Hauptfriedhof Neuss Verbesserung für islamische Bestattungen

Neuss · Die Stadt Neuss sieht Möglichkeiten, die Rahmenbedingungen für Waschungen zu verbessern. Aktuell entscheiden sich viele Familien, ihre Verstorbenen in Düsseldorf oder Köln waschen zu lassen.

 Auf dem Hauptfriedhof sind Waschungen derzeit nur bedingt möglich.

Auf dem Hauptfriedhof sind Waschungen derzeit nur bedingt möglich.

Foto: Janßen/Simon Janßen

In der Debatte um verbesserte Rahmenbedingungen für islamische Bestattungen in Neuss hat die Stadt jetzt Lösungsansätze vorgelegt. Vor allem soll dabei die vor Bestattungen nach islamischem Ritus vorgesehene rituelle Waschung der Toten betrachtet werden. Diese sind zum Beispiel bei den auf muslimische Bestattungen spezialisierten Bestattungsunternehmen möglich.

Die Städtischen Friedhöfe Neuss verfügen im Keller über einen Raum im Stile der späten 50er Jahre, der ursprünglich wahrscheinlich für forensische Untersuchungen eingerichtet wurde. Der Raum wird für diesen Zweck aber nicht genutzt. Hin und wieder finden laut Stadt dort Totenwaschungen insbesondere vor islamischen Bestattungen statt. Das Angebot musste während der Pandemie allerdings für einige Monate aufgegeben werden, weil aufgrund der räumlichen Verhältnisse die nötigen Abstände zwischen den Teilnehmenden nicht zu gewährleisten waren.

Aktuell steht der Raum wieder zur Verfügung. Aufgrund der beschriebenen räumlichen Situation am Hauptfriedhof entscheiden sich viele Familien aber, ihre Verstorbenen in Düsseldorf oder Köln waschen zu lassen. Neben den Kosten für die Waschung entstehen weitere Belastungen für die Überführung, die pro Fall mehrere Hundert Euro ausmachen können.

Vor dem beschriebenen Hintergrund ist aus Sicht der Stadt eine Verbesserung geboten. Die Kosten der Sanierung des vorhandenen Raumes und der Vorräume lägen voraussichtlich „im hohen fünfstelligen Euro-Bereich“. Damit sei das Problem der Barrierefreiheit aber noch nicht gelöst. Der Aufzug sei nur als Lastenaufzug zugelassen, ein Austausch gegen einen Personenaufzug würde weitere Kosten mindestens im fünfstelligen Bereich nach sich ziehen.

Die Stadt hat im Gebäudebestand des Hauptfriedhofs allerdings eine ebenerdige, barrierefreie Alternative zu den derzeit vereinzelt genutzten, aber nicht dem Standard entsprechenden Räumlichkeiten gefunden. Dazu müssten zwei Leichenzellen durch einen Durchbruch miteinander verbunden und hergerichtet werden. Sie werden wegen der stetig abnehmenden Sargbestattungen nicht mehr für ihren ursprünglichen Zweck benötigt. Alternativ könnte auf dem Friedhofsgelände ein Container-Modul als Waschraum aufgestellt werden. Die zweite Variante wäre mit rund 80.000 Euro allerdings deutlich teurer als die erste mit 41.000 Euro. Die erforderlichen Mittel sind noch nicht im Wirtschaftsplan der Städtischen Friedhöfe Neuss enthalten. Es ist beabsichtigt, dem Rat vorzuschlagen, die Mittel im Wirtschaftsplan 2023 zu etatisieren.

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