Werner Schell hat Geburtstag Pflege-Experte aus Neuss wird 80 Jahre alt

Neuss · Werner Schell kämpft seit 40 Jahren für bessere Bedingungen in der Pflege älterer Menschen. Am 11. September feiert er runden Geburtstag.

Auf dem Weg zu Werner Schells Bungalow in Neusser Stadtteil Erfttal kreuzt das Auto eines mobilen Pflegedienstes den Weg – das mutet wie ein (gutes) Omen an. Denn Werner Schell, der am Mittwoch 80 Jahre alt wird, kämpft seit 40 Jahren für bessere Bedingungen in der Pflege älterer Menschen. Er hat das Selbsthilfenetzwerk „Pro Pflege“ initiiert, hat Bücher zum Thema Pflege- und Patientenrecht verfasst, organisiert unermüdlich Expertentreffen und bringt Betroffene, Politiker und Fachkräfte an einen Tisch.

 Werner Schell hat unter anderem das Netzwerk „Pro Pflege“ initiiert und Bücher zum Thema Pflege- und Patientenrecht verfasst.

Werner Schell hat unter anderem das Netzwerk „Pro Pflege“ initiiert und Bücher zum Thema Pflege- und Patientenrecht verfasst.

Foto: Andreas Woitschützke

Der Raum im Keller seines Hauses gleicht dem eines viel beschäftigten Managers: Bücher und Akten bis unter die Decke, ein voll gepackter Schreibtisch, der nur noch ein Eckchen frei lässt. Denn es gibt noch ein Thema, das den rüstigen Jubilar sehr in Anspruch nimmt: sein ehrenamtliches Engagement in Erfttal, wo er seit 1973 lebt.

„Seit Beginn der neunziger Jahre hat sich der Stadtteil zu einem sozialen Brennpunkt erster Klasse entwickelt“, erklärt Werner Schell. Der Mann, der sich selbst als „Kümmerer“ bezeichnet, organisiert Stadtteilkonferenzen und Quartierskonzepte und holte den Sozialdienst Katholischer Männer (SKM) mit ins Boot. „Ich bin jeden Tag voll ausgelastet und es macht mir Spaß, Menschen zu helfen“, sagt er. Er nutze die modernen Medien und sei da „viel unterwegs“.

Doch woher kommt seine Motivation? Werner Schell wird nachdenklich. Als Jüngster von vier Kindern lebte er noch zu Hause, als sein Vater durch einen Schlaganfall schwer erkrankte und auf dauerhafte Pflege angewiesen war. „Gemeinsam mit meiner Mutter habe ich ihn sieben Jahre lang zu Hause gepflegt“, erinnert sich Werner Schell. „Das ist der Eckpunkt in meinem Leben“, bekennt er.

Nach dem Tod der Mutter hat seine Frau die Pflege des Vaters mitgetragen – dafür sei er ihr ewig dankbar, zumal zu diesem Zeitpunkt noch das neugeborene Zwillingspaar der Familie Schell zu versorgen war. Daraus erklärt sich auch Werner Schells Überzeugung, dass die Familie bei aller staatlichen Hilfe für die Unterstützung der zu pflegenden Angehörigen immer in der Pflicht sein sollte. Denn der zweite Eckpunkt in Werner Schells Leben ist die Familie: „Sie hat oberste Priorität, denn ich bin ein Familienmensch“, erklärt er und strahlt dabei.

Da ruhen alle ehrenamtlichen Aktivitäten, wenn die 18 und 20 Jahre alten Enkeltöchter zu Besuch kommen: „Wenn meine Frau nicht da ist, koche ich ihnen Milchreis oder Kaiserschmarren, das kann ich nämlich“, verrät er.

Was er bei eigener Pflegebedürftigkeit macht, weiß er noch nicht genau. Es gibt einen Abwärtstrend im Alter, räumt Werner Schell ein. Ein Leben in einer Senioreneinrichtung ist durchaus eine Option für ihn. Aber nur mit gut ausgebildetem Personal, schiebt er hinterher. Und er würde direkt Mitglied des Heimbeirats werden wollen. Man glaubt es ihm sofort.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort