Stadtklima in Neuss Gartenbauer setzt auf Klimaschutz

Neuss · Peter Küsters ist an Rhein und Ruhr die Nummer eins: Der aus einer bekannten Gartenbau-Familie stammende Neusser ist der erste „Urban Climate Architect“, kurz UCA, in NRW.

 Peter Küsters sagt Hitze-Inseln den Kampf an. Er setzt auf die „Greenpass“-Methode, die Klimaszenarien bei Bauprojekten einbezieht.

Peter Küsters sagt Hitze-Inseln den Kampf an. Er setzt auf die „Greenpass“-Methode, die Klimaszenarien bei Bauprojekten einbezieht.

Foto: Peter Küsters

„Bisher konnten wir Gärtner Begrünungen nur immer mit dem Argument ‚schön‘ verkaufen. Dass es auch andere Vorteile, ja einen Nutzen gibt, war uns zwar bekannt, aber die Argumente waren bisher kaum in Zahlen und Werten für das jeweilige Projekt konkret darzustellen.“

Die Folge war, dass am Ende des Bauvorhabens, wenn der Rohbau das Budget überschritten hat, bei der Ausführung der Begrünung wieder gespart wurde. „Nun können wir endlich beweisen, dass Begrünungen kein Luxus sind, sondern gerade in der Zukunft eine Notwendigkeit darstellen, um den stadtklimatischen Problemen etwas entgegen zu setzen.“

Dabei geht es um eine neuartige Möglichkeit, bei anstehenden Bau-Projekten Klimaszenarien und deren Auswirkungen auf die städtische Infrastruktur, auf Gebäude und Menschen wirksam einzubeziehen. Gemeint ist die sogenannte Greenpass-Methode, die ein Startup dieses Namens vor einigen Jahren in Wien entwickelt hat. Kernstück ist eine Software. Peter Küsters, Mitgründer von Greenpass, vertritt diese Methode in Deutschland und stößt angesichts der extrem heißen und trockenen Sommer 2003 und 2018 – sowie der aktuellen Wetterlage –auf ein enormes Interesse.

Denn nicht nur Fachleute wie Städteplaner, Architekten und kommunale Vertreter beschäftigen die Auswirkungen des Klimawandels. „Davon ist jeder betroffen“, so Küsters. Er weiß, dass bei Thermometer-Spitzenwerten in Juni, Juli und August oft nur die Flucht ins Grüne, aufs Land längere Abkühlung verspricht. „Doch das können sich nur die wenigsten Menschen zeitlich und finanziell leisten. Die meisten Städter müssen gucken, wie sie auf ihren ,Hitze-Inseln’ klarkommen.“ Wer kann, zieht für Wochen in den Keller oder schafft sich eine Klimaanlage an - „die leider reichlich Energie verbraucht, und die Probleme außerhalb der eigenen vier Wände doch nur verschärft“. Hinzu komme, dass es besonders in den urbanen Zentren nicht nur immer heißer werde, sondern auch sogenannte Starkregen-Ereignisse zunähmen. Kurz: „Die Lebensqualität, ja die Sicherheit und die Gesundheit der Bewohner sind mindestens negativ beeinträchtigt, wenn nicht sogar auf Dauer gefährdet.“

Einen guten Freund und Branchen-Kollegen aus der Heimat hat Peter Küsters mit dem Konzept schon überzeugen können. Der aus Gnadental stammende und heute in Büderich lebende Landschaftsarchitekt Sven Sedlmair ist nach einer entsprechenden Weiterbildung in Österreich der zweite UCA in NRW. Beide arbeiten daran, das Konzept bekannter zu machen.

(NGZ)
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