Fall aus Straubing Neusser „Puppendoktor“ restauriert geköpfte Marienstatue

Neuss · Vor der Jesuitenkirche in Straubing fand Ende Oktober ein Polizist den abgetrennten Kopf der Marienstatue. Der Fallschlug hohe Wellen. Marcel Offermann aus Neuss hat sich nun bereit erklärt, sie ehrenamtlich zu reparieren.

 Marcel Offermann hat es mit einer besonderen Aufgabe zu tun.

Marcel Offermann hat es mit einer besonderen Aufgabe zu tun.

Foto: Marcel Offermann

Die zum Gebet gefalteten Hände sind mit Rosenkränzen umwickelt, das weiße Kleid symbolisiert Reinheit, der blaue Gürtel den Himmel – kein Zweifel, diese Statue stellt die Gottesmutter Maria dar. Doch ein Antlitz sucht man vergebens: Der Kopf fehlt und scheint abgetrennt worden zu sein. Ende Oktober fand ein Polizist in Straubing auf dem Weg zur Arbeit den abgetrennten Kopf der Marienstatue vor der Jesuitenkirche. Sie trug einen Mundschutz – der Körper fand sich umgestürzt in der Kirche liegend.

Das Schicksal der Figur schlug sofort hohe Wellen, die bis nach Neuss schwappten: Puppendoktor Marcel Offermann stieß über die Internetseite „katholisch.de“ auf die offenbar mutwillig geköpfte Madonna. Während die polizeilichen Ermittlungen laufen, entschied Offermann spontan: Ich werde die Statue kostenlos wiederherstellen! Für ihn als Katholiken eine „Herzens- und Ehrensache“. Und so bot er Monsignore Johannes Hofmann, seit 1. September 2020 als Regionaldekan für Straubing und Deggendorf zuständig, seine Hilfe an. Dieser wollte erst gar nicht glauben, dass jemand eine kostenlose Restaurierung vornehmen würde – als „Rundum-Sorglos-Paket“ mit Hin- und Rücktransport, so Offermann.

Er ist der Meinung: Diese Figur darf nicht das gleiche Schicksal wie die schottische Königin Maria Stuart ereilen, die 1587 ihren Kopf auf dem Schafott verlor: „Mir wird die große Ehre zuteil, die Madonna vom Schicksal Maria Stuarts zu erlösen und sie restauratorisch wieder in den Originalzustand zu versetzen“, sagt er. Zudem reizt ihn die Herausforderung, auch wenn eine derartige Wiederherstellung nicht „das tägliche Brot“ sei. Aber Offermann restauriert seit 20 Jahren nicht nur Puppen, sondern auch Krippenfiguren und kennt sich im sakralen Bereich aus: Die in Kirchen beheimateten Figuren leiden oft unter Feuchtigkeitsschäden. Außerdem ließ er schon Unmögliches wahr werden, denn er setzte Puppen zusammen, von denen nur noch in Kartons gesammelte Fragmente existierten. Deshalb meint er mit Blick auf die geköpfte Straubinger Madonna: „Das ist machbar!“ Die Arbeiten am Inneren und Äußeren der Figur werden umfangreich. Dazu zählen Techniken wie Beiarbeiten der Struktur, Einbringen von Metallstiften und Überarbeiten von Gewandstrukturen, Reinigung und Grundierung sowie viele weitere Arbeitsschritte. Offermann wird die Figur noch vor Weihnachten in Straubing abholen und rechnet mit eine Rückgabe im März 2021. Mit Monsignore Hofmann besteht ein „netter Mailkontakt“. Der Geistliche sei überzeugt, dass Offermanns Ehrgeiz und göttlicher Beistand bei der Restaurierung helfen.

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