Bei Chargiertenversammlung in Neuss Solidarität mit Rainer Halm nach Betrugsvorwürfen

Neuss · Rainer Halm bleibt an Bord und Vorsitzender des Neusser Grenadierkorps. Die kurz vor dem Schützenfest bekannt gewordenen Vorwürfe eines anonymen Briefeschreibers, er hätte – gemeinsam mit dem Ehrenoberst – die fackelbauenden Züge bei der Weitergabe eines vom Bürger-Schützen-Verein gezahlten Fackelbauzuschusses „betrogen“, hätten ihn enttäuscht, wütend und ratlos gemacht, sagte Halm am Dienstagabend bei der ersten Chargiertenversammlung nach dem Fest, aber nicht resignieren lassen.

 Bei der ersten „Manöverkritik“ nach dem Schützenfest stellten sich die Grenadiere hinter Rainer Halm.

Bei der ersten „Manöverkritik“ nach dem Schützenfest stellten sich die Grenadiere hinter Rainer Halm.

Foto: Endermann, Andreas (end)

„Man hat mich getroffen, aber nicht erschossen“, sagte Halm, der hinter den Vorwürfen eine gegen ihn gerichtete Kampagne vermutet. Die Schützen standen auf und drückten mit Applaus ihre Solidarität aus.

Üblicherweise ist die erste Chargiertenversammlung nach dem Fest Zeitpunkt für eine erste Manöverkritik durch Major Markus Ahrweiler und Hauptmann Michael Gräff. Das war auch dieses Jahr so, wobei die Höchstchargierten, von Kleinigkeiten abgesehen, dem Korps ein gutes Zeugnis ausstellten. Trotz der zum Teil unerträglichen Hitze hätten sich die Grenadiere bei allen Umzügen und der Parade tadellos gehalten und beim Fackelzug mit ihren Großfackeln Originalität und Qualität bewiesen. Doch der anonyme Brief war das eigentlich Prägende dieser Versammlung, bei der alle darin geäußerten Vorwürfe entschieden zurückgewiesen wurden. Kritik sei erwünscht und förderlich – aber offen und in den zuständigen Gremien, sagte Halm.

Der Vorsitzende überließ es dabei Schatzmeister Carsten Dorweiler und seinem Vorgänger Günter Engels, die Fakten darzulegen. Das Schreiben, erklärte Engels, der den damit angegriffenen Verteilerschlüssel für Gelder des NBSV im Jahr 2010 als Vorsitzender ausgehandelt hatte, strotze von Fehlern und falschen Darstellungen. Sein Fazit: Der damals gefundene Kompromiss, bei dem die Fackeln nur eine Recheneinheit darstellten, sei noch heute für das Grenadierkorps vorteilhaft. Denn damals ging man von der Regel ab, einen vom Komitee zur Verfügung gestellten Festbetrag durch die Anzahl der Fackeln zu teilen, und setzte an dessen Stelle einen Festbetrag von 700 Euro pro Fackel. Diese Fackelbauprämie sei aber nur eine Variable bei der Berechnung der Musikkosten, ergänzte Dorweiler und erklärte so, warum der Zuschuss nicht 1:1 an die Züge weitergegeben wird, sondern diese „nur“ 200 Euro erhalten. Engels betonte: Die Finanzierung werde seit 2010 unverändert gehandhabt, sei transparent – und fügte hinzu: „Da wird nix gemauschelt“. Schon gar nicht von Halm, der seinerzeit als Hauptmann an diesen Verhandlungen gar nicht beteiligt gewesen sei.

Der Major beklagte zudem, dass es die Polizei verschlafen habe, die Fackelbauer vor dem Fackelzug an der Zietschmannhalle abzuholen und ihren Zug zur Hafenstraße zu eskortieren. So seien den Großfackeln auf dem Weg in die Stadt Autos und sogar eine Straßenbahn entgegen gekommen. Auch der Weg zurück gestaltete sich schwierig, weil in der Königstraße falsch geparkte Wagen noch nicht abgeschleppt worden waren. Wegen noch abzuschleppender Autos hatte sich auch der Fackelzug selbst um mehr als 20 Minuten verzögert.

Bevor Major und Vorsitzender das Korps in die Winterpause entließen, baten sie noch um Unterstützung bei einer Stadtwette, die das Korps mit der Galeria Kaufhof eingegangen ist. Schaffen es die Grenadiere, am Samstag 140 Schützen und Röskes in Oktoberfestkluft zusammen zu bekommen, haben sie gewonnen und bekommen einen Zuschuss für ihre Jugendarbeit. Treffpunkt: 10.45 Uhr vor dem Rathaus.

(-nau)
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