Junge Frau aus Neuss Rückreise wird für 23-Jährige zur Odyssee

Neuss · Wenn Miriam T. die Nachrichten einschaltet, sind die Bilder in ihrem Kopf wieder da: Wie sie selbst vor gut zwei Wochen verzweifelt an einem überfüllten Flughafen in Kolumbien stand und nicht wusste, ob sie zurück nach Deutschland reisen kann.

 Die 23-jährige Miriam hat drei Wochen in Peru verbracht.

Die 23-jährige Miriam hat drei Wochen in Peru verbracht.

Foto: Miriam T.

Mitte Februar hat die 23-Jährige, die ursprünglich aus Neuss kommt, aber mittlerweile in Bonn wohnt, an einer Exkursion nach Lima teilgenommen. Mit einer Freundin sei sie noch eine Woche länger geblieben. „Es war nicht abzusehen, dass sich die Lage so drastisch entwickelt“, erzählt sie. Doch dann habe sie am 15. März erfahren, dass Peru am nächsten Tag, ab 24 Uhr, keine Ein- und Ausreisen mehr zulasse. Ein neuer Rückflug musste her. Zu dem Zeitpunkt seien die Preise schon enorm angestiegen. Aus der Ferne habe ihre Familie noch einen Flug mit mehreren Zwischenstopps gefunden. Ein Halt war in Kolumbien. „Am Flughafen in Lima wurden wir über Lautsprecher informiert, dass eine Weiterreise nach Kolumbien für Touristen nur möglich ist, wenn wir einen internationalen Weiterflug gebucht haben“, erzählt die Studentin. Miriam war verunsichert, weil sie innerhalb von Kolumbien noch einmal hätte umsteigen müssen. Dies sei jedoch kein Problem, habe man ihr versichert. Angekommen in Kolumbien wollten sie die 23-Jährige jedoch nicht weiterreisen lassen, sondern zurück nach Lima schicken. Ihren Anschlussflug hatte Miriam bereits verpasst, ihre Familie buchte ihr daraufhin einen Direktflug nach Madrid. Doch auch den habe sie nicht ohne weiteres antreten können: „Sie sagten, dass ich dort als Deutsche nicht einreisen darf, weil Spanien die Grenzen geschlossen hat.“

Die 23-Jährige war verzweifelt und stand auch mit einer Mitarbeiterin der Deutschen Botschaft in Kontakt, die ihr bestätigt habe, dass dies nicht stimme. „Als ich mich geweigert habe, zurück nach Lima zu fliegen, haben mir die Mitarbeiter der Grenzkontrolle mit Gefängnisstrafe und Gewalt gedroht“, erzählt sie. „Ich habe noch nie so viel Angst gehabt.“ Erst als sich der Deutsche Botschafter aus Lima einschaltete, habe die Studentin in das Flugzeug nach Madrid steigen können. Mittlerweile ist sie in Deutschland und dort in häuslicher Quarantäne. „Noch heute wache ich nachts auf“, sagt sie. Dass in den sozialen Medien andere Urlauber, die nicht nach Hause können, beleidigt werden, findet sie ungerecht. „Ich kann nicht verstehen, dass man sagt, sie seien es selber Schuld. Vor ein paar Wochen konnte noch niemand ahnen, was passieren wird.“

(ubg)
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