Neusser Mosaike Wie die Kaffeekirsche Ziegen hellwach machte

Neuss · 56 Teilnehmer der Reihe „Neusser Mosaike“ erfuhren bei der Kaffeerösterei Bazzar viel Wissenswertes über das Getränk.

 Eine kleine Reise durch die Welt des Kaffees erlebten die Teilnehmer der „Neusser-Mosaike-Tour“ in der Kaffeerösterei Bazzar.

Eine kleine Reise durch die Welt des Kaffees erlebten die Teilnehmer der „Neusser-Mosaike-Tour“ in der Kaffeerösterei Bazzar.

Foto: Andraes Woitschützke/Andreas Woitschützke

Wo einst unter anderem Kloschüsseln gefertigt wurden, werden jetzt edle Kaffeesorten geröstet. Die 56 Teilnehmer der beiden Kaffeeseminare in der Bazzar-Rösterei am Hafen erfuhren am Sonntagnachmittag, was einen besonderen Kaffee ausmacht. Und mehr noch: Sie konnten einen Röstvorgang live beobachten, und durften dann den frisch gerösteten Kaffee mit nach Hause nehmen.

Uwe Müller und Aydin Kirici hatten den Besuchern einiges zu bieten in der ehemaligen Produktionsstätte von Ideal Standard. Müller lud zu einer kleinen Reise durch die Welt des Kaffees ein. Das geschah im Rohkaffeelager. Er erklärte den Unterschied zwischen den beiden bekannten Kaffeesorten Arabica und Robusta: „Arabica wächst nur in Hochgebirgen, der Wachstumsprozess dauert lang, der Kaffeebaum trägt rund 40 Prozent weniger Kaffeekirschen, die sind aber besonders aromareich.“ Die Geschichte des Nachtschattengewächses ist über 3000 Jahre alt: Damals war beobachtet worden, dass Ziegen nach dem Genuss der Kaffeekirschen hellwach waren. Menschen, die ebenfalls diese Kirschen aßen, fühlten sich anschließend auch beflügelt.

Es sollte noch dauern, bis aus der Kaffeekirsche ein Getränk gemacht wurde. „Robusta ist ein Flachlandkaffee, er ist deutlich preiswerter und enthält doppelt so viel Koffein wie Arabica“, erklärte Uwe Müller. Dass der Kaffee, der einst ein Getränk für die Gutbetuchten war, nach und nach auch für Otto Normalverbraucher erschwinglich wurde, wurde in den Fabriken und Büros gerne gesehen: Die Arbeitnehmer leisteten nach ihrem Kaffeegenuss einfach mehr.

Ein heftiges Rasseln war zu hören, als eine mexikanische Arabica-Sorte in die Röstmaschine gepumpt wurde. Die Teilnehmer erfuhren, dass zehn Röster zu zehn unterschiedlichen Ergebnissen kommen können – und sie erfuhren auch, warum das so ist: „Im Kaffee gibt es etwas 800 Aromen und Säuren, die jeweils bei unterschiedlichen Temperaturen freigesetzt werden.“ Der Supermarkt-Kaffee werde vier bis sechs Minuten geröstet. Am Sonntag ließen die beiden Profis dem Kaffee ganze 17 Minuten Zeit. Aydin Kirici entnahm immer neue Bohnen, überprüfte den Geruch. Plötzlich schossen die 80 Kilogramm Bohnen in den Trockenteller, die auf 210 Grad erhitzt worden waren – dort wurden sie gerührt, damit die Hitze schneller entweichen konnte.

„Das Kühlen ist mit Abstand der wichtigste Vorgang“, erklärte Kirici. Normalerweise werden die frisch gerösteten Bohnen für zwei bis vier Tage in den Silos gelagert, um ausgasen zu können. Frisch getröstete Bohnen, wie es sie sonst kaum zu kaufen gibt, konnten die Teilnehmer zum Ende der Führung mit nach Hause nehmen.

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