Verein „Notpfote“ aus Neuss Auf Tierrettungs-Mission in der Ukraine

Neuss · Tierschützer haben sich auf den Weg gemacht, um zurückgelassene Tiere in der Ukraine aus dem Land zu holen. Die Mission ist geglückt: 35 Hunde (allesamt aus Tierheimen in Kiew) konnten gerettet werden. Das waren ihre Erfahrungen.

 Bei der Rettungsaktion wurden insgesamt rund 35 Hunde über die ukrainische Grenze gebracht. Zusammengearbeitet wurde dabei mit Tierschützern aus Kiew.

Bei der Rettungsaktion wurden insgesamt rund 35 Hunde über die ukrainische Grenze gebracht. Zusammengearbeitet wurde dabei mit Tierschützern aus Kiew.

Foto: Notpfote

Wenn Babette Terveer die letzten Tage Revue passieren lässt, ist die Emotionalität in ihrer Stimme rauszuhören. Seit Sonntag-Nachmittag sind die Vorsitzende des Vereins „Notpfote Animal Rescue“ und ihr Team (mit am Start waren auch das Tierheim Dormagen und der Tiernotruf Düsseldorf) wieder zurück in Neuss. Ihre heikle Mission, zurückgelassene Tiere in der Ukraine aus dem Land zu holen, ist geglückt. 35 Hunde (allesamt aus Tierheimen in Kiew) konnten gerettet werden. Doch die Hilfsbrücke hat die Tierhilfs-Organisation nicht nur für Vierbeiner geschaffen, sondern auch für Menschen. Sechs Personen wurden aus einem Flüchtlingsheim an der ukrainischen Grenze (auf ungarischem Boden) mit nach Deutschland genommen. Darunter eine Mutter mit zwei Kindern, die zuvor drei Tage lang durch die Ukraine geflohen ist und es letztendlich über die Grenze schaffte.

„Wir sind fertig“, sagt Babette Terveer mit Blick auf die anstrengenden vergangenen Tage. 3600 Kilometer hätten sie und ihr Team zurückgelegt. Deutschland, Österreich, Ungarn – Ukraine lautete die Route für den Zwölf-Tonner sowie die vier Transporter, in denen auf dem Hinweg unter anderem tonnenweise Futter für die Tiere verstaut wurde. Als „bedrohlich“ beschreibt Babette Terveer die Situation am ukrainischen Grenzübergang. Überall seien schwer bewaffnete Männer zu sehen gewesen. Der Übergang klappte vor allem auch, weil sich das Team detailliert auf die Tour vorbereitet und sämtliche Unterlagen dabei hatte. Aus Sicherheitsgründen fuhr das Team jedoch nur 15 Kilometer in die Ukraine rein, wo mittlerweile schon seit rund zwei Wochen Krieg herrscht. Dort trafen sie auf junge Tierschützer aus Kiew, die die Hunde an das Neusser Team übergaben.

Ukraine: Menschen flüchten mit Haustieren wie Hunden und Katzen vor Krieg
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Menschen flüchten mit ihren Haustieren aus der Ukraine

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Foto: AP/Vadim Ghirda

Die geschilderten Verhältnisse vor Ort waren für die Helfer aus Neuss nur schwer zu verkraften: Verletzte, abgemagerte Tiere auf der Straße, Hunde, die seit zwei Wochen in Wohnungen eingesperrt sind – Verwahrlosung an allen Ecken und Enden. Babette Terveeer ist sich im Klaren darüber (und entsprechend frustriert), dass vielen Tieren nicht geholfen werden kann. „Ich tröste mich aber, indem ich mir sage: Wir können nicht alle retten, aber wir retten, wen wir können.“ In zwei Wochen will das Team erneut in Richtung Ukraine aufbrechen und 30 Hunde über die Grenze bringen.

Auch wenn Hilfe bitter nötig ist: Babette Terveer rät Privatpersonen strikt davon ab, in die Ukraine zu fahren und verletzet Tiere eigenständig nach Deutschland zu holen. Dies sei allein aus seuchenschutztechnischen Gründen illegal. Schon seit vielen Jahre kümmert sich Babette Terveer um die Belange von Tieren in Neuss und Umgebung. Sie ist unter anderem die Gründerin von Deutschlands erstem Tierheim nur für Vögel („Federheim“) und wurde im vergangenen Jahr mit dem ersten Tierschutzpreis des Landes NRW ausgezeichnet.

 Tonnenweise Futter war auf dem Hinweg „an Bord“.

Tonnenweise Futter war auf dem Hinweg „an Bord“.

Foto: Notpfote
 Babette Terveer ist Vorsitzende des Vereins „Notpfote Animal Rescue“.

Babette Terveer ist Vorsitzende des Vereins „Notpfote Animal Rescue“.

Foto: Notpfote

Rettungsaktionen wie jetzt in der Ukraine sind zwar für die Neusserin nicht alltäglich, aber durchaus kein Einzelfall. 2018 machte sie sich zum Beispiel auf den Weg nach Ungarn, um dort Hunde aus einer Tötungsstation zu retten. Bei ihrer Tour erhielt sie damals sogar prominente Unterstützung – und zwar vom erfolgreichen Deutsch-Rapper Kollegah. Simon Janßen

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