Konzert in Neuss Ein Wiegenlied des Todes erklang in der Quirinusbasilika

Neuss · Das Requiem op. 9 des französischen Organisten Maurice Duruflé erklang jetzt im Quirinusmünster. Weit mehr als 100 Zuhörer verweilten in langer Zeit der Stille, bevor sehr starker Beifall das Konzert auszeichnete.

 Das Quirinusmünster bei Nacht.

Das Quirinusmünster bei Nacht.

Foto: Frank Kirschstein

Am Vorabend des Allerseelentages improvisierte Elmar Lehnen, Organist der Kevelaerer Marienbasilika, an der großen Orgel der Neusser Quirinusbasilika über das „Dies irae“ (Tag des Zornes): Der mittelalterliche Hymnus über das Jüngste Gericht ist Teil des Stundengebetes an Allerseelen.

Bedrohlich dumpfe Akkorde schildern die „Tiefe, aus der ich, Herr, zu dir rufe“, bevor die gregorianische Melodie im Diskant erstmals formuliert wird. Ein lyrischer Mittelteil war die rechte Überleitung zum Hauptwerk des Abends: Der Kammerchor „Capella Quirina Neuss“ gestaltete das „Requiem für Soli, Chor und Orgel“ von Maurice Duruflé, auf den Tag genau 75 Jahre nach seiner Erstaufführung in Paris.

Der französische Komponist und Organist entwickelte eine Tonsprache, die in Polyphonie und Harmonik auf den gregorianischen Choral zurückgeht. Zudem verwendet er im Requiem einen tröstend-kontemplativen Grundton. Wegen seiner Sanftheit nennt der Bayerische Rundfunk es das „Wiegenlied des Todes“.

Die Capella meisterte die moderne Tonsprache atemberaubend, die Texte waren weniger verständlich. Die Orgel (Elmar Lehnen) kontrastierte meist den Gesang. Im Zentrum steht die Bitte „Pie Jesu“: Sie sang Angela Froemer (Mezzosopran), auch in den Höhen ausdrucksstark, wie Melodien aus einer anderen Welt. Auch der Baritonsolist Sebastian Klein agierte, etwa im „Libera me“, außerordentlich stark.

Das Requiem endet mit „In paradisum“ aus den Exequien, in dem ein ruhiger siebenstimmiger Schlussakkord Hoffnung auf ein Weiterleben im Paradies macht. Bereits zuvor hatte die Ostermotette „Alleluja“ von Colin Mawby dieser Hoffnung Ausdruck gegeben. In weiteren drei Motetten, so auch in „I will lift up“ von David Briggs, hatte der Capellaleiter und Münsterkantor Joachim Neugart eindrucksvoll bestätigt, dass „Hilfe von dem kommt, der Himmel und Erde gemacht hat“.

Weit mehr als 100 Zuhörer verweilten in langer Zeit der Stille, bevor sehr starker Beifall ein ergreifendes Konzert auszeichnete.

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