Bund der Vertriebenen im Rhein-Kreis Neuss Gedenken an Opfer von Flucht und Vertreibung

Neuss · Der Bund der Vertriebenen im Rhein-Kreis Neuss und die ihm angeschlossenen Landsmannschaften riefen am Samstag zum „Tag der Heimat“ auf. Dessen Anliegen ist nach wie vor hoch-aktuell.

Der BdV-Kreisvorsitzende Gerhard Hosenberg (r.) begrüßte am Tag der Heimat Gäste aus Politik und Gesellschaft.

Foto: Andreas Woitschützke

Wenn die Landsmannschaften im Bund der Vertriebenen (BdV) zum „Tag der Heimat“ einladen, ist das keine rückwärtsgewandte Veranstaltung, um den Verlust der deutschen Ostgebiete zu betrauern, sondern hoch-aktuell. Denn noch heute macht der Krieg Menschen heimatlos, wie das Beispiel Ukrainekrieg zeigt, auf das die stellvertretende Bürgermeisterin Susanne Benary (Grüne) in ihrer Festrede einging. So hatte der BdV seiner Gedenkveranstaltung am Samstag zurecht den Leitspruch „Krieg und Vertreibung – Geißeln der Menschheit“ vorangestellt.

Der BdV-Kreisvorsitzende Gerhard Hosenberg hatte zunächst an dem Gedenkstein der Vertriebenen am Platz der deutschen Einheit (Oberstraße) Gäste aus Heimatverbänden, Politik und Gesellschaft begrüßt. Neben der stellvertretenden Bürgermeisterin waren auch Landrat Hans-Jürgen Petrauschke und der Bundestagsabgeordnete Hermann Gröhe (CDU) gekommen.

der Stadtverordnete Thomas Schwarz („Linke/Tierschutz“) sprach in seiner Eigenschaft als Mitglied des BdV-Kreisvorstandes in seiner Totenehrung nicht nur das Trauma der Generationen an, das aus Flucht und Vertreibung resultiere, sondern kam in einer persönlichen Anmerkung auch auf die eigene Familiengeschichte mit Wurzeln in Ostpreußen und Pommern zu sprechen. Sein Vater, heute 85 Jahre, sollte als Kind im Januar 1945 in Gotenhafen auf das Flüchtlingsschiff „Wilhelm Gustloff“ gelangen, das aber bei der Ankunft bereits überfüllt war. Sein Glück. Die „Gustloff“ wurde Tage später, am 30. Januar, von Torpedos eines sowjetischen U-Bootes getroffen und in der Ostsee versenkt. Die Zahl der Opfer steht bis heute nicht fest und schwankt zwischen 4000 und 9000.

Gröhe nahm in seiner Ansprache dieses Beispiel auf als eines von vielen und erinnerte daran, dass es bei den Vertreibungen und dem Verlust der Heimat immer um persönliche Schicksale gehe, die sich hinter den großen Zahlen verbergen.

Ein Höhepunkt bei der anschließeden Gedenkfeierim Berufskolleg Hammfelddamm, wo Susanne Benary die Gedenkrede zum Tag der Heimat hielt, war die auch die Jubilarehrung. Die Silberne Ehrennadel des BdV wurde an Paul Listau, Landsmannschaft der Deutschen aus Russland, und an Margret Ratke von der schlesischen Landsmannschaft Schlesien verliehen. Mit der Goldenen Ehrennadel wurden Sigrid Bießner und Agathe Skirlo ausgezeichnet, die beide der Landsmannschaft Ostpreußen angehören. Etliche BdV-Mitglieder beendeten den Tag der Heimat in Norf, wo im Rahmen des Schützenfestes am Gedenkstein ebenfalls an das Schicksal von Flüchtlingen und Heimatvertriebenen erinnert wurde.

(-nau)