Fahrgeschäft auf Neusser Kirmes gesperrt „Es hätte schlimm enden können“

Neuss · Vermutlich wegen eines Materialfehlers hat sich an einer Gondel des „Commander“ das Fußteil gelöst. Das Fahrgeschäft auf der Further Kirmes wurde stillgelegt. Die Mutter der Fahrgäste in der Gondel prüft rechtliche Schritte. Was sagt der Schausteller?

Neuss: Nach Beinahe-Unfall auf Kirmes erwägen Betroffene rechtliche Schritte - Bilder
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Defekte Gondel an Karussell auf der Furth

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Foto: Simon Janßen

Der Schock ist ihr auch am Tag danach anzuhören. Noch immer steckt der Schreck über das Erlebte in den Knochen. Eigentlich wollte die Neusserin, die namentlich nicht genannt werden möchte (Name der Redaktion bekannt) nur einen schönen Kirmestag mit ihrer Familie auf der Furth verbringen. Kurz nachdem sich zwei ihrer Töchter allerdings für eine Fahrt auf dem „Commander“ entschieden, wurde aus dem entspannten Rummeltag ein Schreckensszenario.

Während der Fahrt löste sich nämlich plötzlich die komplette Fußablage der Gondel, in der ihre Töchter saßen. „Gott sei Dank ist das Teil im Innenraum des Fahrgeschäftes gelandet und nicht in die Menschenmenge geschleudert worden. Es hätte schlimm enden können“, sagt die Mutter. In dem sozialen Netzwerk „TikTok“ kursiert ein kurzer Videoclip des Vorfalls. Dort ist zu erkennen, wie sich die Gondeln des „Commander“ bewegen, als plötzlich ein lauter Knall ertönt. Kurz darauf sind Schreie zu hören. Glück im Unglück: Das Sicherheitssystem des Fahrgeschäftes griff sofort und brachte alle Gondeln umgehend zum Stehen. Ihre beiden Töchter seien zwar mit leichten Blessuren davon gekommen (Nacken- plus Kopfschmerzen und ein leichtes Taubheitsgefühl in den Beinen), der Schock sitze jedoch tief. „Sie sind in Behandlung“, sagt die Neusserin, für die feststeht: „Das Fahrgeschäft hätte so nie abgenommen werden dürfen.“ Darum prüfe sie aktuell rechtliche Schritte gegen den TÜV sowie den verantwortlichen Schausteller des „Commander“.

Dabei handelt es sich um Sascha Hanstein. Der machte sich am Dienstag bei der Herstellerfirma ein Bild von der betroffenen Gondel, die noch am Montagabend entfernt worden war, und gab kurz danach die „Diagnose“ bekannt: „Materialfehler an einer Schweißnaht.“ Wie es zu dem Vorfall kommen konnte, sei aktuell noch völlig unklar. „Wir können es uns nicht erklären, bei dem Fußteil handelt es sich um keine schwer belastete Stelle.“ Weltweit gebe es 20 Fahrgeschäfte dieser Sorte – und ein solcher Fall sei bislang noch nicht vorgekommen.

Erst im April war der „Commander“ vom TÜV abgenommen worden, bestätigt Tobias Spange von der städtischen Pressestelle. Das Fahrgeschäft sei nach dem Unfall, den Mitarbeiter des Ordnungsamtes vor Ort mitbekommen hätten, in gegenseitigem Einvernehmen mit dem Besitzer sofort gesperrt worden. Am Dienstag, dem letzten Tag der Further Kirmes, blieb das auch so. „Wir können ein solches Fahrgeschäft aber nicht für andere Orte sperren“, sagt Spange. Man habe daher die Kollegen in Verden an der Aller, dem nächsten Ziel des „Commander“, über den Vorfall informiert. Wie die damit umgingen, sei deren Sache. Unabhängig davon aber kündigte der Besitzer an, dass der „Commander“ erst dann wieder zum Einsatz komme, wenn jede einzelne der insgesamt 20 Gondeln überprüft wurde. „Die Sicherheit unserer Fahrgäste steht an erster Stelle. Jedes Jahr investieren wir mehr in die entsprechenden Standards“, betont Hanstein, der zumindest froh darüber ist, dass das Stopp-System des Fahrgeschäftes reagierte wie es soll.

Die Stadt selbst hatte den Aufbau des Fahrgeschäftes durch Mitarbeiter des Bauordnungsamtes überwacht. Neben dem gültigen TÜV-Zertifikat wurde dabei auch das Prüfbuch inspiziert, das für „fliegende Bauten“ dieser Art geführt werden muss. Vor Ort seien zudem Aussehen und Standsicherheit geprüft worden, sagt Spange. Die Stadt geht davon aus, dass der „Commander“  zum  Neusser Schützenfest Ende August wieder vor Ort ist.

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