Sanierung der Museumsinsel Hombroich in Neuss Die Evakuierung der Kunst

Neuss · Die Sanierungsmaßnahmen auf der Museumsinsel Hombroich gehen in die nächste Runde: Nun ist das Zwölf-Räume-Haus dran. Doch vorher müssen die Kunstwerke ausziehen. Keine leichte Aufgabe, wie ein Ortsbesuch zeigt.

 Mehr als vier Meter ist die Maske hoch, die nun vorläufig auszieht: Restauratorin Marie Althöfer erklärt Roland Nachtigäller das Vorgehen.

Mehr als vier Meter ist die Maske hoch, die nun vorläufig auszieht: Restauratorin Marie Althöfer erklärt Roland Nachtigäller das Vorgehen.

Foto: Natalie Urbig

Immer wieder wandert Marie Althöfers Blick nach oben: Am Nachmittag soll die mehr als vier Meter hohe Holzmaske „Sirige“ im Zwölf-Räume-Haus aus ihrer Halterung genommen werden. Ein spektakuläres Unterfangen: „Da ist viel Sorgfalt gefragt“, erzählt die Restauratorin, „wir haben im Vorfeld lange diskutiert, wie wir das am besten angehen.“

 Die Kisten stehen schon bereit. Objekte aus der chinesischen Han-Dynastie warten darauf, eingepackt zu werden.

Die Kisten stehen schon bereit. Objekte aus der chinesischen Han-Dynastie warten darauf, eingepackt zu werden.

Foto: Jennifer Eckert

Auf der Museumsinsel Hombroich sind die Sanierungsmaßnahmen im vollen Gange: Aktuell sind die beiden größten Ausstellungspavillons an der Reihe, an dem „Labyrinth“ wird bereits seit einiger Zeit gearbeitet. Nun ist seit März auch das „Zwölf-Räume-Haus“ für Besucher geschlossen. Es soll genau wie das Labyrinth ökologische Erdwärmeheizungen und neue Dächer bekommen. Die Finanzierung stammt aus öffentlichen Fördermitteln.

Doch halten die Bauarbeiten einige Herausforderungen bereit: Nicht nur, dass das „Zwölf-Räume-Haus“ selbst ein Kunstwerk ist, das der Architekt Erwin Heerich als begehbaren Pavillon entworfen hat. In ihm sind auch zahlreiche Kunstwerke des 20. Jahrhunderts sowie Objekte der archäologischen Sammlung aus Asien, Afrika, Australien und Südamerika ausgestellt. Und die müssen vor dem Bau in Sicherheit gebracht werden.

 Die Kunstspedition hängt ein Nazca-Federkleid ab.

Die Kunstspedition hängt ein Nazca-Federkleid ab.

Foto: Marie Althöfer

Ein aufwendiges Unterfangen, bei dem jeder Schritt akribisch vorbereitet werden muss. Hinzu kommt, dass die Kunstwerke für gewöhnlich ihren Platz nicht verlassen, wie Geschäftsführer Roland Nachtigäller erklärt. Das unterscheidet sie von anderen Museen, die durch regelmäßige Leihgaben eine gewisse Routine beim Verpacken und Transportieren ihrer Werke entwickelt hätten – sie haben dann zum Beispiel bereits Vorrichtungen, in denen die Arbeiten reisen können. Für das „Zwölf-Räume-Haus“ muss das alles neu gedacht werden. Eine Zeit, die die Restauratorin Marie Althöfer für eine umfassende Bestandsaufnahme nutzt: Zunächst fertigt sie ein Zustandsprotokoll von den Werken an, notiert, ob restauratorische Maßnahmen erforderlich sind – damit kann auch nur eine gründliche Reinigung gemeint sein – und entscheidet dann, wie die Werke möglichst sicher abgenommen, verpackt und gelagert werden können. Dabei bringe jedes Werk andere Herausforderungen mit: Mal sind es schwere Skulpturen – die Arbeit „Palermo Stuhl“ von Anatol musste etwa mit einem Kunstkrahn angehoben werden – mal fragile Arbeiten. Die sogenannten Federkleider durften etwa nicht verkehrt herum getragen werden. Insgesamt sind es 328 Werke, die so in Sicherheit gebracht werden.

Die Evakuierung hat auch einen positiven Nebeneffekt: „Das Museum Schloss Moyland zeigt im Sommer eine Ausstellung zum 100. Geburtstag von Erwin Heerich“, erzählt Nachtigäller. Drei seiner Messingskulpturen, die sonst im „Zwölf-Räume-Haus“ zu sehen sind, können dort nun dank der Sanierungsmaßnahmen gezeigt werden. „Normal wäre das ausgeschlossen“, sagt Nachtigäller.

Ende der nächsten Woche soll der Pavillon kunstleer sein, danach werde zunächst eine Voruntersuchung gemacht, ehe es an die eigentliche Arbeit geht, verrät Architekt Ekkehard Kandler. Er rechnet damit, dass das Haus im kommenden Jahr wieder zugänglich sein wird. Optisch soll sich dabei nichts verändern, auch die Ausstellung soll genauso wieder zu sehen sein. 

Mittlerweile ist auch die Abnahme der mehr als vier Meter hohen Maske geglückt: Sieben Menschen haben sich dafür auf drei Etagen eines Gerüstes verteilt und die Befestigung vorsichtig gelöst. Dann wurde eine Verkofferung um die Maske gelegt, um dieser Halt zu geben. Die Maske sei vom Gewicht sehr leicht und in einem ihrem Alter entsprechenden Zustand, so Althöfer.

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