Wohnungswirtschaft in Neuss Ulrich Brombach verlässt Vorstand der Wohnungs-Genossenschaft

Neuss · Ulrich Brombach wird nach beinahe 25 Jahren am kommenden Freitag in den Ruhestand gehen. Eine Vertragsverlängerung kam für ihn nicht infrage. Was er nun plant.

Sein 63. Geburtstag wird für Ulrich Brombach auch sein letzter Arbeitstag. Sein Nachfolger ist mit Olaf Peters schon tätig und eingearbeitet.

Sein 63. Geburtstag wird für Ulrich Brombach auch sein letzter Arbeitstag. Sein Nachfolger ist mit Olaf Peters schon tätig und eingearbeitet.

Foto: 501785/Andreas Woitschützke

Die Gemeinnützige Wohnungs-Genossenschft (GWG) will ihren Bestand bis 2045 klimaneutral umgebaut haben. Dieses Zeitziel hält Ulrich Brombach für realistischer als die von der Neusser Politik definierte Vorgabe, die ganze Stadt schon bis 2035 so weit zu haben. „Klimapolitiker leben von ihren Forderungen, müssen das aber nicht umsetzen“, sagt der GWG-Vorstand kritisch, der in den vergangenen Jahren federführend an dem „Klimapfad“, wie er es nennt, für die GWG gearbeitet hat. Die Umsetzung muss er anderen überlassen, denn nach Dienstschluss am Freitag – seinem Geburtstag – geht der dann 63-Jährige nicht nur ins Wochenende, sondern nach beinahe 25 Jahren bei der Genossenschaft in den Ruhestand.

Eine Vertragsverlängerung über diesen Stichtag hinaus hatte Brombach abgelehnt, auch die Berufung in den Aufsichtsrat eines Mittelständlers in der Wohnungswirtschaft trug man dem Raumplaner und Verwaltungswissenschaftler mit Wohnort Bergisch-Gladbach vergeblich an. Seine persönliche Lebensplanung gibt anderen Zielen größere Priorität. So will er zum Beispiel mehr Zeit in sein Schulprojekt in Manila investieren, das er vor 25 Jahren mit der damaligen deutschen Botschafterin auf den Philippinen gestartet hatte. Die Diplomatin war eine Studienkollegin.

Das Projekt klingt handfest – und so sieht sich Brombach auch. „Burschikos und pragmatisch“, sagt er über sich selbst, während er Stefan Zellnig, seit 2007 sein Partner im GWG-Vorstand als „analytisch und vorausschauend“ beschreibt. Im Team habe sich das prima ergänzt, sagt Brombach, zumal sich beide aus voller Überzeugung für eine Aufgabe bei einer Genossenschaft entschieden haben. Dort würden weniger die Bilanzen und mehr das Miteinander und das Soziale im Vordergrund stehen, sagt Brombach, der auch das demokratische Element betont: Mitgliedschaft, Mitwirkung, Mitsprache. „Das Wesen einer Genossenschaft ist, dass man eine Nähe hat.“

Er selbst kam 1998 über den Landtagsabgeordneten und GWG-Vorstand Siegfried Zellnig nach Neuss, nachdem er zuvor acht Jahre lang als Referent für Wohnungsbau und Verkehr im Landtag gearbeitet hatte. Die Aufgabenstellung seit damals sei für die Wohnungswirtschaft komplexer geworden, sagt er, ihr großes Problem bleibe das Ringen um Bauland. In Neuss sei das schwierig, sagt Brombach, weshalb die GWG gerne die Einladung der Stadt Kaarst angenommen hat, dort tätig zu werden.

In der Rückschau sind aber nicht nur die mehr als 1000 seit 1998 neu gebauten Wohnungen für ihn wichtig, sondern auch der 2013 erfolgte Umzug der GWG-Verwaltung mit ihren gut 50 Mitarbeitern an den Markt. „Dem Vorstadt-Club“, wie Brombach über die auf der Furth beheimatete Gesellschaft sagt, „ist es gelungen, so eine Marke zu setzen.“ Eine Marke, die heute für 3600 Wohnungen im bezahlbaren Segment steht und damit im Neusser Wohnungsmarkt die unangefochtene Nummer zwei ist.

Für die GWG-Mieter hat Brombach zur Festigung der Gemeinschaft jährliche Wanderungen eingeführt. Das will er fortführen, so wie er auch dem Eifelverein Neuss als Wanderführer erhalten bleibt. Der Rundgang durch das Kolpingviertel der GWG am heutigen Mittwoch (15 Uhr, ab GWG-Treff „Römerstube“) ist also keine Abschiedstour.

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