Neusser Nordstadt Sheddachhalle fällt für neue Kita

Nordstadt · In die Pläne, auf dem ehemaligen Pierburg-Gelände ein gemischt-genutztes Quartier zu entwickeln, ist wieder Bewegung gekommen.

 Die Sheddachhalle darf jetzt doch abgerissen werden, wenn die Hallenkante etwa als Bogenkonstruktion erhalten bleibt.

Die Sheddachhalle darf jetzt doch abgerissen werden, wenn die Hallenkante etwa als Bogenkonstruktion erhalten bleibt.

Foto: Christoph Kleinau

Die – nicht denkmalwerten – Sheddachhallen auf dem ehemaligen Pierburg-Fabrikgelände an der Stadtgrenze zu Düsseldorf dürfen jetzt doch abgebrochen werden. Allerdings nur unter drei Voraussetzungen: An ihrer Stelle muss der Düsseldorfer Projektentwickler Bema eine Kindertagesstätte errichten. Zweitens muss die Hallenkante – etwa durch eine Bogen-Konstruktion als „identitätsstiftendes Zitat“ – erhalten blieben. Zuletzt ist der Bema-Gruppe auferlegt, das angrenzende Bürogebäude entweder zu ertüchtigen oder durch einen Neubau zu ersetzen, auf jeden Fall aber gewerblich zu nutzen.

Diese Regelung zeigt: In die Pläne, auf der über fünf Hektar großen Industriebrache ein gemischt-genutztes Quartier zu entwickeln, ist wieder Bewegung gekommen. Aber es bleibt kompliziert. Das zeigt die Tatsache, dass die 2018 ad hoc verhängte Veränderungssperre jetzt per Dringlichkeitsbeschluss noch einmal um ein Jahr verlängert wurde. Diese Zeit will die Stadt nutzen, um vielleicht doch die Widerstände der IHK und der Stadt Düsseldorf gegen diese Pläne auszuräumen. So könne sichergestellt werden, heißt es zur Begründung, dass eine Verschiebung „in Richtung faktisch allgemeines Wohngebiet“, das dem Investor am allerliebsten gewesen wäre, zu verhindern.

Damit es trotzdem auf „Pierburg alt“ vorangeht, hat die Stadt parallel zur Verlängerung der Veränderungssperre einen städtebaulichen Vertrag mit Bema ausgehandelt und unterzeichnet. Dieser bindet den Investor an detaillierte Vorgaben, wie die einzelnen Baufelder im so genannten ersten Bauabschnitt genutzt werden sollen. „Ein erster guter Schritt“, sagt Bürgermeister Reiner Breuer. Denn auf dieser Basis kann Bema Bauanträge stellen, ohne dass ein gültiger Bebauungsplan vorliegt.

Neben dem bereits eröffneten B+B-Hotel an der Grundstücksgrenze zur Düsseldorfer Straße möchte Bema noch in diesem Jahr gleich daneben einen Bürokomplex errichten. Eine Bauvoranfrage dazu hat die Stadt schon positiv beschieden. In der gleichen Zeile soll ein dritter Komplex entstehen, der im Erdgeschoss Gewerbe, darüber aber Wohnungen vorsieht. Sozusagen in zweiter Reihe sollen weitere Wohnungen entstehen dürfen, dazu Gewerbe in dem zu revitalisierenden oder neu zu bauenden Bürokomplex an der Bockholtstraße und eben die Kita.

Eine Kita für vier bis sechs Gruppen zu errichten, hatte Bema-Geschäftsführer Ralph Schneemann der Stadt schon vor zwei Jahren angeboten, wenn diese dafür dem Abbruchantrag für die Sheddachhallen zustimmt. Damals wollte die Stadt davon nichts wissen, weil der Erhalt dieser Fabrikarchitektur – eine Empfehlung aus dem städtebaulichen Wettbewerbsverfahren für die Fläche – noch Priorität hatte. Stattdessen wurde eine zweijährige Veränderungssperre verhängt.

Die damals gehegte Hoffnung, in dieser Frist in dem Bebauungsplanverfahren entscheidend voran zu kommen, hat sich nicht erfüllt. Doch im Rathaus hält man eine Einigung vor allem mit der IHK noch für möglich. Die wollte „Pierburg alt“ auch deshalb als reine Gewerbefläche erhalten, weil die Rücksichtnahme auf die künftigen Bewohner dort die Betriebe – nicht zuletzt im angrenzenden Industriehafen – in ihren Entwicklungsmöglichkeiten einschränken könnte. Um diesen Konflikt zu entschärfen, wurden in den städtebaulichen Vertrag mit Bema Regelungen zum Selbstschutz vor industriellen (Lärm)-Emissionen aufgenommen. Zum Beispiel den Verzicht auf zu öffnende Fenster. Breuer ist überzeugt, dass mit diesen Regelungen alle Fragen und Bedenken emissionsrechtlicher Natur entschärft wurden. Dass auf dieser Basis erteilte Baugenehmigungen vor Gericht angegriffen werden, ist damit nicht ausgeschlossen. Aber, sagt Breuer nicht ohne Zuversicht: „Gegen das Hotel wurde auch nicht geklagt.“

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