Gründung in Neuss Ein eigener Verlag für psychologische Kinderbücher

Neuss · Weil ihr neues Kinderbuch in keine Verlagsrichtung passte, hat die Psychologin Stefanie Kirschbaum ihren eigenen Verlag gegründet. Was es dabei alles zu beachten galt.

 Stefanie Kirschbaum hat einen Verlag gegründet und ihr Buch „Donky und die Mist-Geschicke“ herausgebracht.   Foto:Tesoro-Verlag

Stefanie Kirschbaum hat einen Verlag gegründet und ihr Buch „Donky und die Mist-Geschicke“ herausgebracht. Foto:Tesoro-Verlag

Foto: Tesoro Verlag

Wenn bei Donky etwas schief läuft, lässt er sich nicht entmutigen: „Er hat eine entspannte Art, humorvoll mit seinen Fehlern umzugehen“, erzählt Stefanie Kirschbaum und lacht. Die Psychologin muss es wissen, immerhin hat sie den kleinen Esel mit den langen Ohren erfunden – zunächst kam er in den Gute-Nacht-Geschichten für ihre Töchter vor. Nun hat sie ihm ein eigenes „Mitmachbuch“ für Kinder gewidmet.

Das kann man sich so vorstellen: In mehreren Erzählungen wird von dem Esel Donky erzählt, der auf seinen Abenteuer einige Missgeschicke erlebt. Nach jeder Geschichte werden Fragen gestellt, die das Kind zusammen mit dem Vorlesenden beantworten kann. Also etwa: „Wo ist bei dir mal etwas anders gelaufen, als du es erwartet hast? Worüber kannst du heute noch lachen?“. Einerseits, so erzählt sie, solle das Buch unterhalten, andererseits sei es ihr als Diplom-Psychologin ein Anliegen, eine andere Fehlerkultur anzuregen. „Ich habe das Gefühl, dass beinahe phobisch mit Fehlern umgegangen wird, ich möchte zeigen, dass es in Ordnung ist, Kinder auch mal Fehler machen zu lassen und dass man zu seinen Fehlern stehen kann“.

Die Neusserin hat bereits drei Kinderbücher geschrieben, die in thematisch spezialisierten Verlagen veröffentlicht wurden. Doch ihr neues Buch über Donky und die „Mist-Geschicke“ wollte nirgendwo so richtig hinein passen. Und so entschied sie sich nach einiger Recherche, selbst einen Verlag für Bücher mit psychologischem Hintergrund zu gründen.

Das hat mehrere Gründe: Ein Selfpublisher-Verlag, bei dem jeder sein Buch in Eigenregie herausbringen kann, sei für Stefanie Kirschbaum nicht in Frage gekommen. „Für Softcover-Exemplare sind diese Varianten gut geeignet“, sagt sie, doch habe sie die Qualität bei Hardcover-Bänden nicht überzeugt. Außerdem kann sie sich vorstellen, langfristig auch andere Autoren in ihrem Verlag zu veröffentlichen. „Es gibt so viele gute Bücher, die nirgendwo so richtig hinein passen und nur deswegen nicht veröffentlicht werden“, sagt sie. Auch würde sich ein eigener Verlag finanziell für sie vielmehr lohnen.

Doch erst einmal sei die Gründung ihres Tesoro-Verlags – Tesoro steht in der italienischen und spanischen Sprache für einen Schatz, für etwas Wertvolles – ein Lernprozess gewesen. „Einen Verlag gründen kann jeder, man braucht keine Nachweise oder Vorkenntnisse“, erzählt sie. Die eigentliche Anmeldung bei der Stadt Neuss sei schnell erledigt gewesen. Doch galt es auch eine Druckerei zu finden, das Buch mit einer ISBN-Nummer auszustatten und im „Verzeichnis Lieferbarer Bücher“ anzumelden. Und damit nicht genug: Auch ein Zwischenhändler musste gefunden werden, der das Buch vertreibt. Denn auch jene Händler treffen noch einmal eine Auswahl, mit wem sie zusammenarbeiten wollen. „Wenn man branchenfremd ist, ist es ein spannender Prozess herauszufinden, wie das Buch zum Kunden kommt“, erzählt Stefanie Kirschbaum. Dafür hat sie unter anderem eine eigene Homepage mit Online-Shop auf die Beine gestellt und kümmert sich nun in den sozialen Medien um das Marketing.

Im Juni hat sie nun als Verlegerin und Autorin ihr neues Kinderbuch herausgebracht: „Die erste Auflage umfasst 700 Exemplare.“ Aktuell ist auch geplant, dass es kommissarisch in Neusser Buchhandlungen ausliegen wird.

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