Jubiläum in Neuss Modehaus Heinemann wird 200 Jahre alt

Als die Familie an den Niederrhein aufbrach, stand die Industrialisierung am Anfang. Noch heute steht das Haus für Kontinuität.

 Das Modehaus Heinemann – hier eine alte Aufnahme – ist für viele Neusser ein Stück Heimat.

Das Modehaus Heinemann – hier eine alte Aufnahme – ist für viele Neusser ein Stück Heimat.

Foto: Modehaus Heinemann

Im Grunde ist das Modehaus Heinemann in der Neusser Innenstadt längst ein Symbol für Heimat. Ganze Generationen von Neussern wurden dort eingekleidet. Manche kamen als Kind, sind längst erwachsen und kommen jetzt selbst mit ihren Kindern, zum Teil sogar schon mit den Enkeln. Geschäftsführer Jochen Niehoff kennt solche Begegnungen aus dem Tagesgeschäft. „Wir haben 60 bis 70 Prozent Stammkunden, zum Teil kommen Familien schon seit Generationen“, sagt er. Aber das alles lässt die traditionsreiche Geschichte des Modehauses nur erahnen. Es ist ein besonderes Jubiläum, das in diesem Jahr begangen wird. „Seit 1819 betätigten sich Mitglieder der Familie Heinemann im Handel und seit 200 Jahren befindet sich das Unternehmen in Familienbesitz“, erklärt Niehoff.

Die Kaufmannsfamilie Heinemann hatte zu Beginn des 19. Jahrhunderts den Sprung aus dem kleinen Sauerland-Städtchen Fredeburg an den Niederrhein unternommen, Zweige siedelten sich letztlich in Mönchengladbach, Düsseldorf und Neuss an. 1855 erfolgte in der Quirinus-Stadt der Kauf des Hauses Büchel A 109, das den Namen „Zum güldenen Klotz“ trug, elf Jahre später folgte der Kauf des Hauses Büchel C 85, damals unter dem Namen „Zu den drei Kronen“ bekannt. Das schildert Irmgard Ruhs-Woitschützke in dem von Stadtarchivar Jens Metzdorf herausgegebenen Buch „150 Bürger – die Bürgergesellschaft zu Neuss 1861-2011“ und gibt dabei Einblicke in die damalige Zeit.

Als die Mitglieder der Familie Heinemann an den Niederrhein aufbrachen, stand die Industrialisierung noch in den Anfängen. Heute ist es die Digitalisierung, die den Handel umtreibt. Doch egal, wie sich die Welt veränderte, das Modehaus Heinemann stand für die Neusser auch für Kontinuität. „Im historischen Haus ,Zu den drei Kronen’, das gegenüber dem heutigen Gebäude lag, versorgte Heinemann schon die Großeltern und Urgroßeltern der heutigen Kunden mit zeitgemäß hochwertiger Mode“, sagt Niehoff. „Dieses geschichtlich interessante Gebäude musste später leider moderneren Bauten weichen, und so zog der Einzelhandel zuerst in einen Teil des heutigen Gebäudes am Büchel.“

Im Lauf der Jahre wurde die Geschäftsfläche dort ständig erweitert und modernisiert. 1981 erfolgte ein großzügiger Umbau des gesamten Gebäudes sowie eine Vergrößerung der Fläche. Der Großhandel, der bis dahin auf der Hamtorseite des Hauses seine Geschäftsräume hatte, wurde in sein neues Domizil an der Carl-Schurz-Straße ausgelagert. Es entstand ein direkter Durchgang vom Büchel zur Hamtorstraße, die Verkaufsfläche wurde auf mehr als 3500 Quadratmeter auf fünf Etagen ausgeweitet. Drei weitere Heinemann-Ladenlokale in der City mit den Sortimenten Kindermode, Bettwaren und Gardinen wurden im Zuge der Vergrößerung in die neugestalteten Geschäftsräume integriert. Es folgten weitere Investitionen, 2010 wurde zum Beispiel die altbekannte Fassade komplett erneuert, 2016 erfolgte eine großflächige Umgestaltung. Dabei wurden 2500 Quadratmeter umgebaut.

 Der Geschäftsführer Jochen Niehoff.

Der Geschäftsführer Jochen Niehoff.

Foto: Woitschuetzke,Andreas (woi)
 Im Lauf der Jahre wurde die Geschäftsfläche ständig erweitert und modernisiert.

Im Lauf der Jahre wurde die Geschäftsfläche ständig erweitert und modernisiert.

Foto: Modehaus Heinemann

Natürlich gibt es verschiedene Pläne für die Zukunft, aber erstmal steht das Jubiläumsjahr an. Für die Kunden sind dazu Aktionen geplant. Aber das Modehaus hat auch ein Motto. „Heinemann steht zu Neuss – Heinemann ist gut für Neuss“ lautet es. Auf eine große Feier mit Honoratioren wird bewusst verzichtet. „Stattdessen wird es zwei Spenden, gespeist von den Gesellschaftern, im jeweils fünfstelligen Bereich für karitative Einrichtungen geben“, erklärt Niehoff. Dabei handelt es sich um das Augustinus-Hospiz sowie den Sozialdienst katholischer Frauen (SkF).

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