Theater in Neuss Kinder spielen bei RLT-Premiere mit

Neuss · Die neue Spielzeit am Landestheater startet am Samstag mit einer besonders aufwendigen Produktion – „Power“ heißt das Stück. Und darum geht es.

Amelie, Miriam, Olivia, Mia, Emil, Luisa, Kristina und Luke haben sich in den Castingrunden durchgesetzt und sind nun bei der „Power-Produktion“ neben dem professionellen Ensemble zu sehen.

Amelie, Miriam, Olivia, Mia, Emil, Luisa, Kristina und Luke haben sich in den Castingrunden durchgesetzt und sind nun bei der „Power-Produktion“ neben dem professionellen Ensemble zu sehen.

Foto: Melanie Zanin (MZ)

Die Spielfreude ist groß: Wenn es nach den elf Kindern gegangen wäre, hätte die neue Inszenierung des Rheinischen Landestheaters schon längst Premiere haben können. Doch zwei Wochen vor der Aufführung konnte Felix Herfs von Theater Aktiv die jungen Schauspielenden noch einmal bremsen: „Eure Kostüme sind doch noch nicht  einmal fertig.“

Mittlerweile ist die Premiere in greifbare Nähe gerückt. Am Samstag, 10. September, wird am Rheinischen Landestheater (RLT) um 20 Uhr das Stück „Power“ nach der Buchvorlage von Verena Güntner gezeigt – die Bühnenversion stammt von Ekat Cordes (Inszenierung) und Eva Veiders (Dramaturgie). Das Stück handelt von einem Mädchen (Kerze), das einer älteren Dame bei der Suche nach ihrem Hund helfen möchte: Sie schart andere Kinder um sich, die sich immer weiter in ihre Aufgabe hineinsteigern: Sie ahmen Hunde nach und kehren bald gar nicht mehr nach Hause zurück. „Aus dem anfänglichen Spiel wird bitterer Ernst, die Dorfgemeinschaft gerät ins Wanken“, erzählt Verena Güntner. Erst unterschätzen die Erwachsenen die Lage, dann folgen gegenseitige Schuldzuweisungen. Im Endeffekt bringen Kinder ein System fernab von Zusammenhalt und Empathie zum Einsturz, in dem sie sich so verhalten, wie sie es von ihren Eltern gelernt haben. „Mir war es aber wichtig, keine Gleichung aufzumachen, die die Kinder als die Guten und die Erwachsenen als die Bösen zeigt“, sagt Verena Güntner.

Während das Stück bereits in Frankfurt Ur-Aufgeführt wurde, freut die Autorin sich nun besonders darauf, die Neusser Version zu sehen: „Die beiden Fassungen wirken sehr unterschiedlich“, sagt Güntner. Sie wird bei der Premiere vor Ort sein und freut sich auf die aufwendige Umsetzung.

Schon im Frühsommer hat das Rheinische Landestheater nämlich Kinder aus der Umgebung zum Casting eingeladen. Denn schnell sei klar gewesen, dass die Kinder ganz andere Emotionen erwecken, als Erwachsene, die diese verkörpern, erklärt Dramaturgin Eva Veiders. Aus 50 Teilnehmenden, die zum Casting kamen, haben sich schließlich elf Kinder im Alter von 10 bis 15 Jahren durchgesetzt.  Sie nehmen regelmäßig an den Proben teil. Obwohl die meisten von ihnen schon erste Theatererfahrungen in der Schule oder in Jugendspielclubs gesammelt haben, ist der Auftritt auf der großen Bühne im RLT für sie etwas ganz Besonderes. „Es ist total cool zu sehen, wie die professionellen Schauspieler das machen“, sagt die 13-jährige Olivia, „ich konnte mir schon viele Tipps abschauen, zum Beispiel, dass man beim Schlafen wirklich ruhig bleiben muss und nicht die Augen hin und her bewegen darf.“

Verena Güntner hat den Roman „Power“ geschrieben und wird sich die Premiere am RLT ansehen. 
  Foto: Stefan Klüter

Verena Güntner hat den Roman „Power“ geschrieben und wird sich die Premiere am RLT ansehen. Foto: Stefan Klüter

Foto: Stefan Klüter

Und auch für das Ensemble ist die Arbeit mit den Kindern neu: Zum einen muss bei den Proben streng darauf geachtet werden, wie lange die Kinder auf der Bühne stehen. Zum anderen musste auch der Stückinhalt gut mit den jungen Darstellenden besprochen werden.  „Allein, dass die Kinder in einem Stück für Erwachsene mitspielen, ist etwas Besonderes“, sagt Eva Veiders. Sie würden ganz eigene Ideen mit einbringen. „Diese Energie zu bündeln und zu konzentrieren war eine schöne Herausforderung“, sagt auch Ekat Cordes.  „Es ist außerdem toll zu sehen, wie diese große Gruppe an Menschen, von ganz klein bis ganz groß immer mehr zusammengewachsen ist. Die Kinder, die  anfangs noch sehr schüchtern waren, sind total aus sich herausgekommen und haben diese Aufgabe voll und ganz an sich genommen und sind zu Profis geworden.“ Die größte Herausforderung sei es aber gewesen, die komplexe Geschichte „aus der man locker eine sechsteilige Netflix-Serie machen könnte“, in eineinhalb Stunden unterzubringen, sagt er. Besonders wichtig sei es ihm dabei gewesen, die mystische, unheimliche, bedrohliche und fast surreale Atmosphäre des Buches einzufangen.

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