Zum Vergleich: Mit Krefeld (minus 19,3 Prozent) und Mönchengladbach (minus 7,3) sind die beiden anderen Großstädte des Kammerbezirks die Verlierer des Strukturwandels. Dort konnte der Niedergang der Textilindustrie und der damit verbundene Verlust an Arbeitsplätzen nicht ausgeglichen werden. Auch in Neuss halbierten sich seit 1976 nahezu die Blaumann-Jobs — erinnert sei nur an die Schließung des Traktoren-Herstellers Case. Doch parallel blühte die Dienstleistungssparte auf, sie legte 130 Prozent auf jetzt über insgesamt 23000 Arbeitsplätzen zu. Stärkste Sparte ist dabei das Gesundheitswesen (Krankenhäuser, Ärzte, Rehabilitation) mit über 4000 Beschäftigten. Das breite Arbeitsplatz-Angebot hält die Arbeitslosenquote relativ gering. Während in Neuss im Dezember 7,0 Prozent ohne Arbeit waren, sind es in Mönchengladbach 11,3 Prozent.

Der Neusser Erfolg hat viele Gründe. Den breiten Branchenmix aus Lebensmittelindustrie, Logistik und anderen Dienstleistungen führt Wolfgang Düsing (57) an, Leiter der Abteilung Statistik und Stadtforschung im Rathaus. Georg Ficke spricht die günstige Lage, die Nähe zur Landeshauptstadt Düsseldorf an und Bürgermeister Herbert Napp (63) sieht die Flächenpolitik der Stadt bestätigt: "Wir müssen immer ausreichend Grundstücke für ansiedlungswillige Firmen im Angebot haben." Da in der Stadt langsam aber sicher die Vorräte knapp werden, drängt der Bürgermeister auf einen neuen Flächennutzungsplan: "Noch sind wir bei den Arbeitsplätzen vorn. Das ist schön. Wenn wir aber vorn bleiben wollen, dürfen wir die Weichenstellung jetzt nicht verschlafen."