Von Sammelbildern und Symbolisten Was 2023 im Neusser Clemens-Sels-Museum geplant ist
Neuss · Das Clemens-Sels-Museum in Neuss hat sich für das Jahr 2023 einiges vorgenommen: Höhepunkt ist eine Schau über belgische Symbolisten. Was darüber hinaus geplant ist und welche Rolle die Panini-Sammelbilder spielen werden.

„Leonoardo da Vinci malt das Bildnis der Mona Lisa“ ist ein Sammelbild aus dem Jahr 1921 der Firma Liebig. Im Feldhaus geht es ab Oktober rund um dieses Thema. Dabei werden nicht nur Abbildungen aus dem späten 19. Jahrhundert berücksichtigt, sondern auch moderne Panini-Sammelhefte oder Pokemon-Karten.
Foto: Martin LangenbergEs steht fest: Das Clemens-Sels-Museum kann in diesem Jahr durchgänig geöffnet bleibten – und das obwohl in den kommenden Monaten einige Baumaßnahmen rund um den entstandenen Wasserschaden anstehen. Entsprechend gut gefüllt ist auch das Programm, das das Team rund um Museumsdirektorin Uta Husmeier-Schirlitz auf die Beine gestellt hat: Auch ein zweites Comeback wird gefeiert. Ein Überblick.
Haupthaus Wenn die aktuelle Ausstellung „Kaffee – Karriere eines Heißgetränks“ endet, widmet sich das Museum den malerischen Arbeiten von Jürgen Paatz, der in diesem Jahr seinen 80. Geburtstag feiert. Der Künstler experimentiert mit Farbe und Materialität, trägt etwa Eitempera auf Nessel auf, und lässt so Strukturen, Rhythmen und Flächen entstehen. Erst bei längerer Betrachtungen werden Farbabstufungen und Arbeitsspuren sichtbar – so dass die Schau sich auf die Wahrnehmung des Künstlers, aber vor allem auch auf die der Betrachtenden konzentriert. Die „Reise des analogen Sehens“, so Uta Husmeier-Schirlitz, die die Schau kuratiert hat, beginnt am 5. März.
Im Anschluss, genauer gesagt ab dem 4. Juni, wird sich im Clemens-Sels-Museum mit der Frage der Herkunft beschäftigt: „Wo habendie Menschen im Rheinland ihre Wurzeln? Wer stammt von Einwanderern ab?“ All diesen Fragen geht Kurator Carl Pause in der Ausstellung „Von hier?“ nach und beleuchtet die Migrationsgeschichte von der Steinzeit an bis heute. „Es stellt sich heraus, dass jeder einen Migrationshintergrund hat“, verrät Pause schon jetzt. Doch nicht nur Menschen, die eingewandert sind, auch Deutsche, die etwa nach Amerika übergesiedelt sind, werden in der Ausstellung berücksichtigt. Parallel zu dieser Schau feiert das Museum sein zweites Comeback. Stehen aktuell die „geretteten Meisterwerke“, die sich zur Zeit des Wassereinbruchs im Mai 2022 im Depot fanden, im Mittelpunkt, wird es ab Juni um jene Werke gehen, die restauriert werden mussten.
Da es wieder eine thematische Neusortierung geben wird, lohnt sich also auch ein erneuter Besuch der Dauerausstellung. Als „wichtigste Ausstellung des Jahres“ kündigt Uta Husmeier-Schirlitz die Schau mit dem Titel: „Gewagte Visionen – George Minne und Léon Spilliaert, vom Symbolismus zum Expressionismus“ an. Ursprünglich war sie schon für den Oktober 2022 geplant gewesen, doch durch den Unwetterschaden musste sie um ein Jahr, auf den 22. Oktober 2023, verschoben werden. Kuratorin Bettina Zeman setzt mit dem Bildhauer George Minne und dem Maler Léon Spilliaert einen Fokus auf zwei in Belgien gefeierte Symbolisten, die in Deutschland nahezug unbekannt sind. Beide verkörpern den Zeitgeist des „Fin de Siècle“, der von Aufbruchsstimmung, Dekadenz und Weltschmerz geprägt war. Das Museum, das international für seine einmalige und herausragende Symbolismus-Sammlung bekannt ist, kann mit dieser Ausstellung sein Profil weiter schärfen.
Feldhaus Das Feldhaus zeigt ab dem 2. April zeitgenössische Positionen aus Papier. „Mit Arbeiten aus Papier nicht auf Papier begehen wir im Feldhaus Neuland“, sagt Kuratorin und stellvertretende Museumsleiterin Anita Hachmann. Artjom Chepovetskyy und Goekhan Erdogan werden spannende Positionen in den Dialog stellen – und eine wahre Transformation sichtbar machen.
Ab dem 1. Oktober geht es im Feldhaus dann um das Sammelbild: „Das dürfte bei einigen Besuchenden Nostalgie-Gefühle wecken, da viele selbst Pokemon Karten oder Panini-Sammelbilder hatten“, sagt Hachmann. Doch schon im späten 19. Jahrhundert wurde gesammelt: Die Marke „Liebig’s Fleischextrakt“ warb mit Sammelbildern, später stieg die Kölner Firma Stollwerck ein.