Schüler aus Neuss auf Spurensuche Den Transporter voller „Übungsschrauben“

Nordstadt · Schüler des Berufsförderungszentrums holten sich Arbeitsmaterial im Bauer&Schaurte-Keller.

 Schüler des BFZ Schlicherum (mit Albert Wunsch, 2.v.l.) begaben sich auf „Schraubensuche“.

Schüler des BFZ Schlicherum (mit Albert Wunsch, 2.v.l.) begaben sich auf „Schraubensuche“.

Foto: Anneli Goebels

Ein wenig unheimlich ist es schon. In einer großen längst leer geräumten Halle geht an einer Seite plötzlich ein Durchgang ab. Von dort gelangt der Besucher in einen kleinen Vorraum. Es riecht muffig. Der Geruch wird stärker, wenn man vom Vorraum eine Treppe hinabsteigt und plötzlich in der Dunkelheit steht. Einen Gang kann man nur mühevoll erkennen. Taschenlampen sind nötig, um weiter zu gehen, sonst besteht Stolpergefahr.

In dieses düstere „Verlies“ auf dem Gelände der ehemaligen Schraubenfabrik Bauer&Schaurte wagten sich am Montag einige Schüler des Berufsförderungszentrums (BFZ) Schlicherum mit ihren Ausbildern sowie Albert Wunsch. Der Neusser Pädagoge, Autor und Mitbegründer des BFZ hatte diese unterirdischen Räume bei einer öffentlichen Führung über das Gelände zufällig entdeckt. Wunsch hat ein Faible für die ehemalige Schraubenfabrik, und hält vieles für erhaltenswert, ja sogar für denkmalwürdig, was das Amt für Denkmalpflege im Rheinland jedoch anders sah. Kein Denkmalschutz, doch die Empfehlung, dass Teile der ehemaligen Fabrik, wie die Gebäudefassade aus dem Jahr 1873/74 sowie zwei Hallen im Rahmen einer neuen Nutzung zur Geltung kommen. Dem steht der Investor Bema positiv gegenüber, so es denn wirtschaftlich technisch machbar sei, wie er sich geäußert hatte.

Doch noch steht die „Ruine“ (seit 2015) mit deutlich sichtbaren Vandalismus-Schäden und eben jenem Keller, den Schüler des BFZ durchforsteten und sich bedienen durften, bevor irgendwann die Bagger kommen und alles zerkleinern. „Jetzt haben wir einiges an Übungsmaterial zusammen“, sagt René Weck, BFZ-Ausbilder Lager und Logistik. Und auch Dominic ist ganz begeistert. Der 17-jährige Schüler findet es besser, Arbeitsvorgänge mit „echtem Material“ zu üben als mit leeren Kartons. „Schrauben katalogisieren“ – davon wird er vielleicht bald träumen. Aber auch Werkzeug, zwei Werksuhren und zwei Sirenen haben die Schüler zufrieden eingepackt.

Leer sind die Kellerräume am Weißenberger Weg aber immer noch nicht. Und Albert Wunsch hat längst eine weitere Idee: wieder kommen, sichten, verwahren und dann irgendwann, wenn das Areal neu bebaut ist, dort vielleicht eine kleine Ecke finden, wo an die Vergangenheit erinnert wird, an ein Stück Heimat eben.

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