Neuss Neuss verliert Pfadfinder-Bundeszentrale

Neuss · Das Bundesamt eines der größten Jugendverbände wird verlegt. Das genutzte Holzheimer Krankenhaus wird verkauft.

 Bislang haben die Pfadfinder das Holzheimer Krankenhaus genutzt.

Bislang haben die Pfadfinder das Holzheimer Krankenhaus genutzt.

Foto: Woitschützke Andreas

Die Deutsche Pfadfinderschaft St. Georg (DPSG) verlässt Neuss. Bis Ende 2017 soll das Bundesamt als zentrale Service- und Verwaltungsstelle des Verbandes, der mit 95.000 Mitgliedern einer der größten Jugendverbände Deutschlands ist, samt Rüsthaus, Verlag und Archiv geräumt sein. Voraussetzung dafür ist, dass das ehemalige Holzheimer Krankenhaus, das die DPSG 1987 von der Kirche erworben hat, einen Interessenten findet. Angeboten wird es für von 2,5 Millionen Euro.

"Wir haben uns nicht gegen den Standort, sondern gegen die Immobilie entschieden", betont Nico Frass von der DPSG-Bundesgeschäftsführung. er soll den Verkauf über die Bühne bringen. Sollte der Verband geeignete Räume in der Gegend finden, bleibe man gerne, sagt er. Aber die Suche läuft nur nebenbei. "Priorität hat der Verkauf."

Für die Kirchengemeinde, den Ort Holzheim aber auch die Stadt Neuss war es ein Glücksfall, dass der CDU-Stadtverordnete Thomas Nickel, damals Verwaltungsrats-Vorsitzender des zuvor in Düsseldorf residierenden Verbandes, die DPSG für die Liegenschaft in Holzheim interessieren konnte. Die stand damals schon fast acht Jahre lang leer, nachdem dort eine Privatschule in Konkurs gegangen war. Das Haus - ein Abbruchkandidat. Auch vor diesem Hintergrund wünscht sich Nickel, dass das Objekt nicht leer steht. Aber er ist optimistisch: "Die alte Schule am Hindenburgplatz stand lange leer, und daraus ist etwas Gutes geworden." Für das Krankenhaus sieht er mehrere Optionen - Wohnen ist dabei.

Wohnen hält Makler Alexander Busch nicht für ausgeschlossen, aber das sei nicht so einfach. Das Krankenhaus, 1988 von der DPSG kernsaniert und auf 2276 Quadratmeter Gewerbe- und 679 Quadratmeter Wohnfläche vergrößert, steht auf einem - an diesen Zahlen gemessen - sehr kleinen Grundstück. Da wird das Thema Parkplätze zum Problem. Geeigneter fände der Makler Altenwohnungen oder eine Pflegeeinrichtung in dem Gemäuer.

Das wurde 1907 als Kindergarten in Dienst gestellt, war danach Näh- und Haushaltsschule, bevor es Franziskanerinnen 1926 zum Krankenhaus machten. Das blieb es bis 1976. Die DPSG schuf mit dem Bundesamt im Zeichen der Kreuzlilie 50 Jobs und Büros für die Bundesleitung. Die ist aber dank neuer Kommunikationstechnik immer seltener vor Ort, und auch das Geschäft des Rüsthaus, dem Outdoor-Ausrüster der DPSG, hat sich weitgehend ins Internet verlagert. Dem trägt der Verband Rechnung. Mit dem Bundesamt verschwinden die Zimmer, die - für ausländische Gäste gedacht - auch von Holzheimern angemietet werden konnten. Doch Frass stellt klar: "Vermieten ist nicht unser Kerngeschäft."

(-nau)
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