Stadt Neuss und Polizei kanalisieren „Hol- und Bringdienste“ Die erste Haltestelle für „Elterntaxis“ in Neuss

Nordstadt · Für den „Hol- und Bringdienst Leoschule“ wurde am Nordbad eigene Parkplätze reserviert. Ein Versuch, der vielleicht Nachahmer findet.

 Das Schülerparlament der Leoschule stellte die „Elternhaltestelle“ vor.

Das Schülerparlament der Leoschule stellte die „Elternhaltestelle“ vor.

Foto: Woitschuetzke,Andreas (woi)

Kinder werden immer häufiger von ihren Eltern mit dem Auto zur Schule gebracht. Das wird an vielen Schulen nicht gern gesehen, doch setzt sich dieser seit Jahren zu beobachtende Trend weiter fort. Gerade jetzt in der dunklen Jahreszeit – und erst recht bei Regen und Schnee. An der Leoschule mit derzeit 250 Schülern versuchen Stadt und Polizei nun, das Problem mit den „Elterntaxis“ wenigstens zu kanalisieren. Gut 100 Meter Luftlinie vom Schultor entfernt wurden am Parkplatz des Nordbades einige Stellplätze für den „Hol- und Bringdienst Leoschule“ reserviert. Immer werktags von 7 bis 16 Uhr. „Ein Experiment“, sagt Norbert Jurczyk vom Amt für Verkehrslenkung.

Zur Vorstellung der „Elternhaltestelle“ rückte Schulleiterin Marion Amandi am Mittwoch mit den Mitgliedern des Schülerparlamentes an. Das beschäftigt sich mit wichtigen Fragen wie Toilettenregeln oder dem Benehmen auf dem Schulhof, doch manchmal stehen die Kinder auch weit vor dem Wendehammer am Schultor mit Schildern auf denen steht: „Bitte hier halten – Zu unserer Sicherheit“. Eine Kampagne mit mäßigem Erfolg.

Aber das ist nicht der einzige Versuch der Schulleitung, auf die Eltern einzuwirken. Tausendfach habe sie schon Briefe dazu geschrieben, sagt Amandi, die das Thema auch bei jedem Infoabend für die Eltern der neuen Erstklässler anspricht. Zum Beginn der dunklen Jahreszeit startet die Schule eine Eltern-Aktion zum Thema Schulweg und hat – weil die Autos im Wendehammer nicht weniger wurden – eine Kooperation mit der benachbarten Schule am Nordpark getroffen. Dort dürfen Eltern ihre Kinder morgens bis 7.50 Uhr „ausladen“.

Last but not least beteiligte sich die Leoschule schon mehrfach an der Aktion „Walk to school“ des Kreises, an der vor den Sommerferien 31 Schulen teilgenommen haben. Dabei lernen Schüler, wie sie den morgendlichen Schulweg selbständig bewältigen, erklärt Mike Schween, der als Verkehrserzieher der Polizei die Situation an den Schulen genauso kennt wie etwa der Bezirksbeamte Heinz Peter Clasen. „Durch die Aktion werden Kinder sicherer in ihrem Verhalten im Straßenverkehr“, würdigt Landrat Hans-Jürgen Petrauschke die Aktion. Langfristig könne so die Situation vor den Schulen entschärft werden, ergänzt er.

Verstärktes Verkehrsaufkommen und Sichtbehinderungen durch parkende Autos sorgen auch an der Leoschule für Gefahrensituationen, die es ohne Elterntaxis kaum gäbe. Trotzdem stehen im Wendehammer die „Abholdienste“ oft kreuz und quer, beobachtet Armani. Die Argumente, die sie von den Eltern hört, sind dabei immer gleich: Die Schule liegt auf ihrem Weg zur Arbeit, das Wetter ist schlecht und – drittens – sorgen sich die Fahrer um die Sicherheit der Kinder. Weil ja morgens so viele Autos unterwegs sind.

Wobei das Eltern-Argument Sicherheit nach Jurczyks Ansicht am leichtesten zu entkräften wäre. 20.000 Schüler in der Stadt, die an 200 Schultagen im Jahr alleine zur Schule und von dort zurückgehen, legen acht Millionen Wege zurück. Dem stellt er durchschnittlich acht bis neun Schulwegunfälle gegenüber. „Die Gefahr, in der Nachmittagsspielstunde zu verunglücken, ist größer.“

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort