Ausbildung in Rhein-Kreis Neuss So werden Pflegefachkräfte ausgebildet

Neuss · Noch werden am Bildungsinstitut für Gesundheitsberufe drei Berufsausbildungen angeboten. Das wird sich mit der „generalistischen“ Ausbildung, die an der Carossastraße im April startet, ändern: Die zukünftigen Pflegekräfte sind überall einsetzbar.

 Im Bildungsinstitut für Gesundheitsberufe im Rhein-Kreis Neuss wird alles anschaulich erklärt.

Im Bildungsinstitut für Gesundheitsberufe im Rhein-Kreis Neuss wird alles anschaulich erklärt.

Foto: Andreas Woitschützke

Die Frage, möchte man später im Krankenhaus, in der ambulanten Pflege, in einer Kinderklinik, Sozialstation oder in einem Altenheim arbeiten und dementsprechend eine Ausbildung machen, wird sich Interessierten künftig nicht mehr stellen. Denn seit Januar 2020 werden vereinfacht ausgedrückt „alle für alles“ fit gemacht. Bedeutet: Es gibt in Zukunft „nur“ noch die Pflegefachfrau oder den Pflegefachmann. „Generalistisch“ wird die Ausbildung genannt und stellt das Neusser Bildungsinsitut für Gesundheitsberufe aktuell vor große Herausforderungen, wie dessen Leiterin Sabina Slaughter sagt.

Dort beginnen die ersten „Neuen“ am 1. April, parallel dazu laufen aber noch die drei „alten“ Ausbildungsgänge (Gesundheits- und Krankenpfleger, Gesundheits- und Kinderkrankenpfleger sowie Altenpfleger) weiter, bis die „Azubis“ ihre Abschlüsse in der Tasche haben, also bis 2023.

Hygiene, Anatomie, Krankheitslehre – das sind nur drei Beispiele des Fächerkanons für die angehenden Fachkräfte. Eine Fachlehrerin ist Irmgard Reschke, sie unterrichtet die Lerneinheit „Kinästhetik“, Bewegungswissenschaft, wie sie erklärt. Und das ist für die Pflegeberufe sehr wichtig. Zum einen geht es darum, die Mobilität der Patienten zu steigern. Zum anderen müssen die Pfleger aber auch auf ihre eigene Gesundheit achten und lernen, wie sie sich richtig bewegen, welche Handgriffe sie wie machen, um nicht selber krank zu werden. Bei den Übungen spielen die Auszubildenden natürlich auch Patienten. Mahyar Agha Seyed Ghasem, Tea Krzalic und Denise Schröck versuchen, sich gegenseitig am (Übungs-) Krankenbett beim Aufstehen zu helfen. Das klappt natürlich leicht, wenn man nicht wirklich bewegungseingeschränkt ist, doch Irmgard Reschke hat ihre Augen überall, korrigiert Griffe da und dort, und macht immer wieder auf die Folgen aufmerksam, die ständig falsche Bewegungen nach sich ziehen.

Mahyar, Tea und Denise machen übrigens die dreijährige Ausbildung, die sich aufteilt in Schule und Praxis in den jeweiligen Einrichtungen, in Teilzeit. Dazu benötigen sie dann vier Jahre. Alle drei haben sich dafür entschieden, weil sie Kinder haben, und alle drei haben bereits eine Ausbildung. So hat Mahyar im Iran Agrarwissenschaften studiert, Tea Textil- und Bekleidungstechnik und Denise war Kinderpflegerin und Friseurin. Ihre Zukunft sehen sie aber im Pflegebereich und sind glücklich über das Angebot.

Ganga Kumari Karki ist im ersten Ausbildungsjahr. Die 23-Jährige kommt aus Nepal, lebt seit drei Jahren in Neuss, und hat ihren Traumjob gefunden. „Es ist schön zu erfahren, wie sehr man gebraucht wird“, sagt sie. Ihr „Kollege“ Mahad Mohamed Ahmed (25) ist in Essen aufgewachsen, hat zunächst dort die Ausbildung begonnen, allerdings wieder abgebrochen, weil es ihm nicht gefallen hat. Dann ist er zufällig auf das Bildungsinstitut in Neuss gestoßen, und ist dort neu gestartet. Mittlerweile lebt er auch in Neuss. „Mir gefallen die vielfältigen Aufgaben, die wir zu machen haben“, sagt er. Die Schule mache Spaß.

 Die Ausbildung wird ab diesem Jahr generalistisch.

Die Ausbildung wird ab diesem Jahr generalistisch.

Foto: Andreas Woitschützke
 Jeder Handgriff muss sitzen. Wie es richtig geht, wird gezeigt – und anschließend geübt.

Jeder Handgriff muss sitzen. Wie es richtig geht, wird gezeigt – und anschließend geübt.

Foto: Andreas Woitschützke
 Die Auszubildenden werden fit für die Berufspraxis gemacht.

Die Auszubildenden werden fit für die Berufspraxis gemacht.

Foto: Andreas Woitschützke

300 Schüler lernen aktuell an der Carossastraße. Platz wäre allerdings für 355, wie Michael Sterner, stellvertretender Leiter des Instituts sagt. Im vergangenen Jahr wurde das Untergeschoss des ehemaligen Kreisgesundheitsamtes für 600.000 Euro ausgebaut, auch im Hinblick auf die neue Ausrichtung. Einstellungstests gibt es nicht, wohl aber Bewerbungsgespräche mit Slaughter und Sterne. Und die sind sich einig: Schulnoten sind noch lange nicht alles. „Wir haben hier viele Nationen am Start, sind wirkliche eine bunte Schule“, sagt Sabina Slaughter. Allerdings: 90 Prozent der Auszubildenden sind weiblich. 1100 Euro gibt es im ersten Jahr, 1300 im dritten. Dennoch: So viele zufriedene Azubis es gibt, so gibt es auch genügend Abbrecher. Dabei fehlen Pflegekräfte überall. Auch für die am 1. April startende neue Ausbildung sind an der Carossastraße noch Plätze frei.

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