Uta Ranke-Heinemann lehrte in Neuss Neusser Professorin schrieb Kirchengeschichte

Neuss · Vor einem halben Jahrhundert sorgte die Theologin Uta Ranke-Heinemann für eine kleine Revolution in der katholischen Kirche: Vorgeschlagen vom Theologen Karl Rahner legte die streitbare Wissenschaftlerin ihre bisherigen Arbeiten einer Professoren-Kommission vor und wurde Ende Oktober 1969 habilitiert – als erste katholische Theologin überhaupt.

Die Tochter des früheren Bundespräsidenten Gustav Heinemann war damals 42 und lehrte an der Pädagogischen Hochschule Neuss. Ende Januar 1970 – laut Archiv der Universität Duisburg-Essen vermutlich am 26. Januar – wurde sie dann zur vermutlich ersten Professorin in katholischer Theologie weltweit ernannt.

 Uta Ranke-Heinemann und ihr Vater Gustav Heinemann auf einem Foto aus dem Jahr 1969.

Uta Ranke-Heinemann und ihr Vater Gustav Heinemann auf einem Foto aus dem Jahr 1969.

Foto: dpa/---

Möglich gemacht hatte dies 1968 eine Entscheidung der Deutschen Bischofskonferenz, erklärt Marie-Theres Wacker, emeritierte Theologieprofessorin an der Universität Münster. Die Bischöfe hätten bestimmt, dass es unter anderem in der Religionspädagogik Ausnahmen von der Regel geben sollte, dass sich nur Priester – und damit Männer – habilitieren konnten. „Damals war viel möglich, es herrschte eine Aufbruchstimmung“, sagt die 67-Jährige, die in Münster 20 Jahre lang die Theologische Frauenforschung vertrat. 1972 habe die Bischofskonferenz die Ausnahmen auf alle theologischen Fächer ausgedehnt und Laien den Zugang zu allen Lehrstühlen ermöglicht. Dennoch blieben Frauen als Theologie-Professorinnen die Ausnahme: „Normalität stellte sich nur sehr langsam ein.“

Als sie Professorin wurde, hatte Ranke-Heinemann schon einen turbulenten Werdegang hinter sich, in dem sie oft die erste war: erstes Mädchen etwa am traditionsreichen und zuvor rein männlich dominierten Burggymnasium in ihrer Heimatstadt Essen. Von Haus aus evangelisch, studiert sie 13 Semester evangelische Theologie in Bonn, Basel, Oxford und Montpellier. 1953 wurde sie katholisch, „auf der Suche nach der großen Toleranz“, wie sie später schrieb. „Ich kam allerdings vom Regen in die Traufe“, kommentierte sie ihren Konfessionswechsel rückblickend. 1954 promovierte sie in München in Katholischer Theologie. Auch beim Doktortitel war sie mit der späteren feministischen Theologin Elisabeth Gössmann die erste Frau in Deutschland. Mittlerweile ist es um die Ranke-Heinemann still geworden. Anfang Oktober feierte sie ihren 92. Geburtstag.

(dpa)
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