Traditionssitzung in Neuss „Nüsser för Nüsser“ begeistert im Thomas-Morus-Haus

Nordstadt · Bei der Traditionssitzung „Nüsser för Nüsser“ zeigte sich der Karneval auch dank vieler Künstler aus der Region von seiner besten Seite.

 Bei der Traditionssitzung „Nüsser for Nüsser“ im Thomas-Morus-Haus stand Klaus Feige als „ Ne Durchgeknallte“ auf der Bühne.

Bei der Traditionssitzung „Nüsser for Nüsser“ im Thomas-Morus-Haus stand Klaus Feige als „ Ne Durchgeknallte“ auf der Bühne.

Foto: Andreas Woitschützke

Was für ein Kontrast! Auf der einen Seite die Erinnerung an den im vergangenen Jahr verstorbenen Reiner Franzen, der lange Jahre Präsident der Traditionssitzung „Nüsser för Nüsser“ war: jovial, die Ruhe selbst, gesegnet mit feinem Humor. Und nun am Freitag Andreas Radowski, den die Karnevalsgesellschaft Blau-Rot-Gold kurzfristig verpflichtet hatte. Der mit den Tanzmädchen flirtet, mit flotten Sprüchen glänzt, singen kann und schlagfertig als Wirbelwind die Jecken, begleitet von Engel Ulrike Beylschmidt, Clown Gerhard Kroll und Teufel Martina Linden, auf eine fünfstündige Reise ins karnevalistische Wunderland mitnimmt.

Eine Reise, die unterhaltsam von hübschen Tanzgarden, den Albatrossen, Kuhstall-Liesel, Ne Durchgeknallte, Labbes und Drickes, den Kleinenbroichern als Stimmungskapelle und von Bernd I. und Conny I. samt großem Gefolge mit Prinzenpaar-Glanz gekrönt wurde. Vor einem Bühnenbild, das dem Lokalkolorit entsprechend schunkelnde Neusser Wahrzeichen vom Hamtor über Schwatte Päd, St. Quirin bis Obertor zeigte.

„Ne Durchgeknallte“ Klaus Feige hat einen Freund, der damit angibt, Liebesbriefe in sechs Sprachen bekommen zu haben. „Das ist doch gar nichts“, so Feige. „Ich zahle Alimente in acht Währungen.“ Klimaschutz ist auch für den Büttenredner ein Thema. Acht Wochen verzichtet er aufs Autofahren. Der Führerschein ist weg. Labbes und Drickes bieten zum Einheitstext immer wieder neue melodische Variationen. Der weitere durchgehende Gag: Labbes will nur Musik machen, holt immer kleiner werdende Blasinstrumente aus dem Koffer. Bis er zuletzt ein Trompetenmundstück in den Spazierstock von Drickes einsetzt und lustig weiterbläst.

Die karnevalistische Wunderwaffe Thilly Meester sprang an diesem Abend als Kuhstall-Liesel auf die Bühne. Ganz temperamentvoller „Kistedüvel“, aber mit neuem Programm. Bei denen die Pfunde und ihr „Häbbert“ natürlich nicht fehlen durften. Was sich zunächst als Büttenrede anließ, entwickelte sich zu einem Dialog mit dem Publikum. Kritisch sieht sie ein Diät-Programm: „Was nützt es, wenn ich eine Figur mit einem Dekolleté wie Dolly Buster habe und ein Kinn wie Reiner Calmund.“ Und ein Mann im Vorruhestand ist nicht auszuhalten: „Häbbert sitzt Löcher ins Sofa.“

Die Tanzmädchen zeigten sich einmal auch ganz anders zur Countrymusik im Westernlook, Karnevalssänger Detlef Belk hatte mit seinen kölschen Tön schnell das Publikum auf seiner Seite. Es wurde sogar im Stehen geschunkelt. Und die Albatrosse waren mit ihren Ohrwürmern ein Höhepunkt. Ein Abend, wie ihn sicherlich Reiner Franzen gewünscht hätte.

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