Michael Hesemann Neusser spricht im UNO-Hauptquartier in New York

Neus · Auf Einladung des neuen ständigen Vertreters des Heiligen Stuhls an den Vereinten Nationen, Erzbischof Gabriele Caccia, sprach der Neusser Historiker Michael Hesemann (55) jetzt auf einer Gedenkveranstaltung zum Holocaust im UNO-Hauptquartier in New York.

 Hesemann war einer von acht internationalen Experten.

Hesemann war einer von acht internationalen Experten.

Foto: Hesemann/Michael Hesemann

Hesemann war einer von acht internationalen Experten, die vor 300 Diplomaten und Vertretern der Weltreligionen zum 75. Jahrestag der Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz über die Bemühungen des Vatikans und des Papstes Pius XII. zur Rettung der verfolgten Juden sprachen. Neben ihm kamen unter anderem auch Limore Yagil von der Sorbonne als Vertreterin der Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem, Matteo Napolitano vom Päpstlichen Komitee für Geschichtswissenschaften, Vatikan-Archivar Johan Ickx und der Jude Gary Krupp zu Wort, dessen „Pave the Way-Foundation“ sich seit zwei Jahrzehnten für die Aussöhnung von Juden und Katholiken einsetzt.

Der Neusser legte auf der Veranstaltung an der UN Dokumente vor, die beweisen, dass der Vatikan bereits unmittelbar nach der Pogromnacht am 9. November 1938 den Plan hatte, über 200.000 Juden aus Deutschland zu evakuieren; ein Vorhaben, das daran scheiterte, dass zu wenig Staaten Visa für jüdische Flüchtlinge ausstellten. Später versuchte der Papst in über 40 diplomatischen Interventionen, Deportationen von Juden in die Todeslager zu verhindern. Als die Juden Roms während der Besetzung durch die Nazis deportiert werden sollten, gelang es dem Papst nicht nur, die „Judenaktion“ noch während der ersten Verhaftungsstelle zu stoppen – er gewährte auch etwa 4500 Juden im Vatikan und in über 200 römischen Klöstern Zuflucht.

Hesemann wird einer der 30 ersten Historiker sein, die am 2. März Zugang zu insgesamt 15 Millionen Seiten bislang unveröffentlichten Dokumenten aus dem Pontifikat Pius XII. (1939-1958) bekommen. In seinem Buch „Der Papst und der Holocaust“ wertete er bereits rund 5500 vom Vatikan vorab veröffentlichte Dokumente aus.

(NGZ)
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