Eisstockschießen in Neuss Das rutschigste Duell des Jahres

Neuss · Auf Gut Gnadental kann man sich auf’s Glatteis führen lassen – und das macht auch noch Spaß. Schließlich geht es dabei um Eisstockschießen. Die NGZ-Redakteure Andreas Buchbauer und Simon Janßen haben’s ausprobiert.

 Ungewohntes Terrain: NGZ-Redakteur Simon Janßen bei seinem ersten Versuch. Kollege Andreas Buchbauer schaut genau hin.

Ungewohntes Terrain: NGZ-Redakteur Simon Janßen bei seinem ersten Versuch. Kollege Andreas Buchbauer schaut genau hin.

Foto: Andreas Woitschützke

Jetzt bloß nicht dieses Geräusch: Klack! Der Eisstock gleitet ruhig übers Eis, dann stößt er hinten gegen die sogenannte Daube. Dabei handelt es sich um eine kleine schwarze Scheibe, die aussieht wie ein Eishockey-Puck mit einem Loch in der Mitte. Das Problem: Wenn die Daube jetzt im Zielfeld verrutscht, dann landet der Sieg möglicherweise beim Gegner. Und dann passiert es. Klack. Verloren. Auf ein Neues.

Eisstockschießen erinnert ein bisschen ans Curling, nur ohne Wischen. Profis werden bei dieser Beschreibung sicher die Hände über dem Kopf zusammenschlagen, aber als Anfänger darf man diesen Vergleich getrost wagen. Im Grunde geht es beim Eisstockschießen darum, seinen Eisstock möglichst nah an das bewegliche Ziel namens Daube in einem Zielfeld zu befördern. Vier Dinge machen das zur echten Herausforderung. Erstens: das Eis. Als Flachland-Niederrheiner ist man den rutschigen Untergrund ja kaum gewohnt. Zweitens: der Eisstock. Ihn gibt es mit drei unterschiedlichen Belagen: grau (langsam), schwarz (mittel) und grün (schnell); das erfordert Fingerspitzengefühl im eiskalten Händchen, immer wieder sausen die Stöcke übers Ziel hinaus oder versauern auf halbem Weg. Drittens: Die Daube im Ziel ist beweglich. Mit dem letzten Schuss kann sich das Blatt nochmal komplett ändern. Und viertens: der Gegner. Er kann blitzschnell dafür sorgen, dass eine ganz andere Taktik als zuvor gefragt ist.

Wem das noch nicht genug ist, der kann sich in einer zweiten eiskalten Disziplin versuchen: dem „Lättli­schießen“ (zu Deutsch: Lattenschießen). Das wichtigste Element dieses Spiels ist ein Gestell mit beweglichen Zahlenschildern von eins bis zwölf in gemischter Anordnung, das – für einen Anfänger viel zu weit weg – auf der Eisfläche steht. Fakt ist: Beim „Lättlischießen“ gibt es keine Freundschaften, denn gespielt wird im Modus „Jeder gegen Jeden“. Das Ziel ist simpel: Man muss eine „Lättli“ mit einer möglichst hohen Zahl erwischen. Die höchste ist ganz in der Mitte – sozusagen das „Bullseye“ des Eisstock-Schützen. Bei dieser Disziplin ergibt das Sprichwort „voll auf die Zwölf“ somit endlich einen Sinn.

 Gut zu wissen: Bei den Eisstöcken gibt es Modelle mit unterschiedlichen Geschwindigkeits-Graden.

Gut zu wissen: Bei den Eisstöcken gibt es Modelle mit unterschiedlichen Geschwindigkeits-Graden.

Foto: Andreas Woitschützke
 Dieses Fußstück soll ein „Wegrutschen“ verhindern.

Dieses Fußstück soll ein „Wegrutschen“ verhindern.

Foto: Andreas Woitschützke
 Ein Eisstock wiegt zwischen 4,7 und 5,35 Kilogramm.

Ein Eisstock wiegt zwischen 4,7 und 5,35 Kilogramm.

Foto: Andreas Woitschützke
 Auf den Schwung kommt’s an: Veranstalter Titus Jacobs erklärt den beiden Neulingen, wie der Sport funktioniert.

Auf den Schwung kommt’s an: Veranstalter Titus Jacobs erklärt den beiden Neulingen, wie der Sport funktioniert.

Foto: Andreas Woitschützke
 Beim „Lättli-Schießen“ muss der Teilnehmer Tafeln mit Nummern treffen.

Beim „Lättli-Schießen“ muss der Teilnehmer Tafeln mit Nummern treffen.

Foto: Andreas Woitschützke

Wer allerdings denkt, beim Eisstockschießen handele es sich um eine absolute Randsportart, der wird spätestens im Jahr 2022 eines Besseren belehrt. Denn dann werden die ersten Schützen auf Gold-Jagd gehen – bei den Olympischen Spielen in Peking. Guten „Rutsch“!

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