Zentrales Vorsprechen in Neuss Schauspiel-Studierende stellen sich am Rheinischen Landestheater vor

Neuss · In dieser Woche stellen sich Schauspiel-Absolventen im Rheinischen Landestheater vor. 20 Hochschulen sind beteiligt. Für die Studierenden geht es um ihre berufliche Zukunft.

 Die Studierenden der Kunstuniversität Graz stellten sich bei dem zentralen Vorsprechen in Neuss vor. Insgesamt waren 20 Hochschulen beteiligt.

Die Studierenden der Kunstuniversität Graz stellten sich bei dem zentralen Vorsprechen in Neuss vor. Insgesamt waren 20 Hochschulen beteiligt.

Foto: Andreas Woitschützke

Das Publikum hat die Stifte gezückt: Denn an jenem Donnerstagmittag wird im Studio des Rheinischen Landestheaters (RLT) besonders genau hingesehen. Gerade steht dort eine junge Schauspielerin von der Kunstuniversität Graz auf der Bühne und singt ein Stück aus dem Broadway Musical „A chorus line“. Ihr Auftritt kommt bei den Zuschauern gut an: Es wird gelacht, eine Notiz gemacht und ihre Set-Karte noch einmal genau angesehen. Dann verschwindet Yasmin Mowafek wieder und gibt die Bühne frei für Gregor Aistleitner, der einen Part aus „Ganz unten“ vorbereitet hat. Auch er studiert an der Kunsthochschule Graz. Die gesamte Abschlussklasse des Instituts für Schauspiel ist nach Neuss gereist, um dort an dem 16. Zentralen NRW-Vorsprechen teilzunehmen.

Innerhalb von fünf Tagen haben die Studierenden von insgesamt 20 Hochschulen aus dem deutschsprachigen Raum die Gelegenheit, sich und ihr Können vor Intendanten, Dramaturgen und Vertretern von Casting-Agenturen zu präsentieren. Veranstaltet wird es von der ZAV-Künstlervermittlung und dem RLT. Ins Leben gerufen wurde das zentrale Vorsprechen schon vor 17 Jahren, wie Kai Wolters von der ZAV-Künstlervermittlung erzählt. Mittlerweile gibt es auch Veranstaltungen in München und Berlin. Intendanten bekommen so die Gelegenheit, auf einen Schlag viele junge Talente kennenzulernen, ohne die einzelnen Schulen abfahren zu müssen. Und die Studierenden können sich gleich einem großen Publikum präsentieren. „Für sie ist es eine wichtige Gelegenheit“, sagt Wolters, der weiß, wie schwer es ist in jener Branche einen Fuß in die Tür zu kriegen: „Es gibt ein Überangebot an Schauspieler oder zu wenig Stellen in diesem Bereich. Einige schreiben 50 bis 60 Initativbewerbungen.“

„Es ist ein wichtiger Termin für alle“, sagt auch Carolin Stolz. Die Intendantin des Rheinischen Landestheaters Neuss versucht sich so viele Vorsprechen wie möglich anzusehen – dabei waren auch bereits einige Künstler, die ihr gut gefallen haben. „Wir sammeln die Namen und besprechen dann gemeinsam mit der Dramaturgie, wen wir noch einmal kontaktieren“, sagt Stolz. Denn das zentrale Vorsprechen ist zunächst nur ein erster Eindruck für ein näheres Kennenlernen. Stolz ist aber auch beeindruckt von der Spielfreude, die sie in den vergangenen Tagen erleben konnte. Denn die Zeiten der Corona-Pandemie waren auch für die jungen Schauspieler in Ausbildung eine Herausforderung.

An jenem Vormittag geht es also um viel und die Aufregung ist spürbar. Eine Stunde haben die Studierenden Zeit, die Bühne kennenzulernen, Absprachen mit der Technik zu treffen und ihren Part noch einmal zu proben. Während der Abschlussjahrgang der Kunstuniversität Graz noch durch das Studio wirbelt, haben die Spieler der Anton-Bruckner-Privatuniversität Linz ihren Auftritt bereits hinter sich.

 Annelie Straub und Levent Kelleli wirken bereits bei Produktionen am Landestheater in Linz mit. Gerade sind sie in ihrem Abschlussjahr und haben viele Casting-Termine.

Annelie Straub und Levent Kelleli wirken bereits bei Produktionen am Landestheater in Linz mit. Gerade sind sie in ihrem Abschlussjahr und haben viele Casting-Termine.

Foto: Natalie Urbig

Im Vorraum des Studios ziehen Annelie Straub und Levent Kelleli ein positives Fazit: „Ich hatte Spaß und war ganz bei mir“, erzählt die 23-Jährige und ihr Kommilitone fügt hinzu: „Mir geht es auch so, wobei ich nie einschätzen kann, ob es für die Leute auch gut war. Aber ich war ganz im Moment und darauf kommt es an.“ Die beiden sind nun in ihrem Abschlussjahr und damit hat die Bewerbungszeit für sie begonnen: „Langsam wird einem bewusst, dass der Studierenden-Status bald vorbei wird und es um Existenzfragen geht“, sagt die Schauspiel-Studierende. So reist sie von Vorsprechen zu Vorsprechen und schreibt Bewerbungen: „Solche Termine haben eine riesige Bedeutung, immerhin geht es um die Zukunft“, erzählt Levent Kelleli, der darauf hofft, nach dem Studium ein Festengagement zu bekommen. Und Annelie Straub fügt hinzu: „Es ist gerade eine einmalige Zeit, weil alles möglich ist.“

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