Mitmachkonzert in Neuss Musik als Wunderwaffe bei Demenz

Neuss · Zu einem neuen Mitmachkonzert für Menschen mit Demenz und Angehörige lädt die Musikschule ein. Bei dem Konzert teilen sich Musiker und Gäste die Bühne.

Georg Corman bietet in einem Neusser Seniorenzentrum bereits entsprechende Musikstunden an, nun wird der Musiker das Ganze erstmals als Mitmachkonzert veranstalten.

Georg Corman bietet in einem Neusser Seniorenzentrum bereits entsprechende Musikstunden an, nun wird der Musiker das Ganze erstmals als Mitmachkonzert veranstalten.

Foto: Andreas Woitschützke

Bei diesem Konzert teilen sich die Musiker mit ihren Gästen die Bühne: Denn bei dem Konzert, das die Musikschule am Sonntag, 19. März, 15 Uhr, im Pauline-Sels-Saal anbietet, handelt es sich um ein Mitmachkonzert für Menschen mit Demenz, ihren Angehörigen und allen Interessierten. „Wir werden zusammen im Kreis sitzen, gemeinsam singen und uns bewegen“, erzählt der Musikdozent und Komponist Georg Corman, der zugleich eine Ausbildung als Musikgeragoe, eine Fachdisziplin, die sich aus Musikpädagogik und musikalischer Bildung im Alter zusammensetzt, absolviert hat.

Seit gut einem Jahr bietet er im Neusser Seniorenzentrum Heinrich-Grüber-Haus entsprechende Musikstunden für die Bewohner an. Dass dem Ganzen ein konzertanter Rahmen gegeben wird, sei dagegen neu: All das geschieht unter dem Motto „Frühling lässt sein Blaues Bande wieder flattern durch die Lüfte.“ Zusammen mit Anja Lautermann (Flöte) und seiner Frau, der Musikgeragogin und Sängerin Michaela Corman, wird Georg Corman am Klavier einen musikalischen Nachmittag mit Kompositionen aus Klassik, Romantik, Volkslied, Schlager und Salonmusik gestalten. „Musik ist etwas, das jeden unmittelbar erreicht, sie spricht nicht nur einen Bereich im Gehirn an, sondern viele verschiedene“, erklärt er.

Das Besondere: Bei musikalischen Aktivitäten würden viele gar nicht merken, dass sie gerade Sprach- oder Bewegungsübungen machen. „Die Musik ist so etwas wie eine Wunderwaffe.“ So gehört zu seinen schönsten Erfahrungen, dass Menschen, die zunächst völlig in sich gekehrt waren bei Liedern, die sie selbst noch aus ihrer Jugend kannten, auf einmal lächelten oder gar anfingen mitzusingen. „Manchmal kommt es dann auch zu Situationen, dass mir jemand sagt, da gibt es aber auch noch eine vierte Strophe, die nicht einmal ich kenne“, erzählt Corman und lacht.

„Musik ist der vielbeschriebene Königsweg zu Menschen mit Demenz“, sagt auch Benjamin Strasser vom Bundesmusikverband. „Sie baut Klangbrücken zu Erinnerung, Angehörigen und Betreuerinnen und Betreuern.“ Und so können sich Ensembles ab Sommer 2023 auch für das Projekt „Länger fit durch Musik“, das von der Bundesregierung ins Leben gerufen wurde, für eine Weiterbildung und Förderung bewerben. Bei dem Neusser Mitmachkonzert sollen alle Sinne angesprochen werden: So wird nicht nur gemeinsam gesungen, es sollen auch bunte Tücher verteilt werden, mit denen die Teilnehmenden dann Bewegungen zur Musik machen können.

Auch sei es sowohl für sie als auch ihre Angehörigen ein Angebot, in dem sie ganz unkompliziert in den Musikgenuss kommen können: „Hier stört es niemand, wenn zwischendurch jemand mal dazwischen ruft oder mittendrin auf Toilette muss“, sagt Corman. Außerdem seien alle Zugänge barrierefrei und die Konzertdauer betrage nur eine Stunde, was für diejenigen von Vorteil ist, die vor langen Konzertdauern zurückschrecken. Ab 15 Uhr heißt es Ankommen und Einstimmen, das Konzert beginnt um 15.30 Uhr. Eine Anmeldung unter musikschule@stadt.neuss.de ist erforderlich. Der Eintritt ist frei.

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