Neuss Neuss trinkt jetzt Rheinwasser

Neuss · Die Stadtwerke Neuss haben sich von Wasserlieferungen aus dem Braunkohle-Tagebau unabhängig gemacht. Haushalte im Neusser Süden erhalten jetzt Wasser aus dem Werk Rheinbogen, das in Düsseldorf aufbereitet wird.

 Anstoßen als Partner: Die Partner Stadtwerke Düsseldorf mit Rainer Pennekamp (r.) und die Stadtwerke Neuss (mit Jörg Geerlings, Heinz Runde, und Stephan Lommetz).

Anstoßen als Partner: Die Partner Stadtwerke Düsseldorf mit Rainer Pennekamp (r.) und die Stadtwerke Neuss (mit Jörg Geerlings, Heinz Runde, und Stephan Lommetz).

Foto: woi

Was aus Neusser Wasserhähnen fließt, wird im Neusser Stadtgebiet gefördert. Und das wieder zu 100 Prozent. "Nach 35 Jahren Abhängigkeit sind wir wieder autark", betonte Stadtwerke-Chef Heinz Runde gestern im der Wasserübernahmestation Wahlscheid im Rheinvorland bei Uedesheim. Dort wurde eine neue Wasserkooperation mit den Stadtwerken Düsseldorf gefeiert. Sie ersetzt die Wasserlieferungen aus dem Braunkohletagebau der RWE Power AG, die in dieser Zeit 138 Millionen Kubikmeter Wasser nach Neuss geliefert hatte. Genug, wie Wolfgang Lenhart als technischer Leiter der Stadtwerke vergleicht, um das gesamte Stadtgebiet 1,40 Meter hoch zu fluten.

Was ändert sich für die Kunden? Nichts. Der Härtegrad des Trinkwassers im Neusser Süden wird — so die Prognose — unverändert bei 15 Grad deutscher Härte bleiben. Auch der Wasserpreis bleibt mit 1,73 Euro für 1000 Liter (ohne Steuer) stabil. Obwohl die Stadtwerke insgesamt 2,6 Millionen Euro investieren musste, um die technischen Voraussetzungen für die Kooperation zu schaffen. Diese Summe wird gebührenneutral mit den niedrigen Wassererstehungskosten verrechnet. Lenhart: "Wir fördern ja eigenes Wasser."

Warum der Wechsel? RWE hatte das Wasser gefördert, um die Tagebaue in Garzweiler für eine Kohleförderung trocken zu legen. Diese Quelle versiegt irgendwann. Als Enddaten einer Wasserlieferung wurden 2014 und 2019 genannt, die Stadtwerke haben das Ende jetzt aktiv definiert.

Was ist nun neu? Die Stadtwerke haben die Fördermenge ihres Wasserwerks Rheinbogen — das Wasserwerk Broichhof für die Versorgung des Neusser Nordens wird durch die Kooperation nicht tangiert — von bis zu einer Millionen Kubikmeter jährlich auf künftig bis zu vier Millionen Kubikmeter jährlich erhöht. Die Brunnen fördern damit nicht mehr nur durch die Bodenschichten gefiltertes Grundwasser, sondern auch Uferfiltrat aus dem Rhein. Dieses Wasser muss von Bakterien befreit und in einer Filterstraße zu Trinkwasserqualität aufbereitet werden. Dazu mussten die SWN keine eigene Anlage bauen, sondern können die Technik der Stadtwerke Düsseldorf mitbenutzen. Das in Neuss geförderte Wasser wird in Rohren unter dem Rhein hindurch nach Düsseldorf Flehe gepumpt und kommt in einer zweiten Leitung als Trinkwasser zurück.

Gab es Alternativen? Die Option einer Kooperation mit den Kreiswerken Grevenbroich, so Runde, war aus technischen und kaufmännischen Gründen nicht umsetzbar.

Was wird aus der RWE-Wasserleitung? Sie wird konserviert, erklärt Lenhart — für den Fall der Fälle. Bis Norf wird die Leitung zudem noch für Wasserlieferungen benutzt, mit denen die Grundwasserpegel in Feuchtbiotopen gestützt werden.

(NGZ)
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