ den ganzen Künstler – einschließlich der „Steinkreise“ und Arbeiten mit Materialien, die Long gefunden hat: Holzstücke, Bleche oder Tafeln.

 Ein Foto der Ausstellung „How to See [What Isn`t There]“ in der Langen Foundation.

Ein Foto der Ausstellung „How to See [What Isn`t There]“ in der Langen Foundation.

Foto: Karla Zerressen

Wie schon seit Längerem üblich, präsentieren die Kunstinstitute auf der Raketenstation ihre neuen Ausstellungen mit einem gemeinsamen Eröffnungstag. In der Langen Foundation ist es eine Ausstellung mit Arbeiten von gleich 32 Künstlern, die mit Skulptur, Installation, Malerei, Fotografie, Video und Performance zeigen, was nicht da ist. „How to See [What Isn’t There]“ ist der sprechende Titel der Schau, die Vorstellungen erweitern will, auch wenn die Wahrnehmung nicht visuell fassbar ist. Alle Werke stammen aus der Burger Collection, die als eine der großen und wichtigen Privatsammlungen zeitgenössischer Kunst gilt und bisher vor allem in Berlin und Hongkong ausgestellt wurde. Die insgesamt 46 Arbeiten wurden in der Langen Foundation von Gianni Jetzer von Hirshhorn-Museum in Washington kuratiert.

Die Schau präsentiert in einer Weltpremiere zudem eine Arbeit des kanadischen Künstlers Jon Rafman, der sich in „Deluge“ gleichzeitig mit den unsichtbaren Gefahren von Krieg auseinandersetzt und dabei auf die militärische Vergangenheit des Ortes zurückgreift. Die eigens für die Ausstellung kreierte Arbeit sind Bilder, die am Computer generiert wurden. Die Stiftung Insel Hombroich hat gleich Orte auf der Raketenstation aktiviert, um in einer ersten Einzelausstellung überhaupt die Arbeit des italienischen Künstlers Remo Salvadori aus vier Jahrzehnten zu zeigen. Dabei hat er teilweise auch Skulpturen für den Ort selbst entwickelt, im Fontana Pavillon zeigt er seine Kunst unter dem Titel „Ne Momento“, im Archiv unter „Continuo Infinito Presente“. Auch der Siza-Pavillon wird von Salvadori „bespielt“, mit großformatigen Wandarbeiten im vorderen Teil etwa („Sostare“). Kreis, Quadrat und Dreieck – wie wandelbar diese drei geometrischen Formen sind, zeigt sich auf eindrückliche Weise. Dass der Besucher damit auch einen Spaziergang über die „Rakete“ macht, ist natürlich Absicht.

 Im Siza-Pavillon hat der italienische Künstler Remo Salvadori unter dem Titel „Sostare“ Wände gestaltet.

Im Siza-Pavillon hat der italienische Künstler Remo Salvadori unter dem Titel „Sostare“ Wände gestaltet.

Foto: Attilio Maranzano

Die „Räume der Fotografie“ im Siza-Haus sind allerdings der Hombroich-verbundenen Fotografin Ursula Schulz-Dornburg vorbehalten. Sie zeigt dort ihre beiden Projekte „Palace Pier“ (Brighton 1976) und „Vorhänge am Markusplatz“ (Venedig 1973). Dabei spiegeln ihre Fotografien vor allem Beschäftigung der Künstlerin mit architektonischen Strukturen und räumlichen Zusammenhängen wider. Was wiederum exakt zu den anderen Ausstellungen und natürlich zu diesem sehr gewandelten Ort passt.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort