Ausbildung in Neuss Unternehmen „Speira“ bildet junge Flüchtlinge aus

Neuss · Vor fünf Jahren starteten 15 geflüchtete Syrer und Iraker bei Speira, damals noch Hydro Rolled Products, in einen Qualifizierungskursus. Einer von ihnen war Mohammed Alsmeer.

 Mohammed Alsmeer ist einer der 15 Geflüchteten, die 2016 ihr Qualifizierungsjahr bei Speira (früher: Hydro) gestartet haben. Heute arbeitet er als Dreher in der Instandhaltung des Neusser Rheinwerks.

Mohammed Alsmeer ist einer der 15 Geflüchteten, die 2016 ihr Qualifizierungsjahr bei Speira (früher: Hydro) gestartet haben. Heute arbeitet er als Dreher in der Instandhaltung des Neusser Rheinwerks.

Foto: Speira/Michael Rennertz

Der heute 27-Jährige war aus Syrien nach Deutschland gekommen. „Der Anfang war wirklich schwer“, betont Alsmeer. „Einer der Kollegen sagte mal: ,Gib mir die große Mutter’, und ich dachte, was will der mit meiner Großmutter?“ Sprachschwierigkeiten, die sich jedoch lösen ließen, denn Alsmeer lernte schnell. „Ich habe Samstag und Sonntag von 8 bis 18 Uhr Deutsch gelernt“, erzählt der 27-jährige. „Ich wollte es unbedingt packen, wer bekommt schon so eine tolle Chance wie wir damals?“

Die jungen Männer waren im Jahr zuvor nach Deutschland gekommen, um vor dem Krieg in ihren Heimatländern zu fliehen und um sich in Deutschland ein neues Leben aufzubauen. „Wir wollten in der Flüchtlingskrise einen gesellschaftlichen Beitrag leisten und etwas für die Menschen tun“, sagt Katharina Hagenkötter, Personalchefin bei Speira. „Gleichzeitig waren wir auch daran interessiert, motivierte Menschen zu uns zu holen, die bei uns eine Ausbildung machen wollten.“

Das Konzept war einfach: In einem Qualifizierungsjahr wurden die neuen Mitarbeiter in ihren Sprachfähigkeiten weiterentwickelt, gleichzeitig bereiteten sie die Speira-Ausbilder in der Lehrwerkstatt auf die kommenden Aufgaben im Betrieb vor. Anschließend erfolgte die dreieinhalbjährige Ausbildung zum Elektroniker oder Industriemechaniker. Neun Kollegen aus der „Anfangsklasse“ sind bis heute bei Speira und haben nach der Ausbildung eine reguläre Arbeitsstelle bekommen.

Alsmeer und seine Kollegen sind dankbar für das Angebot. „Ich kenne einige Syrer, die trotz Studium und guter Ausbildung in Syrien weniger gut Fuß gefasst haben“, erzählt Alsmeer. So arbeite ein befreundeter Arzt im Lager eines Online-Händlers, ein Apotheker sei als Fahrer unterwegs. Zu Hause in Syrien habe sich die Situation verbessert. Alsmeer hat wieder regelmäßig Kontakt mit seinen Eltern. Viele Wochen dauerte seine Odyssee damals, über Griechenland, Mazedonien, Serbien, Ungarn und Österreich bis Deutschland. Aktuell ist Mohammed Alsmeer in der Instandhaltung des Neusser Rheinwerks beschäftigt. Er arbeitet dort als Dreher, die Arbeit macht ihm Spaß. Mittlerweile versteht er sogar den rheinischen Dialekt. Wenn ein Kollege sagt, „dat hamma“, dann geht er keinen Hammer mehr holen. „Ich weiß, was er meint: Dat hamma fertig!“

(NGZ)
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