20 Jahre Konzertreihe im Lukaskrankenhaus Neuss Immer auf der Suche nach Musiktalenten

Neuss · Seit 20 Jahren betreut Paul Gier die Konzertreihe in der Kapelle des Lukaskrankenhauses – auch nach seiner Pensionierung.

In der aktuellen Saison besteht die sehr beliebte Konzertreihe im Neusser Lukaskrankenhaus seit 20 Jahren. Für das Jubiläumsjahr hatte das Rheinland-Klinikum mehr Konzerte geplant, die aber zum Teil wegen der aktuellen Corona-Pandemie abgesagt werden mussten. Die Initiative zu der Konzertreihe ging 1999 vom damaligen Krankenhausseelsorger, Pater Siegmund Malinowski, aus: „Ich möchte mehr für die Patienten tun. Können wir nicht etwas mit Musik machen?“ Diese Frage richtete er an Paul Gier, seit 1985 Leiter der Abteilung für Investitionen am Lukaskrankenhaus.

 Ein gutes Team: das Ehepaar Paul und Anja Gier. Paul Gier hat die Reihe der Konzerte in der Kapelle des Lukaskrankenhauses mitbegründet.

Ein gutes Team: das Ehepaar Paul und Anja Gier. Paul Gier hat die Reihe der Konzerte in der Kapelle des Lukaskrankenhauses mitbegründet.

Foto: Andreas Woitschützke

Aber Siegmund Malinowski fragte nicht den Rechenkünstler, denn im Krankenhaus war bekannt, dass Paul Gier eine große Affinität zur Musik hatte. Vor seinem Engagement für Kapitalanlagen war er acht Jahre im Neusser Kulturamt, unter anderem als Geschäftsführer für die Volkshochschule, aktiv. Auch da war seine musikalische Begabung von Bedeutung.

Bereits als Neunjähriger hatte er im Knabenchor der Marienkirche „mit glockenreinem Sopran“ – so der Kantor Willy Braeckeler – jeden Sonntag Choral gesungen. Gleichzeitig nahm er Klavier- und Hornunterricht und spielte einige Jahre später im von Professor Wilhelm Schepping 1957 gegründeten Neusser Kammerorchester (NKO) Waldhorn. Das sollte nicht nur in musikalischer Hinsicht von großer Fortune sein.

1967 spielte Anja Theres Kreuter im „4. Konzert junger Neusser Künstler“ des NKO Haydns „Klavierkonzert D-Dur“. Die bereits erfolgreiche Pianistin war mit 13 Jahren die erste Jungstudentin am Düsseldorfer Robert-Schumann-Konservatorium. 1969 gab sie wiederum mit dem NKO im Zeughaus Mozarts „Krönungskonzert“. Das begeisterte Paul Gier so sehr, dass er über ihre Brüder Hans-August und Henry, beide spielten im NKO Violine, Kontakt suchte und fand: 1972 wurde geheiratet. 1977 kam Tochter Jeanette zur Welt, 1983 Sohn Maurice – Anja spielte damals als erfolgreiche Konzertpianistin viel Ravel.

Zurück zum Lukaskrankenhaus: Siegmund Malinowski hatte also genau den richtigen Konzertorganisator angesprochen. Gleich eines der ersten Konzerte brachte für Patienten und interessierte Gäste das „Quintett für Klavier, Violine, Viola, Violoncello und Kontrabass A-Dur“ von Franz Schubert, besser bekannt als sein „Forellenquintett“.

Tochter Jeanette studierte bereits Violoncello bei Professor Johannes Goritzki, dem Gründer der Deutschen Kammerakademie Neuss (DKN). Ihre guten Kontakte zu Mitstudierenden führten bereits im Dezember 1999 zu einem Highlight in der Konzertreihe: Unter der Leitung von Raimund Wippermann (heute Rektor der Robert-Schumann-Hochschule Düsseldorf) erklang Händels Oratorium „Messias“.

Von Anfang an hatte die Förderung junger Talente für Paul Gier höchste Priorität. Bereits im Jahre 2002 trat im „Lukas“ das Schumann Quartett mit den Brüdern Erik, Ken und Mark auf. Heute spielen die Streicher zusammen mit der Estin Liisa Randalu (Viola) Konzerte in den internationalen Musikmetropolen und sind „zweifellos eine der allerbesten Formationen der aktuellen Quartettblüte“ (Süddeutsche Zeitung).

„Es ist spannend, zu erleben, wie sich Talente entwickeln“, sagt Paul Gier zufrieden. Auch im Jubiläumsjahr wollte er ehemalige Talente präsentieren. So sollte am 1. April der Chilene Danor Quinteros (Klavier) spielen. Er hatte 2012 noch als Student in der Meisterklasse von Professor Pavel Gililov sein Debut im Lukas. Das Konzert am 1. April wurde aber von der „Task Force Corona“ des Lukaskrankenhauses abgesagt.

Grundsätzlich aber freut sich Paul Gier über das Engagement des Klinikums: „Das Haus hat die Musikkultur immer unterstützt. Auch heute zählen leitende Ärzte zu den regelmäßigen Konzertbesuchern.“ Der Organisator ist zwar seit 2010 pensioniert, will aber „noch lange“ die künstlerische Richtung betreuen. Dabei unterstützt ihn seine Frau Anja, die noch viel arbeitet „und auch noch Ziele hat, aber aufs Podium gehören die jungen Leute“. Beim Besuch im Hauses des Ehepaars lagen Chopin-Noten auf dem Flügel im Wohnzimmer ...

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