Kampf gegen Obdachlosigkeit Wohl keine Wohnboxen für Obdachlose in Neuss

Neuss · Im Kampf gegen die Obdachlosigkeit wird man in Neuss wohl nicht auf sogenannte Wohnboxen zurückgreifen. Städte, in denen es sie bereits gibt, nennen Nachteile.

 In Mönchengladbach wurden Holzunterkünfte für Obdachlose im Bahnhofsumfeld errichtet. Die Politik in Neuss diskutiert über ähnliche Angebote.

In Mönchengladbach wurden Holzunterkünfte für Obdachlose im Bahnhofsumfeld errichtet. Die Politik in Neuss diskutiert über ähnliche Angebote.

Foto: Leslie Brook

Im Kampf gegen die Obdachlosigkeit wird man in Neuss wohl nicht auf sogenannte Wohnboxen zurückgreifen. Die Stadt hat sich jetzt – auf Antrag der „Fraktion Jetzt“ – Erfahrungswerte aus anderen Städten eingeholt, in denen die Mini-Häuser bereits zum Einsatz kommen. Dabei wurden Schwierigkeiten deutlich. In Düsseldorf werden die Wohnboxen zum Beispiel vom Amt für Integration und Migration nicht unterstützt, „da sie dem vorrangigen Ziel der Wohnungslosenhilfe, obdachlose Menschen in eigene Wohnungen zu bringen, nicht dienen“, heißt es in einer Stellungnahme der Stadt. Auch aus Wiesbaden ist eine ähnliche Begründung zu hören.

Die mobilen Wohnboxen sind 3,2 Quadratmeter groß und mit einer Matratze, einem Erste-Hilfe-Set, einem Feuerlöscher, einem Regal und einer Campingtoilette ausgestattet. In Wiesbaden existieren zurzeit fünf dieser Mini-Häuser, die im Zuge eines Sozialprojekts eines Kreditinstituts finanziert und von Mitarbeitern auf dem dortigen Marktplatz im September vergangenen Jahres zusammengebaut wurden. Die Regeln zur Nutzung der Wohnbox sind darauf reduziert, dass die Umgebung nicht vermüllt werden darf, nur geringe Mengen Alkohol konsumiert werden dürfen und Drogen tabu sind. Die Materialkosten für eine Wohnbox belaufen sich auf 3350 Euro.

Sofern die Anschaffung von Wohnboxen für Neuss (trotz der schwierigen Erfahrungen aus anderen Städten) doch beschlossen wird, ist noch die Frage der Finanzierung zu klären. Denkbar ist es laut Stadt, ähnlich wie in Wiesbaden, über Sozialprojekte der lokalen Wirtschaft, den Bau und die Finanzierung zu gestalten. Wenn die Anschaffung der Wohnboxen durch die Stadtverwaltung erfolgen soll, müssen allerdings für das Jahr 2024 die entsprechenden Mittel im Haushaltsplan etatisiert werden. Dazu müsste festgelegt werden, wie viele Wohnboxen aufgestellt werden sollen. Die genannten Probleme und Nachteile führen die Stadt Neuss allerdings zur Beurteilung, von der Anschaffung abzuraten.

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