KGV Erholung in Neuss Ratten-Problem nagt an Kleingärtnern

Neuss · Die Mitglieder des KGV Erholung haben mit unliebsamen Nagetieren auf ihrem Gelände zu kämpfen und sind verärgert über das Verhalten der Verwaltung. Der Stadtverband hat kaum noch Hoffnung auf eine Verbesserung.

 Wolfgang Müller, Vorsitzender des KGV Erholung.

Wolfgang Müller, Vorsitzender des KGV Erholung.

Foto: Woitschützke, Andreas (woi)

Die nach eigenen Angaben älteste Kleingartenanlage von Neuss hat ein Problem: Es hat einen langen Schwanz, Nagezähne und liebt Essensreste. Seit geraumer Zeit haben die Mitglieder des KGV „Erholung“ mit Sitz an der Bergheimer Straße mit Ratten auf ihrem Gelände zu kämpfen. „Immer wieder beschweren sich die Leute bei mir. Die Tieren laufen über die Terrassen, sind eklig anzuschauen und fressen die Tomaten ab“, sagt Wolfgang Müller, erster Vorsitzender des Vereins. Er spricht von einem „Riesenproblem“, mit dem sich die Pächter der 83 Parzellen (plus 16 Parzellen auf der angrenzenden Anlage „Erftland) konfrontiert sehen.

Seine Frau habe in der Vergangenheit sogar Unterschriften gesammelt, damit die Stadt Neuss, der das Grundstück gehört, „endlich was unternimmt“, wie Müller sagt. Gebracht habe die Aktion jedoch nichts.

Carsten Thiel als Vorsitzender der „Unabhängigen Wählergemeinschaft Neuss“ (UWG) hatte die Verwaltung bereits für den jüngsten Ausschuss für Umwelt und Grünflächen darum gebeten, Stellung zu dem Problem zu nehmen. „Ich habe die Ratten bereits selbst über die Anlage laufen sehen“, sagt Thiel.

In der Erklärung der Verwaltung heißt es jedoch, dass eine Rattenplage weder der Stadt noch dem Stadtverband der Kleingärtner bekannt sei. Ein Problem sei allerdings, dass manche Schüler ihre Speisereste und Pausenbrote in der angrenzenden Böschung der Deutschen Bundesbahn entsorgen würden. Dies locke „gelegentlich Ratten an“. Nach Angaben der Stadt wurde diese angrenzende Böschung bereits durch die Deutsche Bahn gereinigt. Darüber hinaus sei Kontakt zu einem Kammerjäger aufgenommen worden, der unter anderem eine Kompost-Entfernung und die Beseitigung von Flucht- und Versteckmöglichkeiten der Ratten in den einzelnen Parzellen empfohlen habe. Eine Verschlechterung des Zustands sei jedoch weder bekannt noch dokumentiert. Auch der dort ansässige öffentliche Spielplatz sei nicht betroffen. Das Rattenaufkommen könne nur durch Konsequenz der Kleingärtner verhindert werden. Das Kleingarten-Gelände gehört der Stadt, der Stadtverband der Kleingärtner hat es gepachtet, Wolfgang Müller ist als erster Vorsitzender Untermieter, der die Grundstücke wiederum weiter verpachtet.

Pikant: Die Stadt behauptet in ihrer Erklärung, dass eine Rattenplage dem Stadtverband der Kleingärtner nicht bekannt sei, auf Nachfrage unserer Redaktion spricht Friedhelm Doll, Vorsitzender des Stadtverbandes der Kleingärtnervereine, jedoch von „einem Problem, das man nicht so schnell in den Griff bekommen wird“. Denn bereits wenige Tage nachdem die Böschung nahe der Bahngleise gereinigt wird, sei die Stelle wieder zugemüllt mit Essensresten. „Da fühlen sich die Tiere natürlich sehr wohl und kommen dann auf die Kleingartenanlage zum Nesterbauen“, so der erste Vorsitzende. Die Ratschläge des Kammerjägers, jeden Kompost auf der Anlage zu entfernen, in dem sich Ratten pudelwohl fühlen, ist für Doll nicht umsetzbar. „Kein Kleingärtner wird seinen Kompost entfernen.“ Darüber hinaus gebe es so viele mögliche Verstecke und Fluchtwege auf dem Gelände, die man unmöglich alle „dicht machen“ könne

Wolfgang Müller würde sich von der Stadtverwaltung wünschen, dass sie auf der Anlage Rohrfallen aufstellt. So wäre die Bahn nämlich auch auf ihrem Gelände vorgegangen. Schließlich gebe es seit Januar dieses Jahres „kein wirksames Gift mehr zu kaufen“.

Friedhelm Doll hat eine simplere Lösung parat: „Es würde uns am meisten helfen, wenn die Schüler und andere Bahnreisende keine Nahrungsreste mehr in die Böschung schmeißen würden.“ Schließlich sei es schlichtweg nicht realistisch, den Bahnsteig, täglich zu reinigen. Und selbst wenn die Kleingärtner diese Säuberung selbst in die Hand nehmen wollten, wäre dies nicht möglich – sie dürfen das Gelände der Bahn nämlich nicht betreten.

Carsten Thiel möchte sich mit der Antwort der Stadtverwaltung nicht zufrieden geben und kündigt für die Zukunft weitere Schritte an, um die Kleingärtner zu unterstützen. „Die Stadt tut so, als wüsste sie von nichts. Das verwundert mich sehr“, so der Neusser Stadtverordnete, der seinen Unmut bereits im jüngsten Umweltausschuss zum Ausdruck gebracht hatte.

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