Wirtschaft in Neuss Stellenabbau bei UPS ist ein Signal

Meinung | Neuss · Hunderte Stellen weniger bei UPS, für die Neusser Wirtschaft ist das kein guter Start ins neue Jahr. Und dabei sind die Folgen der Corona-Pandemie noch gar nicht abzusehen – Zeit, Prioritäten zu prüfen.

 Bei UPS in Neuss sollen hunderte Stellen wegfallen.

Bei UPS in Neuss sollen hunderte Stellen wegfallen.

Foto: Melanie Zanin

Der Kostenpflichtiger Inhalt angekündigte Personalabbau von bis zu 500 Stellen beim Logistiker UPS trifft Neuss hart. Schon in „guten Zeiten“ wäre ein solcher Schlag schwer zu verkraften, vor dem Hintergrund der Corona-Pandemie jedoch, deren wirtschaftliche Folgen noch nicht abzusehen sind, ist der Verlust so vieler Arbeitsplätze besonders hart – in erster Linie natürlich für die betroffenen Mitarbeiter, die einer ungewissen Zunft entgegensehen. Unternehmensentscheidungen wie die von UPS sind so außergewöhnlich nicht, meist sind sie jedoch nicht so deutlich sichtbar, weil Stellen „scheibchenweise“ über längere Zeit abgebaut werden. Umstrukturierungen dieser Art sind durch Unterstützung von Kommunen kaum zu beeinflussen. Um so wichtiger ist es – und in diesem Bereich lässt sich kommunal vernetzt mit Industrie- und Handelskammer, Arbeitsagentur und anderen Akteuren durchaus einiges bewegen –, dass die Beschäftigten Alternativen auf dem Arbeitsmarkt finden. Der Fall UPS zeigt darüber hinaus aber auch: Wirtschaftliche Entwicklung ist kein Selbstläufer. Auch in einer Stadt wie Neuss, geprägt durch einen starken Mittelstand, aber auch viele Unternehmen mit „großen“ Namen, muss kontinuierlich an Bestandspflege und Neuansiedlungen gearbeitet werden. Die neue Koalition „Rot-Grün plus“ im Rat hat in ihrem Kooperationsvertrag einige geplante Gewerbegebietsplanungen auf Eis gelegt oder zurückgezogen. Gleichzeitig wurden Initiativen an anderer, noch zu definierender Stelle angekündigt. Eine Stadtentwicklungsgesellschaft soll Impulse geben und Flächen für Gewerbe und Wohnen entwickeln, ein Zukunftskongress Strukturwandel Leitlinien für eine neue Wirtschaftsförderungspolitik entwickeln. Das Beispiel UPS zeigt, dass diese Themen mit hoher Priorität anzugehen sind. Stillstand bedeutet in der Wirtschaft und Wirtschaftsförderung Rückschritt. Das kann sich Neuss nicht leisten, denn – durch die Folgen von Corona verstärkt – droht sich die in der Stadt im Kreisvergleich ohnehin hohe Arbeitslosenquote weiter ungünstig zu entwickeln. Hinzu kommen Einbußen bei der Gewerbesteuer – zusätzlich zu den Kosten der Pandemie. Es gibt viel zu tun. 100 Tage nach der Kommunalwahl darf es losgehen.