Konzert im Zeughaus in Neuss Sinfonia-Orchester überzeugt mit monumentalem Schubert-Werk
Neuss · Das Konzert der „Sinfonia“, dem Erwachsenensinfonieorchester der Musikschule der Stadt Neuss, war komplett ausverkauft. Sie entschieden sich dabei für ein Werk, das mit einer Aufführungsdauer von einer Stunde für viele Jahre das längste Orchesterwerk überhaupt war. So war es.
Der Dauerregen hatte aufgehört, und die Neusser strömten zum Zeughaus. Das war dann komplett ausgebucht beim Konzert der „Sinfonia“, dem Erwachsenensinfonieorchester der Musikschule der Stadt Neuss. Das 1990 gegründete Orchester begann mit einem Bonmot: Den ersten Satz „Allegretto“ aus „Palladio“, einem Concerto grosso, das Karl Jenkins 1996 geschrieben hat, spielte das Streichorchester in astreiner Kultur.
Burkart Zeller, der das ganze Konzert leitete, nahm die ersten Takte extrem piano, so hatten die Streicher Luft nach oben. Dann war die Neusser Violoncellistin Heike Schuch wieder in ihrer Heimatstadt angekommen. Sie ist bis heute die jüngste Kunstförderpreisträgerin, den Titel verlieh ihr die Stadt 1997. Endlich war auch Robert Schumann angekommen: Er wurde 1850 Städtischer Musikdirektor in Düsseldorf, eine attraktive Position für einen Komponisten. Euphorisch schrieb er seine Rheinische Sinfonie und im Oktober 1850 in nur zwei Wochen das „Cellokonzert a-Moll“. Solistin war – natürlich – Heike Schuch. Sie gestaltete diese hochromantische Fantasie in drei Sätzen, die nahtlos ineinander übergehen, fröhlich, eruptiv, gelegentlich sehr melancholisch.
Das Finale forderte sie virtuos durch sämtliche Lagen, dem sie sich souverän geist- und gefühlvoll widmete. Sehr schön war, dass Heike Schuch ihrer ersten Lehrerin an der Neusser Musikschule begegnen konnte. Die Reuschenbergerin Vera Krayer spielte als Ehrengast der „Sinfonia“ das ganze Konzert mit. Als Robert Schumann zum Neujahr 1839 den Bruder von Franz Schubert in Wien besuchte, entdeckte er ein Kleinod: Der österreichische Komponist war 1828 im Alter von 31 Jahren gestorben. Im Nachlass des Bruders befand sich die „8. Sinfonie C-Dur“ von Franz Schubert, mit dieser „großen“ Sinfonie stieß er die Tür zur Romantik weit auf.
Warum spielt „Sinfonia“ ein derart großes Werk, das mit einer Aufführungsdauer von einer Stunde für viele Jahre das längste Orchesterwerk überhaupt war? Ist das nicht für die vielen jungen Zuhörer eine Zumutung? „Im Erwachsenenorchester herrscht Mitbestimmung. Und so kommen schon mal Lieblingswerke der Mitglieder ins Programm“, erklärt Musikschulleiter Holger Müller. Mit dem Hörnerchoral der Einleitung spielte „Sinfonia“ das monumentale Werk so phantastisch, dass alle Bedenken Makulatur wurden. Bis zum grandiosen Sturmlauf im Finale forderte Burkhart Zeller sein Orchester zu Höhepunkten, die Teile des Publikums nach jedem Satz zum Applaus nötigten. Nach 1200 Takten überstrahlt die Coda des Finales alles bis dahin Gespielte. Der Schlussbeifall entsprach dieser Leistung kongenial.