Neuss legt Jahrbuch „Novaesium“ vor Beiträge zum Jahr an der Epochengrenze

Neuss · Das Stadtarchiv und das Clemens-Sels-Museum stellen das neue Jahrbuch „Novaesium“ für Neuss vor. Kunst, Kultur und Geschichte der Stadt werden in 20 Beitragen behandelt.

 Fritz Schirmers Zeichnung des leeren Zeughaussaals aus dem Jahr 1949 wurde als Titelbild für das Jahrbuch Novaesium ausgewählt. Janusköpfig nennen die Herausgeber das Motiv.

Fritz Schirmers Zeichnung des leeren Zeughaussaals aus dem Jahr 1949 wurde als Titelbild für das Jahrbuch Novaesium ausgewählt. Janusköpfig nennen die Herausgeber das Motiv.

Foto: Stadtarchiv Neuss

Hoffentlich wird das nicht die Regel. Alle 100 Jahre droht Neuss offenbar ein, wie es Jens Metzdorf formuliert, krisenhaftes Ausnahmejahr in der Stadtgeschichte. 1920 sorgten ein Jahrhundertwasser und die vielen Probleme nach dem Ende des Ersten Weltkrieges und dem Inkrafttreten des Versailler Friedensvertrages dafür, die der Stadtarchivar in seinem Beitrag „1920 – Ein Jahr der Unsicherheit und Transformation in Neuss“ für das Jahrbuch „Novaesium“ nachzeichnet. 100 Jahre später ist es das Coronavirus. Die Chronik, fester Bestandteil des Jahrbuches, könne dabei nur andeuten, schreibt Metzdorf in seinem Vorwort, dass 2020 deshalb „eine Epochengrenze markiert“.

Seit Freitag ist das Novaesium zum Preis von 19,80 Euro im Handel oder über das Stadtarchiv zu beziehen. Gerade noch rechtzeitig, um auf dem einen oder anderen Gabentisch zu landen. Und als hätten Metzdorf und Mitherausgeberin Uta Husmeier-Schirlitz aus dem Clemens-Sels-Museum es geahnt, dass die Veröffentlichung in die Phase eines Lockdown mit viel Zeit zum Schmökern fällt, legen sie eine ziemliche Schwarte vor: 20 Beiträge aus Kunst, Kultur und Geschichte plus Chronik und einer Übersicht über Neuerscheinungen zur Stadt Neuss addieren sich auf 430 Seiten Lesestoff.

 Ute Husmeier-Schirlitz und Jens Metzdorf stellten am Freitag die neue Ausgabe des Jahrbuch „Novaesium“ vor:

Ute Husmeier-Schirlitz und Jens Metzdorf stellten am Freitag die neue Ausgabe des Jahrbuch „Novaesium“ vor:

Foto: Stadt Neuss

Auf der Suche nach einem Titelfoto griffen der Archivar und die Museumsdirektorin auf eine Zeichnung von Fritz Schirmer aus dem Jahr 1949 zurück, die den leeren Zeughaussaal zeigt. „Janusköpfig“, nennt Husmeier-Schirlitz das Motiv. Denn mit einem Eindruck der Leere versinnbildliche es einerseits eine vielfach erlebte Situation im Jahr der – beginnenden? – Pandemie. „Andererseits mögen die freien Stuhlreihen auch die Einladung ausdrücken, der Kultur in Neuss treu zu bleiben und Platz zu nehmen.“ Denn die Kunst und die Künstler haben nicht nur in der Pandemie besonders gelitten, sie wurden auch schmerzlich vermisst, wie NGZ-Kulturredakteurin Helga Bittner in ihrem Essay „Kultur – von Menschen für Menschen gemacht“ herausarbeitet.

 Christian Frommert erinnert an Hammer Eisenbahnbrücke.

Christian Frommert erinnert an Hammer Eisenbahnbrücke.

Foto: Stadtarchiv Neuss

Guter Brauch ist es, im Jahrbuch an herausragende Persönlichkeiten zu erinnern. Im aktuellen Fall bieten die 100. Geburtstage von Harald Deilmann, dem Architekten des Clemens-Sels-Musums, sowie des Künstlers und Philosophen Gerhard Hoehme Anlass dazu. Doch auf mindestens genauso großes Interesse dürften die Berichte über die vor 150 Jahren fertig gestellte Hammer Eisenbahnbrücke, die – gerade erst wieder in die Schlagzeilen geratene – Kyburg in Weckhoven oder Josef Burchdichs Untersuchungen zur Stadtmauer stoßen.

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