Berufe am Theater Ein Dramaturg, der auch Stücke schreibt

Serie | Neuss · Olivier Garofalo ist Dramaturg und Dramatiker am Landestheaters. Gerade erst wurde er Hausautor. Er schreibt Auftragsarbeiten für das RLT und arbeitet auch bei Fremdproduktionen mit.

 Olivier Garofalo an seinem Arbeitsplatz im Büro des Landestheaters. Der 30-Jährige wurde in Luxemburg geboren.

Olivier Garofalo an seinem Arbeitsplatz im Büro des Landestheaters. Der 30-Jährige wurde in Luxemburg geboren.

Foto: MAX SCHUBERT

Olivier Garofalo vereint in sich die an Theatern eher seltene Kombination von Dramatiker und Dramaturg. Und natürlich hat er zunächst mit Beginn des Lockdowns gedacht, in Ruhe schreiben zu können. Und was war? „Ich war total blockiert“, sagt er lachend, und so merke man seinem Stück „Am Endes des Tages“ (Premiere ist in der nächsten Spielzeit im RLT) auch an, dass es von der Pandemie handelt und in der Pandemie geschrieben wurde.

Geschrieben hat er schon als Jugendlicher, sagt Garofalo, aber in den Fokus rückte das Schreiben von Stücken erst, als er am Nationaltheater in Luxemburg als Hausautor arbeitete. Letztlich war es auch diese Besonderheit, als Dramaturg zu arbeiten und als Dramatiker schreiben zu können, die ihn nach Neuss führte.

Finanziell wirke sich das nicht aus, sagt er lachend, aber er mag es, als Dramaturg mit der Auswahl der Stücke für den Spielplan und der Regieteams („es muss zum Stück passen“), dem Anfertigen der Bühnenfassungen, überhaupt der Betreuung der Produktionen beauftragt zu sein. Und er mag es, selbst zu schreiben, Auftragsarbeiten wie „Fellini. Ein Traum“ für das RLT, aber auch Stücke für andere Bühnen wie „Warte nicht auf den Marlboro-Mann“, zu dessen Premiere in Luxemburg er anreist, zu verfassen.

So oder so ist er einem intensiven Kontakt zu Theaterverlagen, aber als Dramaturg habe er sich das „Standing“ erst erwerben müssen. „Seit ungefähr meinem fünften Berufsjahr als Dramaturg – damals in Bamberg –, habe ich das Gefühl, in meiner Arbeit gut zu sein“, erzählt er und ist sich zudem sehr sicher, dass es für jeden Dramaturgen nötig ist, Erfahrungen zu sammeln. Denn Dramaturgie sei immer dann gelungen, sagt er, „wenn niemand mitbekommt, was wir getan haben“. Zusammen mit Chefdramaturgin Eva Veiders und seinen Kollegen Christopher Schmidt (er geht allerdings im Sommer) und Tom Gerber als Gast bildet er die Abteilung „Dramaturgie“ des RLT.

Der gebürtige Luxemburger hat sich neben dem Studium der Literaturwissenschaften in Luxemburg, Köln und Trier parallel ausprobiert: „Ich habe hospitiert und assistiert, immer wieder an Theatern in Luxemburg, aber mich entschieden, nach dem Studium in Deutschland zu arbeiten.“ So kam er als Dramaturg zum Landestheater Bruchsal, ging danach nach Bamberg. Neuss ist erst die dritte Station als Dramaturg für den 30-Jährigen, der zwar noch ganz klassisch zu dem Beruf gekommen ist, aber auch sagt: „Es ist gut, wenn man als Dramaturg breiter aufgestellt ist.“ Was sich etwa auch in der Studienfachauswahl zeigen sollte. Dass der frisch berufene Hausautor des RLT zugleich in dieser Doppelfunktion auch ein Sonderfall an deutschen Theatern ist, findet er gut. Das Bedürfnis sei da, weiß er auch aus Gesprächen innerhalb des Verbandes der deutschen Theaterautoren, dessen Mitglied er natürlich ist. Und wo liegt seine persönliche Präferenz? Für seinen persönlichen Lebenslauf sei das Schreiben sicherlich wichtiger, sagt er und ergänzt diplomatisch, dass er als Dramaturg den Austausch schätze, persönlicher und politischer Art.

Ein bis zwei Jahre brauche jedes Stück, erzählt Garofalo, von der ersten Recherche bis zum fertigen Dialog. „Bei einem Auftrag weiß ich natürlich um die Bedingungen des Theaters“, sagt er, kennt die Zahl der Schauspieler ebenso wie die Richtung des Hauses. So entsteht gerade für das RLT schon die übernächste Produktion, trägt noch den Arbeitstitel „Johanna ist tot“ und orientiert sich natürlich an die Geschichte der Jeanne d’Arc.

Und wie schaut der Dramaturg in ihm auf die Genres, die er als Dramatiker nicht unbedingt bedient? „Man wird mich sicher nicht als Komödiendramatiker sehen“, sagt er lachend, findet zudem, dass „gesellschaftliche Diskurse auch in Theatern stattfinden sollen“, aber sagt auch genauso deutlich: „Ein Stück soll auch unterhaltsam sein.“

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