Konzert auf der Raketenstation Neuss Musikalische Hommage des Kuss Quartetts

Neuss · Der Saisonabschluss des Fördervereins Hombroich war dem Komponisten Manfred Trojahn gewidmet.

 Das Kuss Quartett wurde 1991 in Berlin gegründet und war auf der Raketenstation zu Gast.

Das Kuss Quartett wurde 1991 in Berlin gegründet und war auf der Raketenstation zu Gast.

Foto: MolinaVisuals01

Das letzte Saisonkonzert des Vereins zur Förderung des Kunst- und Kulturraumes Hombroich stand ganz im Zeichen der Begegnung mit dem in Düsseldorf und Paris lebenden Komponisten Manfred Trojahn (69). Sein „ganz frisches“ 5. Streichquartett, Mittelpunkt des Programms, war zwei Tage zuvor beim NDR in Hannover vom Berliner Kuss Quartett uraufgeführt worden.

Das Kuss Quartett spielte auch auf Hombroich, und weil Manfred Trojahn für sein jüngstes Werk die Nachbarschaft von Beethoven und Brahms wünschte, begann das 1991 gegründete Quartett mit dem „Streichquartett Nr. 5 A-Dur“ (aus op. 18) von Ludwig van Beethoven. In diesen Quartetten orientiert sich Beethoven an traditionellen Vorbildern wie Haydn und Mozart und verleiht ihnen mit neuen Impulsen vor allem emotionaler Intensität anspruchsvolle Weiterentwicklung.

Darauf konzentrierte sich das Quartett mit Jana Kuss und Oliver Wille (Violine), William Colemann (Viola) und Mikayel Hakhnazaryan (Violoncello). Phantasievolle Variationen im dritten Satz wurden fein zelebriert, Jana Kuss überspielte kleine Unregelmäßigkeiten dann im Solo umso genauer, der Schluss war von feiner Empfindsamkeit.

Dann folgte Manfred Trojahns neues „Streichquartett Nr. 5“. Der Autor, bis zum vergangenen Jahr fast drei Jahrzehnte Professor für Komposition an der Düsseldorfer Robert-Schumann-Hochschule, gehört zu den profiliertesten Gegenwartskomponisten. Sein umfangreiches Schaffen umfasst fünf Sinfonien, Kammermusik für verschiedenste Formationen vom Duo bis zum Oktett, zahlreiche Vokalwerke und Bühnenmusiken. Er stellt seine Werke in einen traditionsreichen Zusammenhang mit kompositorischen Vorbildern wie Beethoven, Strawinsky oder Britten.

Der anwesende Komponist erläuterte kurz sein neues Quartett: Die Ecksätze thematisieren ein Grab in Rom und den letzten Brief des Dichters Hugo von Hoffmannsthal, in dem er schreibt, dass er keine Sprache mehr hat. Entsprechend verhalten ist das Geschehen auf kleine Zellen reduziert, gleichsam wie Häutungen der Seele. Brüche in Klanglichkeit und Rhythmus kennzeichnen den wechselhaften Mittelsatz, der ein aufwühlendes Erlebnis des Komponisten widerspiegelt.

Zum Abschluss spielte das Kuss Quartett das großartige „Streichquartett B-Dur“ (op. 67) von Johannes Brahms in einer Klarheit und Frische, die ein vollkommen begeistertes Publikum zurücklassen musste.

(Nima)
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