Lieferverkehr in Neuss Mit Mikro-Depots gegen zu viel Verkehr

Neuss · Im Lieferverkehr sollen in Zukunft auf der „letzten Meile“ zum Kunden vor allem Lastenfahrräder eingesetzt werden. Dazu sollen sogenannte Mikro-Depots eingerichtet werden. In Neuss könnte das Projekt bereits 2021 starten.

 Der Lieferverkehr nimmt stetig zu. Wie Innenstädte entlastet werden können, hat eine Machbarkeitsstudie ermittelt.

Der Lieferverkehr nimmt stetig zu. Wie Innenstädte entlastet werden können, hat eine Machbarkeitsstudie ermittelt.

Foto: dpa/Rolf Vennenbernd

Das Problem kennt jeder. Immer mehr Paketlieferanten bringen ihre Waren zum Online-Käufer, das belastet den Straßenverkehr. So bequem das Shoppen vom heimischen Sofa aus sein mag, hat es neben den Auswirkungen auf den stationären Einzelhandel auch zentrale Folgen: Dauerstaus, Parkplatzmangel und Umweltbelastungen. Der Lieferverkehr trägt zur Überlastung der innerstädtischen Infrastruktur bei. Um dieses Problem zu mindern, hat die Industrie- und Handelskammer (IHK) Mittlerer Niederrhein eine Machbarkeitsstudie zur Entwicklung sogenannter Mikro-Depots in Neuss, Mönchengladbach und Krefeld in Auftrag gegeben. Diese Umschlagplätze sollen allen KEP-Dienstleistern (Kurier-, Express- und Paketdienste) als gemeinsame Logistikbasis zur Verfügung stehen.

Im Blick ist dabei die finale Strecke („letzte Meile“) zum Kunden. Wolfgang Baumeister, Leiter des Bereichs Verkehr und Infrastruktur bei der IHK Mittlerer Niederrhein, erklärt, dass in einem Mikro-Depot rund 1440 Pakete pro Tag umgeschlagen werden könnten. „Bei circa 280 Zustelltagen wären das rund 400.000 Pakete pro Jahr“, sagt er. Und das führe nicht nur zu einer spürbaren Entlastung der Innenstädte von Lkw-Verkehr, schließlich soll die Zustellung auf der „letzten Meile“ mit Lastenfahrrädern erfolgen. Baumeister ist überzeugt: „Auch die Luftqualität in den Innenstädten würde sich verbessern.“ Es handele sich um einen Ansatz mit mehreren positiven Effekten. Das zeige die Machbarkeitsstudie, die vom NRW-Verkehrsministerium finanziell unterstützt wurde und nun vorliegt.

Jetzt aber muss der nächste Schritt in Richtung Umsetzung erfolgen. Die Studie wurde kürzlich einem Fachpublikum vorgestellt, ein Handbuch mit den Ergebnissen wurde an NRW-Verkehrsminister Hendrik Wüst übergeben. Das Ministerium soll bei der Realisierung mit ins Boot geholt werden. IHK-Hauptgeschäftsführer Jürgen Steinmetz erklärt, dass eine Förderung dafür beantragt wurde. Es komme aber auch darauf an, dass die Städte und Stadträte mitziehen und die Voraussetzungen für die Mikro-Depots schaffen.

Für Neuss hat Planungsdezernent Christoph Hölters bereits signalisiert, das Projekt weiter zu unterstützen: „Die Entwicklung des Geländes der ehemaligen Schraubenfabrik Bauer und Schaurte könnte eine Chance sein, ein Mikro-Depot in Neuss zu realisieren.“ Das Depot soll von Bürgern auch zum Abgeben und Abholen von Paketen genutzt werden. Laut Wolfgang Baumeister sind zwei weitere Standorte in Neuss im Blick: eines am Meererhof, das andere an der Salzstraße.

Zunächst gilt es nun, alle Partner, die es für die Einführung eines Mikro-Depots braucht, zusammenzubringen und die Immobiliensuche abzuschließen. „Geht alles glatt, könnten wir 2021 in Neuss starten“, sagt Baumeister. Langfristig soll es nicht bei einem Mikro-Depot bleiben. Baumeister: „Ideal wäre ein Netzwerk solcher Depots.“

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