Neue Ausstellung in Neuss So interaktiv zeigt das Clemens-Sels-Museum seine Kunstwerke

Neuss · Lichtmalerei, Originale, die zum Leben erweckt werden und Klangbilder: Das Clemens-Sels-Museum hat eine interaktive Ausstellung zusammengestellt: An zehn Stationen gibt es viel zu entdecken.

 Mit digitaler Lichtmalerei können Besucher im Foyer experimentieren und die drei Tierskulpturen in immer neue Umgebungen setzen.

Mit digitaler Lichtmalerei können Besucher im Foyer experimentieren und die drei Tierskulpturen in immer neue Umgebungen setzen.

Foto: Clemens Sels Museum

Der Kutscher wundert sich. Er sitzt da in einer Pariser Straße und ist umgeben von Pinselstrichen. Hat er gerade tatsächlich das Notizbuch von Gustave Moreau gefunden? Der Mann kommt ins Plaudern, er erzählt von dem Künstler, der an der Akademie „École des Beaux-Arts“ unterrichtet und von dem Leben in Paris, in dem es neuerdings sogar elektrisches Licht gibt. Dann friert die Szene ein und wird zu dem Gemälde, das viele als Moreaus „Nacht in Paris“ kennen. Es ist eines von drei Bildern, das mittels Greenscreen-Technik und Schauspielern des Rheinischen Landestheaters im Clemens-Sels-Museum zum Leben erweckt wurde.

Dort ist ab Sonntag eine neue Ausstellung zu sehen: „Digital zum Original, finde deinen Zugang“, so der Titel, bietet einen spannenden Blick auf die Werke der Sammlung. Das Besondere: Digitale Elemente und Kunstwerke werden spielerisch zusammengebracht. Die Idee für dieses Format sei in der Corona-Pandemie entstanden, berichtet Museumsdirektorin Uta Husmeier-Schirlitz. Als sich im Lockdown die Museumsangebote auf den digitalen Raum beschränkten, wurde einerseits ihr Potenzial sichtbar. Andererseits geriet die Begegnung mit dem Original in den Hintergrund: „Die Farben, die Oberfläche und die Dimensionen eines Bildes werden analog anders wahrgenommen. Wir wollen in der Ausstellung das beste aus beiden Welten verbinden“, sagt Husmeier-Schirlitz, die die Ausstellung gemeinsam mit Romina Friedemann und der Kunstvermittlerin Jenia Sychinskaya kuratiert hat.

 Angerichtet: Im ersten Obergeschoss können Besucher ihr eigenes Stillleben kreieren. Wählen sie Pizza oder Salat, Smartphone oder Zeitung? Die Ergebnisse sind in einer Online-Galerie zu sehen. Inspirationen gibt es von vielzähligen Werken aus der Sammlung.   Fo  tos (2) Clemens-Sels-Museum

Angerichtet: Im ersten Obergeschoss können Besucher ihr eigenes Stillleben kreieren. Wählen sie Pizza oder Salat, Smartphone oder Zeitung? Die Ergebnisse sind in einer Online-Galerie zu sehen. Inspirationen gibt es von vielzähligen Werken aus der Sammlung. Fo tos (2) Clemens-Sels-Museum

Foto: Clemens Sels Museum

Das Ergebnis verspricht spannende Einblicke: An zehn Stationen können sich die Besucher den Sammlungswerken auf völlig neue Weise nähern. Das geschieht größtenteils interaktiv – und macht Spaß: Im Foyer lockt etwa die Station „Gestalte meine Welt“, in der Besucher nicht nur mit Lichtmalerei experimentieren können, sondern auch drei Tierskulpturen in immer neue virtuelle Umgebungen setzen. Nach einem ähnlichen Prinzip kann im Obergeschoss ein eigenes Stillleben am Tablet-Bildschirm kreiert werden. „Die Werke veröffentlichen wir in einer Online-Galerie, es ist spannend zu sehen, welche Gewohnheiten am Ende überwiegen werden. Ist es eher die Pizza oder der Salat, der auf dem Tisch landet“, sagt Husmeier Schirlitz und fügt mit einem Schmunzeln hinzu: „Es ist auch eine kleine soziokulturelle Studie.“

Halb analog und halb digital – nämlich mit Hilfe von „Augmented Reality“ können Grafiken namhafter Künstler im grafischen Kabinett abgemalt werden. „So kann jeder seinen eigenen Picasso mit nach Hause nehmen“, sagt Romina Friedemann. Durch das Abzeichnen würde auch ein neues Gefühl für die Grafik entstehen: Aus wie vielen Strichen besteht sie, wie war die Linienführung, welche unentdeckten Details gibt es?

Der Rundgang führt weiter ins Obergeschoss. Dort gibt es unter dem Titel „Sieh mich an und hör mir zu“ einen Querschnitt aus der Sammlung zu sehen: Symbolismus trifft auf Naive Kunst, Niederländische Künstler auf römische Funde: All das wurde mit Ton unterlegt, der mit dem Smartphone mittels eine QR-Codes abgerufen werden kann. Mal sind es Erklärungen (auch auf Gebärdensprache und Leichter Sprache), mal Klangbilder, die Grundschüler für das Museum erarbeitet haben. Man hört dann etwa einen Wasserfall rauschen oder Pferde wiehern.

Überhaupt gibt es für den Besucher bei dem Rundgang immer etwas Neues zu sehen: Die Stationen sind vielseitig und sprechen besonders Familien mit Kindern an. Aber auch die Wissbegierigen: Da wäre etwa noch ein 3D-Druck Modell, das bereits im Foyer auf die Besucher wartet. Es zeigt den Bronzekopf des Lucius Cornelius Pusio, der in Verbindung mit dem römischen Novaesium steht und für gewöhnlich nur in Rom betrachtet werden kann. Und im Obergeschoss werden künstlerische Schaffensprozesse an drei Beispielbildern mit Hilfe von digitalen Techniken sichtbar gemacht.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort