Modellbau in Neuss Manche Dinge muss man „begreifen“
Rhein-Kreis · Das Modellbauunternehmen Zech und Waibel hat am Freitag sein 25-jähriges Firmenjubiläum gefeiert. Ihre Modelle werden von Neuss rund um den Globus verschifft.
Eine schlechte Nachricht hat die Gründung erst möglich gemacht: im Jahr 1998 haben die beiden Kollegen Johannes Zech und Rainer Waibel ihren Job verloren, ihr Arbeitgeber musste Konkurs anmelden. Der Gedanke, den Weg in die Selbstständigkeit zu gehen, kam beiden nach dem ersten Schock schnell. Die Frage war dann nur: „Machen wir das einzeln oder gemeinsam?“, erinnert sich Rainer Waibel am Freitag bei seiner Rede zum 25-jährigen Bestehen von Zech und Waibel Modellbau. Neben dem gesamten Team sind Kunden, Familie, sowie Bürgermeister Reiner Breuer und Andreas Ehlert, Präsident der Handwerkskammer Düsseldorf, bei der Jubiläumsfeier anwesend.
Gestartet ist das Modellbauunternehmen 1998 mit zwei Mitarbeitern und an einem anderen Standort als heute. „Wir hatten zunächst eine Halle am Hafen, sind dann aber so gewachsen, dass wir etwas Größeres brauchten“, erzählt Johannes Zech. 2012 folgte der Umzug in eine großzügige Halle im Gewerbegebiet in Taubental. Und Platz benötigt das Unternehmen. Bei dem Wort „Modellbau“ liegt der Gedanke an Miniatureisenbahnlandschaften im Hobbykeller nahe – eine Bemerkung, die Rainer Waibel schmunzeln lässt. „Ja, Züge machen wir schon auch, aber im Maßstab eins zu eins.“ Ein maßstabgetreues Modell einer Straßenbahn hat das Unternehmen beispielsweise nach Glasgow verschifft, auch U-Bahnen, die heute durch München oder Kopenhagen fahren, gehen auf Modelle des Neusser Unternehmens zurück, im nächsten Jahr wird ein Modell für eine Bahn geliefert, die durch Sydney fahren wird. „Das Spannende ist eigentlich, dass wir hier Zukunft bauen, wir sind immer ein Stückchen vor dem Produkt, dass dann später im echten Leben eingesetzt wird“, erklärt Johannes Zech die Faszination seines Berufsstands. In dem Unternehmen, das auch Ausbildungsbetrieb ist, arbeiten Handwerker aus vielen Gewerken, neben Modellbauern sind Lackierer, Schlosser, Werkzeugmacher oder Kunststofftechniker an den Modellen beteiligt. „Es muss unheimlich viel mit bedacht werden, zum Beispiel die Ergonomie für den Lokführer, das Sichtfeld, die Materialeigenschaft oder die Frage, wo welche Elektronik verbaut wird“, erzählt Rüdiger Hoff, der seit sieben Jahren bei Zech und Waibel beschäftigt ist. Wenn man ihn fragt, was er an seiner Arbeit schätzt, zögert er nicht lange: „Es ist ein großer Abenteuerspielplatz, es gibt nichts, was wir nicht bauen können.“ Lagen die Anfänge des Unternehmens im Gießereimodellbau, hat sich die Palette stark erweitert, Kunden kommen aus dem Automobil- bis hin zum Messebau. „Wir machen 3D-Drucke, Werkzeugbau, technischen oder Architekturmodellbau, es gibt keine Grenzen“, so Rainer Waibel. Dass der Modellbau durch modernste digitale Visualisierungsmöglichkeiten ersetzt werden könnte, sieht Rainer Waibel nicht kommen. „Wir arbeiten natürlich mit moderner, digitaler Technik, aber Digitalisierung kann eben nicht alles, manche Dinge muss man im Wortsinne begreifen.“
Dass das Unternehmen am Freitag sein 25-Jähriges Bestehen feiern konnte, hätten die beiden Gründer nicht zu jedem Zeitpunkt vermutet. „Wir sind natürlich auch durch Krisen gegangen“, sagt Johannes Zech. Dazu gehört mit Sicherheit ein großer Cyberangriff im Jahr 2016 und, noch einschneidender, ein Großbrand vor vier Jahren, bei dem die gesamte Halle abgebrannt ist. „Da hatte ich kurzzeitig keine Lust mehr“, erinnert sich Zech. Mit Unterstützung, unter anderem durch die Stadt Neuss, konnte die neue Halle gebaut werden. Würden die beiden Gründer im Nachhinein noch einmal den Schritt in die gemeinsame Selbstständigkeit gehen? „Ein bisschen ist es natürlich wie in einer Ehe, es gibt gute und schlechte Zeiten, aber klar, ich wäre wieder dabei“, so Rainer Waibel. Und sein Kompagnon ergänzt: „Mit so einem Typen würde ich das immer wieder machen.“