Festival in Neuss Zweitägiger Bandmarathon mit 500 Fans

Neuss · Neuss-Now präsentierte am Wochenende im Pier1 alle Genres und musikalischen Stilrichtungen. Mit acht Euro Eintritt lockt das Festival auch gerade junge Leute nach Neuss. 2020 wird die Veranstaltung 30 Jahre.

Eine Veranstaltungsreihe, die zu Beginn der 1990er Jahre im Haus der Jugend als sogenanntes Rockkonzert ihren Ursprung hatte, schickt sich an, im nächsten Jahr ihren dreißigsten Geburtstag zu feiern. Davon sind übrigens viele Fans, die in die Halle am Hafenbecken Eins gekommen sind, noch weit entfernt. Neuss-Now – als fester Termin im hiesigen Eventkalender nicht mehr wegzudenken – hat am vergangenen Wochenende wieder einmal alle Register gezogen. Und nach einem zweitägigen Bandmarathon waren annähernd 500 Fans und Besucher hellauf begeistert.

Dass zeitgleich in der Innenstadt die „Lokalrunde“ in vielen Gaststätten zu jeder Menge Livemusik aufgerufen hatte, war nicht spürbar. Die beiden Veranstaltungen sind aber auch – nebst Ausrichtern und Besuchern – sowohl kommerziell als auch ideologisch mehr als grundverschieden.

18 Bands hatten sich am Pier1 angemeldet, für jeden Veranstalter, samt benötigter technischer Unterstützung, schon rein logistisch eine immense Herausforderung. Dazu noch der Umstand, dass der eigentliche Ort, besagtes Haus der Jugend am Hamtorwall, wegen dringender Sanierungsarbeiten nicht zur Verfügung stand. Doch die engagierte zehnköpfige Mannschaft um Janosch Holland hat bei diesem Auswärtsspiel einen überaus professionellen Job gemacht, auch wenn er selbst vorab am Telefon ein wenig Bauchschmerzen zugegeben hatte.

Das Line-Up von Freitag machte dann so richtig neugierig: KokaKoma, Mia, Know Your Enemy, der Chucky, Brail, Filie und Luks, Datenschmutz und Der Wahnsinn! Phantasie- und auch klangvolle Namen, die in der künstlerischen Breite so gut wie alle Genres und musikalischen Stilrichtungen repräsentierten. Außer dem guten alten Rock gab es Singer/Songwriter, Punk, Hip-Hop, Folk, Heavy Metal, Pop, Funk und Reggae. Also für jeden Geschmack etwas und so manch ein Besucher erlebte dabei eine unerwartete Überraschung. Lukas Damann (24) mag den Punk über alles und ist eigentlich wegen „Der Wahnsinn“ „Geklonte Helden“ und „KokaKoma“ in den Hafen gekommen.

Doch dann stand er am Freitagabend nahe der Bühne und lauschte den Klängen von „Chucky“. „So ein Sound ist eher so gar nicht mein Fall, aber der Mann mit der Gitarre kommt nicht schlecht rüber“, sagt er fast entschuldigend. „Diese Vielfalt und Auswahl bekommst du aber nur hier geboten, mal hören, wie es weiter geht. Und das Ganze für einen, finde ich, unschlagbaren Preis.“ Dem kann man tatsächlich nur zustimmen, denn bei acht Euro Eintritt sind das weniger als 50 Cent pro Künstler. Was Preis und Leistung angeht, ist Neuss-Now daher auch sehr jugendgerecht.

Der Samstag hatte weitere Highlights auf dem Zettel, die Ehre gaben sich: Lost In Vain, Lärmbelästigung, Geklonte Helden, Sinnfrei, Kingdom Of Vanity, Christian Lehr, Spheronaut, Gandharva, Sir Collapse und die Wastones. Für Letztere und deren wehmütige Anhängerschaft war es ein Abschiedskonzert, hat die Band doch beschlossen, eine kreative Pause einzulegen. Der Gesamtstimmung tat dies jedoch keinen größeren Abbruch, dafür war dieses kleine aber feine Festival zu intensiv.

Und es ist eine besondere Atmosphäre, wenn man in die Nähe der Halle kommt. Der punkige Sound und die gute Laune aus dem Inneren dringen einem entgegen, während sich vor der Halle die Rock- und Metalfans bei angeregter Unterhaltung eine Pause gönnen. Das verbindende Miteinander prägt diesen Event und macht über all die Jahre – und weit über die Grenzen von Neuss hinweg – den einzigartigen Charakter aus. So darf man also davon ausgehen (und hoffen), dass für Neuss-Now im nächsten Jahr ein weiterer runder Geburtstag ansteht. Zu wünschen wäre es!

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