Fabrikhalle in Neuss Bema bietet Kita gegen Hallen-Abbruch

Nordstadt · Auf dem Gelände der ehemaligen Pierburg-Fabrik entsteht ein neues Quartier. Als Landmarke soll dort ein Rest der Fabrikhallen erhalten bleiben. Der Projektentwickler wäre ihn gerne los und bietet dafür Hilfe in der Kita-Krise an.

 Umstrittener Fabrikrest: An seiner Stelle wäre auf dem alten Pierburg-Gelände nach Angaben der Bema Platz für eine Kindertagesstätte. Die könnte schnell entstehen. 

Umstrittener Fabrikrest: An seiner Stelle wäre auf dem alten Pierburg-Gelände nach Angaben der Bema Platz für eine Kindertagesstätte. Die könnte schnell entstehen. 

Foto: Christoph Kleinau/Chrostoph Kleinau

Die Stadt ruft den Kita-Notstand aus. Zum Beginn des Kindergartenjahres im August fehlen 300 Betreuungsplätze, und mittelfristig müssen mindestens 1000 weitere geschaffen werden. Doch weil Träger, überplanbare Grundstücke und auch Investoren fehlen, steht die Stadt, wie Jugenddezernent Ralf Hörsken im Jugendhilfeausschuss referierte, mit ihrem Ausbauprogramm vor großen Problemen. Das kann Ralph Schneemann in dieser Dramatik nicht nachvollziehen. „Vor über einem Jahr haben wir der Stadt Neuss angeboten, eine vier- oder sechs-zügige Kita auf der ehemaligen Pierburg-Fläche zu errichten“, sagt der Geschäftsführer des Düsseldorfer Projektentwicklers Bema. „Man muss sich nur von der abbruchreifen Sheddach-Halle trennen.“ Genau da liegt der Hase im Pfeffer. Die Stadt bestätigt das Angebot, will dafür aber nicht den Abbruch der Halle als „Preis“ für die neue Kita akzeptieren. Die Halle sei – zumindest in Teilen –  zu erhalten, erklärt Nicole Bungert von der Pressestelle der Stadt. „Derzeit werden in Kenntnis der Bema Möglichkeiten geprüft, wie Teile der Halle erhalten und wie sie genutzt werden können“, sagt sie.

Der Erhalt der Hallen war ein Ergebnis aus einem städtebaulichen Ideenwettbewerb, den die Bema finanziert hatte. Der Jury und der Stadt war es wichtig, in dem neuen Quartier eine Landmarke zu belassen, die an die Industrievergangenheit erinnert. Die Bema war dazu bereit, wenn sich das finanziell darstellen lässt. Doch in einer  Wirtschaftlichkeitsberechnung kam Bema schon im vergangenen Jahr zu dem Ergebnis, diese Pläne besser aufzugeben. Von Gebäudeschadstoffen in erheblichem Umfang ist darin ebenso die Rede wie von einer mit Teerkork belasteten Dachabdichtung oder korrodierten Stahlbetonträgern. Auf den daraufhin gestellten Abbruchantrag reagierte die Stadt aber nur mit der Verhängung einer Veränderungssperre.

Die Halle steht weiterhin, ein angrenzendes Bürogebäude ebenso. Doch die schon geführten Gespräche mit potentiellen Betreibern, die sich nach Schneemanns Darstellung durchaus interessiert zeigten, seien nicht weitergeführt worden. „Die Investitionsmittel unsererseits stehen bereit und Baukapazitäten sind ebenfalls vorhanden“, sagt Schneemann. Man könne eigentlich von einer klassischen „win-win-Situation“ sprechen, sagt er mit Blick auf die Kita-Not in der Stadt. „Anstatt der abbruchreifen Hallenreste wäre diese Nutzung doch im Sinne der Stadt sehr wünschenswert.“

Und es könnte auch schnell losgehen, denn trotz der immer noch geltenden Veränderungssperre hat die Stadt einzelne Bauprojekte in dem Quartier bereits genehmigt. Das gilt an erster Stelle für das „B + B“-Hotel an der Düsseldorfer Straße, das bereits am 25. April fertiggestellt und an den neuen Betreiber übergeben werden soll. Ein Bürogebäude auf einer benachbarten Parzelle soll folgen, eine Bauvoranfrage ist schon gestellt. Bis Ende April ist auch die Ringstraße, die das neue Quartier erschließt, zumindest in Baustraßenqualität fertig, sagt Schneemann: „Dann könnten zügig weitere Hochbauvorhaben realisiert werden.“

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