Skulptur im Stadtgarten in Neuss Das Rätsel um den Neusser „Seelöwen“

Neuss · Sie ist mehr als 20 Jahre alt, rund 140 Kilo schwer: Aber um welches Tier handelt es sich bei der Bronze-Skulptur im Stadtgarten eigentlich? Es gibt gleich drei verschiedene Theorien und am Ende noch ein Quiz.

 Die Skulptur im Stadtgarten ist ein Geschenk der Heimatfreunde an die Neusser Kinder.

Die Skulptur im Stadtgarten ist ein Geschenk der Heimatfreunde an die Neusser Kinder.

Foto: Woitschuetzke,Andreas (woi)

Einsam und alleine steht sie dort auf diesem gepflasterten Fleckchen im Neusser Stadtgarten. An 365 Tagen im Jahr lächelt sie jeden an, dessen Weg an ihr vorbeiführt. Nur selten lächelt jemand zurück, doch auch von der einseitigen Liebe lässt sich die Skulptur in der Nähe des Windmühlenturms nicht entmutigen. Ein Seelöwe ist eben ein starkes Tier. Doch Moment. Handelt es sich bei dem Bronze-Wesen tatsächlich um einen Seelöwen? Wie sich jetzt heraus stellte, gibt es da unterschiedliche Auffassungen. Die Stadt Neuss bezeichnet das Tier auf ihrer Internetseite als „Seehund“. Wobei bei genauerer Betrachtung zu erkennen sein dürfte: Für einen Seehund ist diese Skulptur mit einem etwas zu prächtigen Haarkleid ausgestattet. Die städtische Variante ist also die unwahrscheinlichste.

Der Künstler selbst, Michael Franke aus Erkelenz, erinnert sich im Gespräch mit unserer Redaktion noch gut an den Moment, als seine Skulptur im Neusser Stadtgarten aufgestellt wurde. Auch wenn es mehr als 20 Jahre her ist. „Also für mich ist das ein Seelöwe“, sagt der Künstler, der das Tier für die Vereinigung der Heimatfreunde Neuss anfertigte. Diese wiederum stellte es als Geschenk an die Neusser Kinder in den Stadtgarten. Aber was ist es denn nun wirklich? Seehund oder Seelöwe?

Weder noch. Das behauptet zumindest Thomas Kauffels. Für den aus Neuss stammenden Direktor des „Opel-Zoo“ im Taunus ist es ein ganz klarer Fall. „Das ist ein Seebär!“, sagt der promovierte Biologe, der zudem Vorsitzender der Vereinigung Europäischer Zoos (EAZA) ist. Er erklärt seine Theorie damit, dass Seebären im Gegensatz zu den Seelöwen zwei verschiedene Haarsorten am Leib haben. „Diese sind insbesondere im Brustbereich des männlichen Tiers besonders ausgeprägt“, sagt Kauffels. Bei der Skulptur im Stadtgarten sei dies deutlich zu erkennen.

Doch es gibt ein weiteres fachmännisches Indiz, das auch die Seehund-Theorie widerlegt. So hätten Ohrenrobben (dazu zählen sowohl Seelöwe als auch Seebär) im Gegensatz zu den Hundsrobben Flossen, die auch bei der Fortbewegung an Land von großem Nutzen seien. „Bei der Neusser Skulptur sind die ausgeprägten Hintergliedmaßen deutlich zu erkennen“, sagt Experte Thomas Kauffels.

Bildhauer Michael Franke sieht das Rätselraten um seine Skulptur völlig entspannt. Ein Werk, das zum Nachdenken anregt und mit dem sich die Menschen beschäftigen: Was kann es für einen Künstler Schöneres geben? Franke spielt jedoch mit dem Gedanken, eine kleine Plakette an seinen Seelöwen-Hund-Bär anzubringen, um dem interessierten Spaziergänger einige Informationen zu bieten. Diese sucht man bislang vergeblich. Aber welches der drei möglichen Tiere dort letztendlich Erwähnung finden wird? Abwarten!

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