Raser, Tuner und Drogen Mehr als 200 Verstöße bei Neusser Polizeikontrolle geahndet

Neuss · Bei einem Sondereinsatz gingen Beamte des Verkehrsdienstes gegen Fahrer unter Drogeneinfluss, Raser und illegale Tuner vor. Das ist ihre Bilanz.

 Christian Baues (r.) ist Technik-Experte bei der Polizei. Er stellte am Mittwoch vier technische Veränderungen an Autos fest, die nun als illegales Tuning zu ahnden sind.

Christian Baues (r.) ist Technik-Experte bei der Polizei. Er stellte am Mittwoch vier technische Veränderungen an Autos fest, die nun als illegales Tuning zu ahnden sind.

Foto: Andreas Woitschützke

Ein 48-Jähriger versuchte am Mittwoch, die Polizei mit einem dumm-dreisten Trick hereinzulegen – und flog damit auf. Dass er statt einer Urinprobe Chlorwasser in den Probenbecher gefüllt hatte, fiel schnell auf, und er musste noch einmal „müssen“. Ergebnis: Der Fahrer eines Kleintransporters hatte Kokain konsumiert, wie die anschließend genommene Blutprobe bestätigte. Dem Mann drohen zwei Punkte in Flensburg, 500 Euro Bußgeld und ein Monat Fahrverbot. „Mindestens“, wie Polizeikommissar Daniel Betzmann hinzufügt.

Betzmann war am Mittwoch Einsatzleiter bei einem Sondereinsatz der Polizei. Fahrtüchtigkeit, erklärt er den Hintergrund, sei in diesem Jahr ein landesweiter Schwerpunkt der Verkehrssicherheitsarbeit der Polizei. Aber die rund 15 Beamten, die an der Langemarckstraße und am Kirmesplatz zwei Kontrollstellen besetzt und an der Stresemannalle einen „Blitzer“ aufgebaut hatten, schauten nicht nur darauf, sondern unter anderem auch auf getunte, also manipulierte, Autos.

Die Einsatzbilanz nach vier Stunden Kontrolle liest sich denn auch wie ein Querschnitt aus dem Bußgeldkatalog: Zwei Alkohol- und acht Drogenvortests wurden genommen. In drei Fällen wurde eine Blutprobe angeordnet. Zweimal, weil der Vortest positiv war, einmal, weil der Kontrollierte den Urintest verweigert hatte. In allen drei Fällen wurde die Weiterfahrt verweigert. Ein BMW wurde stillgelegt, weil der Auspuff nur mit einem Spanngummi an der Karosserie befestigt war. Ferner stellte die Polizei vier illegale technische Veränderungen an Fahrzeugen fest, ertappte zwölf „Gurtmuffel“, die nicht angeschnallt waren, rügte vier Lkw-Fahrer, deren Ladung nicht ausreichend gesichert war und stellte noch acht Knöllchen wegen anderer Vergehen aus.

Die Beamten bei der Geschwindigkeitskontrolle stellten überdies in dieser überschaubaren Zeitspanne 181 Geschwindigkeitsverstöße fest. Zu schnelles Fahren, begründet Betzmann diesen Einsatz, „gehört noch immer zu den drei Hauptursachen für Verkehrsunfälle.“

Dass es um mehr als Fahrtüchtigkeit ging, machte auch die Anwesenheit von Christian Baues deutlich. Er hat im Kfz-Handwerk gelernt, gilt als Experte für technische Manipulationen an Fahrzeugen, also auch das Tuning. Und er ist genau deshalb als Spezialist bei der Polizei angestellt. „Es gibt auch eine nette Tuner-Szene“, sagt Betzmann. Leute, die ihr Auto aufwerten wollen und dafür viel Geld ausgeben. Aber daneben gebe es eben auch die Billig-Tuner, die Autoteile auf Internetportalen erwerben und illegal einbauen. Sie aus dem Verkehr zu ziehen, ist ebenso Anlass für Sondereinsätze wie das Thema Drogen. Die Fallzahlen, sagt Betzmann, würden sich inzwischen annähern. Rund 250 Autos stellt der Verkehrsdienst der Polizei inzwischen durchschnittlich in jedem Jahr sicher, bei Fahrverboten nach Drogendelikten erwartet er für dieses Jahr erstmals einen ähnlich hohen Wert. „20 im Monat“, sei aktuell die Schlagzahl.

Mit dem Tuning geht oft das Posing einher, also das „Sich-zur-Schau-stellen“ der Fahrer mit ihren Fahrzeugen, die gerne zu schnell durch die Innenstadt fahren – und das mit laut röhrenden Motoren. „Die wollen wir auch“, sagt Betzmann, der schon raus hat, wann die Polizeipräsenz besonders gefragt ist: „Immer, wenn ein neuer Fast- and-Furious-Film ins Kino kommt.“

Dass die Beamten in ihren Streifenwagen schnell erkannt werden, ist im Einsatz nicht immer von Vorteil. „Ich setze mich daher für mehr Zivilfahrzeuge ein“, sagt Betzmann.

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