Brandstiftung in Neuss Auf das Urteil gegen Feuerwehrleute folgt der Neuanfang

Nordstadt · Nach den Strafen gegen drei ehemalige Feuerwehrmänner aus der Nordstadt bemüht sich die Stadt um Aufarbeitung und kündigt weitere Analysen und Gespräche an. Doch der Fall ist noch nicht abgeschlossen.

 Der nördlichste Löschzug der Feuerwehr Neuss ist auf der Furth beheimatet und zählt zur Zeit rund 40 Mitglieder.

Der nördlichste Löschzug der Feuerwehr Neuss ist auf der Furth beheimatet und zählt zur Zeit rund 40 Mitglieder.

Foto: Woitschuetzke,Andreas (woi)

Gerecht oder ungerecht? Diese Frage versuchen Sicherheitsdezernent Holger Lachmann und Stadtbrandmeister Joachim Elblinger gar nicht erst zu beantworten. Das Urteil zu beurteilen, stehe ihnen nicht zu. „Ich bin kein Jurist“, sagt Elblinger knapp. „Wir sind einfach froh, dass man Brandstifter gefasst hat und dass Recht gesprochen wurde“, führt Lachmann aus.

Drei ehemalige Mitglieder der Freiwilligen Feuerwehr, die in der Neusser Nordstadt in 13 Fällen Brände gelegt haben sollen, waren am Dienstag verurteilt worden. Ein 23-Jähriger muss für drei Jahre und zehn Monate in Haft, seine mutmaßlichen Komplizen erhielten Bewährungsstrafen.

Für die Stadt und die Feuerwehr ist das Urteil der Beginn eines Neuanfangs. „Wenn man es denn so nennen kann“, sagt Elblinger. Schließlich sei der Löschzug 19, dem das mutmaßliche Brandstifter-Trio angehörte, „intakt“, wie der Stadtbrandmeister betont. Jedoch sei viel Vertrauen verloren gegangen. Die Taten, die offenbar aus reiner Lust am Löschen begangen wurden, sorgten für Fassungslosigkeit unter den Kameraden. „Wir haben zahlreiche Gespräche geführt und werden das auch weiterhin tun“, sagt Lachmann. Besonders getroffen habe ihn die Aussage eines Angeklagten, dass dieser die Feuerwehr geliebt habe. „Wenn er die Feuerwehr wirklich geliebt hätte, dann hätte er niemals seine Kameraden gefährdet“, so der Sicherheitsdezernent. Das Disziplinarverfahren gegen alle drei sei mit dem Ausschluss von der Feuerwehr abgeschlossen

Über die Frage nach dem Warum herrscht auch Monate nach der Verhaftung des Trios Rätselraten. „Das wird für mich immer unerklärlich bleiben“, sagt Elblinger. Das nun verkündete Urteil, das noch nicht rechtskräftig ist, helfe dabei, „die Dimension des Ganzen zu begreifen“. Viele Löschzugmitglieder hätten den Prozess als Zuschauer verfolgt. Womöglich, um die persönliche Aufarbeitung des ganzen zu erleichtern. Doch abgeschlossen ist der Fall noch nicht. Denn Staatsanwältin Britta Zur erklärte, dass wohl noch ein vierter Feuerwehrmann von den Taten wusste. Ihm soll in einem gesonderten Verfahren der Prozess gemacht werden. „Das ist ein laufendes Verfahren und es gilt die Unschuldsvermutung“, sagt Lachmann.

Aktuell befinde man sich noch in einer Analysephase. An welchen Stellschrauben muss nun gedreht werden, damit solche Fälle verhindern werden können? Und ist das überhaupt möglich? Die Suche nach Antworten ist keine leichte. „Es werden viele Gespräche mit Bewerbern geführt“, sagt Elblinger, zudem müsse ein Führungszeugnis vorgelegt werden. Auch auf die halbjährige Probezeit macht der Stadtbrandmeister aufmerksam. „Die Feuerwehr ist ein Spiegel der Gesellschaft – mit ganz unterschiedlichen Persönlichkeiten“, sagt Lachmann. Will heißen: Eine 100-prozentige Sicherheit, dass sich Feuerwehrmänner nichts zu Schulden kommen lassen, wird es nie geben.

Unmittelbar nach den Festnahmen hat die Stadt Kontakt mit den Geschädigten aufgenommen. Dem stellvertretenden Stadtbrandmeister Markus Brüggen wurde diese unliebsame Aufgabe zuteilt. „Wir wollten deutlich machen, dass wir für etwas anderes stehen“, so Elblinger.

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